Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
wenigstens in Ruhe, wenn wir alleine sind. Ich hasse dich!“, schnappe ich hastig nach Luft und renne dann auf den Balkon, wieder mit einer Zigarette und einem Feuerzeug. Ich brauch jetzt einfach meine Ruhe. Lange steh ich draußen. Ich weiß nicht wie lange, aber als ich gänzlich aus meinen Gedanken wieder aufwache, merke ich, dass es bereits dunkel ist. Wie lang steh ich jetzt schon hier draußen? Vier Stunden? Fünf? Sechs? Ich weiß es nicht, ich weiß ja nicht mal, wie lange es schon dunkel ist! Die ganze Zeit ist Tom nicht zu mir gekommen, hat mich wirklich in Ruhe gelassen und mich nicht einmal gestört. Ich bin ihm dankbar dafür. Das bin ich wirklich. Ich weiß, dass ich es eigentlich nicht sein muss, immerhin ist es normalerweise eine Selbstverständlichkeit, aber ich weiß genauso, dass es das hier nicht ist.
Seufzend drehe ich mich um, Richtung Schlafzimmer und reibe mir leicht fröstelnd über die Arme. Heute ist es nicht so arg kalt, aber ich hab nur Socken an und keine richtige Jacke, abgesehen von der Anzugsjacke. „Barry?“, steht auf einmal Tom im Türrahmen und sieht mich prüfend an. Er sieht gestresst aus, nicht wirklich wohl oder zufrieden, geschweige denn glücklich. Na ja, seine Familie ist nicht leicht, da ist es zu verstehen und trotzdem interessiert es mich nicht wirklich, denn mir geht’s hier gewiss schlechter als ihm. Außerdem ist er doch selber schuld! „Was denn?“, frage ich desinteressiert nach und trete endlich wieder ins Schlafzimmer, wo mich die wohlige Wärme in Empfang nimmt und einhüllt. „Abendessen ist fertig, wir warten auf dich!“, spricht Tom weiter und sieht mit gelüpfter Augenbraue zu, wie ich mich auf das Bett fallen lasse. „Sag, dass es mir nicht gut geht. Aufregung wegen der Hochzeit oder so, ich weiß nicht, aber ich möchte jetzt nichts essen und auch nicht unten am vollen Tisch sitzen, also ... ja“, seufze ich abermals und wische mir übers Gesicht. „Bist du sicher?“, hakt Tom nach und mustert mich intensiv. Er weiß, dass es nicht direkt stimmt, sondern ich jetzt einfach keine Lust habe mit nach unten zu kommen und ... Er akzeptiert es wirklich! „Ich bring dir eine Kleinigkeit mit hoch!“, lächelt er, kommt auf mich zu und gibt mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Ergeben schließe ich meine Augen, will doch einfach von ihm in Ruhe gelassen werden. Wieso versteht er es nicht? Ich hab es ihm doch schon so oft gesagt! Langsam öffne ich wieder meine Augen und will schon was zu dem Kuss sagen, als ich sehe, dass Tom längst nicht mehr im Raum ist. „Mann!“, stöhne ich genervt und lasse mich gänzlich nach hinten fallen, starre genervt die Decke an. Ich halte das nicht mehr aus, verdammt, das soll endlich zu Ende sein! „Ganz ruhig, Barry, das ist bald alles vorbei. Übermorgen heiratet ihr und dann lässt er dich bald gehen, das hast du doch gehört! Und dann siehst du ihn nie wieder und alles ist wieder gut!“, rede ich mir selber gut zu und schlage mit der Faust in die dicke Decke. Seufzend greife ich einfach nach der Fernbedienung und schalte den großen Fernseher ein. Ich brauche Ablenkung und Normalität und die bekomme ich jetzt nur mit so was! Tief kuschle ich mich in die Decke und starre wie gebannt auf den Fernseher. „Anna und die Liebe“ kommt da gerade und lässt mich genervt aufseufzen. Wie kann man so was gucken? Hastig drücke ich irgendwelche Knöpfe auf der Fernbedienung und hoffe, dass ich nicht wieder so eine dumme Seifenoper erwische. Und tatsächlich, „Lenßen und Partner“ … Der Fernseher will mich doch verarschen, ey! Wieder drücke ich hastig irgendwelche Knöpfe und bleibe jetzt bei „American Dad“ stehen. Gott sei Dank! Die Serie ist zwar genauso sinnfrei wie die ganzen Anderen, aber immerhin kann man sich das angucken! Nichts geht über amerikanische Sendungen, die deutschen können es halt einfach nicht, ganz ehrlich!
„So, ich hoffe du hast ein bisschen Hunger, ich hab dir was von dem Geschnetzelten mitgebracht!“, reißt mich Tom aus meinen unpassenden Gedanken und kommt zu mir rüber. Prüfend schaue ich ihn an und gucke dann auf den dampfenden Teller. „Haben deine Eltern oder Großeltern, irgendwas gesagt?“, hake ich unsicher nach, hab ein bisschen Angst, dass sie jetzt irgendwie sauer sind oder so, dass ich nicht mit essen war. „Ich soll dir schöne Grüße von meiner Mutter sagen. Sie kann mitfühlen und war damals genauso aufgeregt!“, gibt Tom trocken von sich und stellt mir
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