Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
Leichtfüßig tapse ich also zu dem Kleiderschrank und ziehe mir einen von den etwas schlichteren Anzügen raus. Eine schwarze Hose mit dunkelgrauem Hemd, sodass es nicht zu großanlässig wirkt. Die Boxer streife ich mir unter dem Handtuch über, damit Tom mich nicht gänzlich nackt sehen kann, dann ziehe ich mir den Anzug an und am Schluss auch noch Socken. Schuhe ziehe ich mir erst wieder an, wenn ich runter gehe, die stehen auch noch im Bad. Unschlüssig stelle ich mich in den Raum, weiß im Moment nicht wirklich was mit mir anzufangen und auch nicht mit Tom. Ich weiß nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Ich bin noch immer sauer auf ihn, aber ich hab keine Ahnung, ob ich ihm das auch so zeigen kann, oder mich lieber zusammenreißen sollte, vergessen, in was für einer Situation ich hier stecke, hab ich ja noch immer nicht. Vielleicht sollte ich ... Unsicher aber dennoch mit gestrafften Schultern, gehe ich zum Bett rüber, auf dem Tom sitzt und sich mit dem Rücken gegen das Kopfende gelehnt hat, und setze mich mit nicht geringem Abstand zu ihm. Sagen tu ich dennoch nichts, er soll ruhig den Anfang machen, alles lasse ich ja auch nicht mit mir machen und immerhin eine Entschuldigung oder so was in der Art, wäre ja wohl allemal angebracht. „Willst du wissen, wieso ich es dir nicht gesagt habe?“, lässt Tom auch nicht lange auf sich warten und sieht mich noch immer so komisch an. Zaghaft nicke ich und warte gespannt auf seine Worte. Vielleicht verstehe ich ihn dann ja endlich mal ein bisschen mehr? „Ganz ehrlich ... Wärst du genauso ruhig geblieben, wenn ich dir gesagt hätte, was auf dem Spiel steht? Nein, sicher nicht und das wäre fatal gewesen! Ich hab versucht dir ... Na ja, ich hab versucht dir zu sagen, dass es nicht egal ist, wie du dich verhältst und ich hab gewusst, dass du dir so oder so dann auch Mühe geben würdest. Ich wollte nicht, dass du unnötig Angst hast und es dadurch am Ende versaust. Ich hab doch gewusst, dass du es kannst, und wollte nicht dein Leben aufs Spiel setzen, nur weil ich dir Angst mache ... auch wenn es die Wahrheit gewesen wäre. Umso mehr auf dem Spiel steht, um so aufgeregter ist man, erst recht, wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht und umso aufgeregter man ist, umso mehr Fehler macht man und ich wollte nicht, dass du unnötige Fehler machst und dich damit mehr in Gefahr bringst, als sein muss!“, erklärt mir Tom und schaut mich jetzt mit etwas mehr Leben in den Augen an.
Einige Momente sage ich kein Wort, schaue ihm dafür ununterbrochen in die Augen und will sehen ... Ja, was will ich eigentlich in ihnen sehen? Bestätigung? Vielleicht ... Ich weiß es nicht. „Wie wäre es, wenn du mich einfach gar nicht mehr in Gefahr bringst? Wenn du mich einfach heiratest und gut ist? Ich meine, von mir aus brauchen wir nicht heiraten, aber dass das unumgänglich ist, hab ich verstanden. Aber halte mich einfach aus sämtlichen anderen Sachen raus, ja? Halt mich einfach raus, ich will mit so was nichts zu tun haben! Ich könnte jetzt unter der Erde liegen, verstehst du Tom? Für etwas, wo ich keine Schuld dran hab, für etwas, was ich tun musste, womit ich nicht mal was zu tun haben will, was ich gar nicht machen will! Ich will mein Leben nicht wegen so was verlieren! Weißt du eigentlich, was ich für Angst hatte? Ist dir auch nur im Geringsten klar, was für eine scheiß Angst ich hatte, auch nur irgendwas falsch zu machen? Ich will doch einfach nur meine Ruhe, Tom! Lass mich einfach in Ruhe in den nächsten anderthalb Tagen, heirate mich übermorgen und lass mich dann gehen, aber lass mich verdammt noch mal einfach in Ruhe!“, werde ich am Schluss immer lauter und fange unsäglich an zu zittern. Erst jetzt wird mir wirklich das volle Ausmaß bewusst. Das, was wirklich hätte passieren können ... Ich hätte sterben können, einfach ... einfach so ... Einfach so ... Schluss ... Ein kleiner Fehler und alles wäre aus gewesen ... „Schhhhh ... ist gut, Barry ...“, flüstert Tom mir auf einmal zu und ist deutlich näher zu mir gerückt. Dicht vor mir sitzt er und streichelt mir beruhigend den Rücken.
Ich will das nicht! Er soll mich endlich in Ruhe lassen, ich will das verdammt nochmal nicht! Kann er einmal meine Wünsche beherzigen? Einmal versuchen, auf meine Wünsche einzugehen? „Lass mich bis zur Hochzeit einfach in Ruhe ... Lass mich einfach in Ruhe. Ich will nicht, dass du mich anfasst! Draußen bei den anderen ... okay, aber lass mich
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