Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
kam, wie es uns geht und ob wir was wissen. Also wegen meinen Großeltern und so. Ich hab es ihm erklärt und na ja, er ist zwar noch etwas sauer, weil ich ihn nicht selber angerufen hab, also als wir abgehauen sind, aber er ist auch erleichtert zu wissen, dass bei uns alles gut ist. Mehr oder minder ...“, erzählt er und scheint letztendlich doch ganz zufrieden zu sein. Die Erleichterung jetzt auch über das Wohlergehen seines besten Freundes Bescheid zu wissen, ist ihm deutlich anzusehen und ich muss ehrlich zugeben, dass es mich freut.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, greift er nach seiner Pizza und isst sie nun auch auf, bis der Teller vollkommen leer ist und er ihn etwas von sich schiebt. „Dann … Kannst du unsere Sachen packen? Also ich ... wäre dir wirklich dankbar. Na ja und dann müssen wir auch weiter. Wenn es zu spät wird, nimmt uns am Ende niemand mehr auf und das muss ich nicht unbedingt haben“, fragt Tom nach und lächelt mich bittend an. Gesagt, getan. Eine halbe Stunde später sitzen wir wieder im Auto und fahren durch die Stadt. Ich hab keine Ahnung, wo wir sind, weil ich ja noch immer nicht die komische Schrift lesen kann. Und selbst wenn ich es könnte, könnte ich wohl kaum was mit dem Namen anfangen. „Wolltest du nicht eigentlich auch nochmal deine Eltern anrufen? Also wegen deinen Großeltern?“, frage ich irgendwann nach, als ich auf eine Schnellstraße abbiege, um nicht ewig durch die ganzen Nebenstraßen zuckeln zu müssen. „Nein. Sie sagten, dass sie sich melden, wenn es etwas Neues gibt. Ich denke und hoffe, dass sie sich morgen melden, immerhin meinten sie ja, dass es sich wahrscheinlich heute entscheidet, ob sie durchkommen oder nicht. Wir bleiben jetzt erst mal solange in der Pension, wenn wir denn eine gefunden haben, und sehen weiter, wenn sich meine Eltern gemeldet haben!“, wendet sich Tom etwas zu mir und sieht mich erwartend an. Vermutlich will er eine Zustimmung, die ich ihm in Form eines Nickens gebe. Soll ich „Nein“ sagen? Davon abgesehen, dass ich ja wirklich einverstanden bin, würde Tom wohl kaum einen Widerspruch gelten lassen, außer er wäre wirklich geistreich. Von mir kann man das im Moment allerdings eher weniger erwarten ... Ich glaube in Sachen Flucht lasse ich lieber Tom die Oberhand, er scheint da besser durchzublicken als ich. Auf einmal klingelt Toms Handy und er nimmt den Anruf entgegen. Gespannt versuche ich während dem Fahren, ein wenig zu lauschen und kann zumindest erahnen, dass es Toms Eltern sind. Nach wenigen Momenten winkt er mit der Hand und bittet mich damit, an die Seite zu fahren. Geduldig hört er den Worten seiner Mutter zu und fängt von Sekunde zu Sekunde immer mehr an zu strahlen. Nach einigen Minuten legt er auf und hat während dem „Gespräch“ nicht ein Wort gesagt. Außer ein paar Mal ein „Mhm“ oder „Hmm“, ist nichts von ihm zu hören gewesen.
Kapitel 22
„Sie sind tot … Mein Großvater ist vor drei Stunden gestorben und … meine Großmutter vor einer halben Stunde. Wir … können morgen zurück nach Deutschland fahren!“, haucht er fast schon fassungslos und scheint es selber gar nicht glauben zu können. Ich brauche auch erst mal ein paar Sekunden, bis ich wirklich merke, dass es real zu sein scheint und kein Traum oder irgendein Hirngespinst ist. Tom hat gesagt, dass seine Großeltern tot sind … Tot … in real … Wirklichkeit … „Heißt das, wir fahren jetzt noch in eine Pension und fahren morgen früh, Richtung Deutschland?“, frage ich dennoch vorsichtshalber nach, will mich nicht zu früh freuen und sicher gehen, dass es wirklich Wirklichkeit ist. Dass ich nichts falsch verstanden habe. „Ja, wir ruhen uns gleich aus, schlafen ein Weilchen und dann fahren wir Richtung Deutschland!“, bestätigt Tom und nickt bekräftigend. Deutschland … Nach Hause! „Aber ich hab doch vorhin eine Weile geschlafen, ich kann jetzt ruhig noch ein paar Stunden fahren! Da können wir uns doch schon mal auf den Rückweg machen und du kannst schon ein bisschen schlafen, nachdem du mir gezeigt hast, wo es zurückgeht! Und wenn ich der Meinung bin, zu müde zum Fahren zu sein, kann ich uns ja eine Pension suchen!“, freue ich mich überschwänglich und würde Tom am liebsten um den Hals fallen, vor Freude, unterlasse das aber lieber wegen seiner Schulter. Einige Momente sieht er mich skeptisch, prüfend an, ehe er nickt und lächelt. „Ja, du siehst noch recht munter aus. Dann fahr auf die Autobahn und ich
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