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Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Titel: Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Reddas
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und wickle dann vorsichtig den Verband ab. Die Wunde blutet zwar nicht, sieht aber ansonsten auch nicht besser aus als vorhin. Aber Tom hat recht, nach ein paar Stunden kann man da nicht viel erwarten. Ohne großartig auf die Verletzung zu gucken, weil ich sonst Angst haben muss, mich übergeben zu müssen, weil es nicht gerade angenehm ist, ein Loch im Fleisch zu sehen, versorge ich sie so gut es mir möglich ist und bin wieder recht zufrieden, als ich fertig bin. Zerknirscht sieht Tom mich an und nickt mir dankbar zu. Es hat mal wieder wehgetan, ich weiß. Aber trotzdem, es geht halt nicht anders, da kann ich auch nichts tun. Die Schmerztabletten scheinen vorhin ja auch nicht sonderlich geholfen zu haben und zu einem Arzt oder ins Krankenhaus will er ja auch nicht, da kann ich nichts machen! „Okay, danke, ich werde mich kurz etwas ausruhen und dann meine Eltern anrufen!“, sagt er leise und scheint noch immer zu versuchen seine Schulter zu ignorieren. „Okay und ich werd gleich duschen gehen!“, teile ich ihm mit und räume die Arzneien zusammen, während Tom sich hinlegt und ein paar Sekunden später auch schon eingeschlafen ist. Ich schnappe mir noch meine Sachen und gehe dann kurz zu der schlafenden Person rüber, die scheinbar friedlich schlummernd da liegt. Aber man sieht, dass der Schein trügt, denn er schwitzt wieder und atmet schwer. Er hat sich extra auf die linke Seite gelegt, damit seine Schulter nirgends anstößt. Sachte lege ich meine Hand auf seine Stirn und merke, dass sie noch immer zu warm ist, also scheinen auch da die Tabletten nicht geholfen zu haben. Lässt sich hoffen, dass es ihm morgen besser geht ... Langsam gehe ich ins Bad und entdecke sogleich, dass nicht nur eine Dusche hier vorhanden ist, sondern auch eine Badewanne! Lächelnd gehe ich zu der Wanne und drehe den Hahn auf. Endlich etwas Normalität! Endlich entspannen und einfach nur mal Ruhe haben! Wohlig aufstöhnend gleite ich in das warme Nass, als die Wanne voll Wasser und Schaum ist. Oh Gott, tut das gut! Hätte mir wer vor zwei Stunden gesagt, dass ich bald so entspannt sein werde, dann hätte ich ihm einen Vogel gezeigt, aber das hier ... scheint mir gerade wie ein Traum zu sein!

    Eine halbe Stunde liege ich schon in der Wanne und höre Tom leise reden, als ich mir gerade warmes Wasser nachlasse, damit mir nicht kalt wird. Tom wird wohl wieder aufgewacht sein und mit seinen Eltern telefonieren. Augenblicklich verlässt der größte Teil der Entspannung meinen Körper und lässt dafür Unbehagen sich breitmachen. Ich ahne nichts Gutes, ich will nicht noch mehr schlechte Nachrichten hören! Ich lehne mich wieder zurück, nachdem das Wasser wieder warm genug ist, und will gerade meine Augen schließen, um mich wieder entspannen zu können, als es wie verrückt anfängt, gegen die Tür zu hämmern. „Barry! Los mach auf! Meine ... meine Eltern! Meine Großeltern, mach auf, Barry!“, schreit Tom mit schwacher, aber dennoch undeutbarer Stimme durch die Tür, was mir einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Zittrig steige ich aus der Wanne, trockne mich ab und ziehe mich dann noch schnell an, bevor ich Tom die Badtür aufmache, der die ganze Zeit noch weiter gerufen und geklopft hat. Ich hab Angst. Die ganze Entspannung und Unbeschwertheit ist aus meinem Körper gewichen und versucht diesem klarzumachen, dass sie nie da war ... „Was denn?“, frage ich flüsternd, sodass es schon fast ein Wunder ist, dass Tom verstanden hat. Sofort fällt er mir um den Hals, schlingt seine Arme um meinen Körper, wobei er eigentlich Schmerzen haben muss, aber es kommt kein einziger Schmerzenslaut über seine Lippen. „Ich hab gerade mit meiner Mutter telefoniert und die hat gesagt, dass meine Großeltern im Krankenhaus auf der Intensivstation im Koma liegen! Kurz, nachdem Großvater Fabio losgeschickt hat, wollte Großvater zu mir in die Villa fahren, um zu sehen, ob noch wer da ist und die dann ... du weißt schon und ... und er ist so wütend gewesen und ist so gerast, dass er von der Fahrbahn abgekommen und gegen eine Mauer gefahren ist! Die Chancen für die Beiden stehen schlecht, morgen soll sich eher sagen lassen, ob sie durchkommen, aber sie werden es sehr wahrscheinlich nicht schaffen!“, freut er sich und ... Es ist so absurd. Jeder würde vermutlich fassungslos den Kopf schütteln und Tom in die Klapse stecken, immerhin freut er sich, dass seine Großeltern vielleicht sterben werden, aber ich kann ihn verstehen!

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