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Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Titel: Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Reddas
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antworte ihm deswegen auch nicht. Stattdessen gebe ich ihm mit meinem Blick zu verstehen, dass ich seine Worte zur Kenntnis genommen habe und sie akzeptiere. Ich werde nichts dagegen sagen, dazu ist mir die Zukunft viel zu ungewiss. Ich werde ihm aber auch nicht zustimmen, denn dafür bin ich noch viel zu unsicher in Bezug auf Tom selbst. Ich glaube ihm, dass er so ist, wie er sich jetzt gibt und ich schenke auch seinen vergangenen Worten Glauben. Aber eigentlich kenne ich ihn kaum, weshalb ich mein vollkommenes Vertrauen doch lieber für mich behalte und ihm, vielleicht, irgendwann etwas davon abgebe. Jetzt müssen wir aber erstmal aus der ganzen Sache wieder heil rauskommen, wobei man da bei Tom wohl nicht von heil reden kann. Aber so gut wie möglich müssen wir das Ganze hier dennoch hinter uns bringen und hoffen, dass irgendwann alles wieder gut wird. Vielleicht ja sogar schneller als wir denken. Ich weiß es nicht, ich sag ja ... die Zukunft ist viel zu ungewiss. Vielleicht liegen wir in zwei Minuten beide tot auf dem Boden, vielleicht ist der Hotelangestellte, der uns das Essen bringen wird, einer von denen und wird uns qualvoll verenden lassen, vielleicht ist aber auch niemand mehr hinter uns her, Toms Großeltern bald tot und in zwei Tagen ist alles wieder gut!? Ich weiß es nicht ...

    „Roomservice!“ Es klopft auf einmal an der Tür und lässt mich unverhofft aufschrecken, sodass ich Tom aus Versehen leicht von mir stoße, natürlich an seiner Schulter. „Entschuldige!“, presse ich schnell heraus und eile dann zur Tür. Dort nehme ich die beiden Pizzen entgegen und verabschiede mich wieder von dem jungen Mann. Tom hat sich schon an den Couchtisch gesetzt und schaut mich stumm an. Kein Wort kommt über seine Lippen. Nicht mal sein Blick sagt etwas aus. Aber ich will jetzt auch nicht weiter darauf achten und mir den Kopf über Dinge zerbrechen, an denen ich eh nichts ändern kann oder die ich von alleine eh nicht ausmachen kann, weshalb ich einfach ebenfalls zurück zur Couch gehe und mich darauf fallen lasse. Meine Pizza stelle ich vor mich, während ich Toms zu ihm rüber schiebe und einfach anfange zu essen. Während des Essens ist es still. Mit vollem Mund spricht man ja nicht, wie wohl auch Tom mehr als ein bisschen eingebläut wurde. Bemitleidenswert, wenn man mich fragt, aber leider auch nicht rückgängig zu machen. Besser eine lockere Kinderstube, als eine halb versklavte und hundertprozentig einengende. Aber wie gesagt, ändern kann man jetzt eh nichts mehr daran. Hoffen, dass es besser wird, ist da wohl das Einzige. Dennoch gibt mir die Stille viel zu sehr die Möglichkeit weiter nachzudenken, weshalb mich meine Gedanken dummerweise nicht loslassen und mir sich irgendwann unweigerlich die Frage stellt, was denn eigentlich mit Paul ist. Wenn ich mich recht erinnere, sollte er unser Trauzeuge sein, also musste er doch auch bei der Hochzeit gewesen sein ... „Wasch isch eigentlüsch mit Paul?“, frage ich also doch kauend, vergesse einfach mal meine gute Erziehung. Mir doch egal, Mama wird es mir verzeihen und Tom wohl erst recht. Vielleicht wieder eine kleine Herausforderung für ihn, wie das mit dem bockigen Jungen, der er zu Hause wahrscheinlich nie sein konnte. Kurz kann ich sehen, dass Tom innehält, dann aber weiter kaut und schwer schluckt. „Er war genauso ... benachrichtigt worden, wie meine Männer. Meine Eltern meinten, dass er, kurz bevor die Zeremonie anfangen sollte, zum Telefonieren raus gegangen ist und nicht wieder kam“, erzählt er trocken und schaut einen Moment mit einem undefinierbaren Blick auf seine Pizza. „Meinst du, ihm ist was passiert?“, frage ich besorgt, weil ich nicht genau weiß, warum Tom denn so komisch ist, auf einmal. „Na ja, er hat sich nicht gemeldet. Ich glaube nicht, dass ihm was passiert ist. Das hätten erstens bestimmt meine Eltern mitbekommen und zweitens war er ja, laut meinen Eltern, schon weg, bevor es ersichtlich war, dass wir nicht mehr kommen. Aber ist trotzdem ein bisschen komisch. Ich weiß nicht, was da los sein kann“, murmelt er leise und zupft, wahrscheinlich ohne, dass er es selber bewusst wahrnimmt, an seiner Pizza. „Ruf ihn doch an!“, fordere ich ihn daraufhin auf und drehe sein Gesicht in meine Richtung, damit er nicht mehr so abwesend ist. „Ich weiß nicht ...“, murmelt er dennoch wieder, was mich jetzt doch die Nase rümpfen lässt. Ich mag den gemeinen, aufmüpfigen und hochnäsigen Tom nicht, aber den kleinen,

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