Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
nicht, wie ich ihn abbrechen lassen kann ... Ich weiß es nicht …Als er allerdings meine Boxer runterziehen will, handelt mein Körper von selbst und gibt Tom eine laut schallende Ohrfeige. Geschockt sehe ich ihn an, kann selber nicht fassen, dass ich ihn gerade … wirklich … Ich hab ihn wirklich … geschlagen … Oh mein Gott …Wie erstarrt sieht Tom mich an, lässt aber keine Regung in sein Gesicht, die mir etwas über ihn verraten kann. Mit einem Mal lässt er gänzlich von mir ab und setzt sich neben mich, fährt sich schnaufend durchs Gesicht. Ich wage nicht irgendwas zu sagen, geschweige denn mich zu bewegen. Ich warte einfach ab, will sehen, ob er was sagt oder tut. Dennoch kann ich es nicht lassen und starre ihn die ganze Zeit an. Ich will vorbereitet sein und genau Bescheid wissen, was los ist. Was für Auswirkungen meine Handlungen haben.
„Keine Angst, ich schlag nicht zurück!“, keucht Tom, als er seine Wange leicht abtastet, steht dann auf und schnappt sich Feuerzeug und Zigaretten, mit welchen er auf den Balkon verschwindet. Es regnet und trotzdem geht er raus … Wegen mir, da bin ich sicher. Seufzend ziehe ich mir wieder die Anzughose und Jacke von gestern an und knöpfe auch das Hemd wieder zu, ehe ich meine Schuhe aus dem Bad hole und mir diese ebenfalls anziehe. Soll ich wirklich … Ja, ich soll! Noch einmal atme ich durch und trete dann zu Tom raus. „Ich wollte dich nicht schlagen, aber du hast das ja auch schon mal gemacht, außerdem wusste ich mir nicht anders zu helfen!“, erkläre ich ihm, spreche aber absichtlich keine Entschuldigung aus. Zu entschuldigen hab ich mich ja wirklich nicht, aber wenigstens was dazu sagen will ich, damit er nicht am Ende noch verärgert ist. Langsam gehe ich weiter, trete neben Tom und schaue, genauso wie er, den Balkon runter. Dort ist niemand und trotzdem lasse ich meinen Blick nach unten gerichtet. „Du brauchst nichts dazu sagen, ich versteh schon. Ich hätte es nicht machen sollen …“, sagt Tom tonlos und zieht an seiner Zigarette, die schon fast aufgeraucht ist. „Und wieso hast du es dann getan?“, frage ich nach und wende meinen Blick nun zu ihm, sehe ihn an. Eine Antwort auf meine Frage bekomme ich nicht, hake aber auch nicht noch mal nach. Wenn er mir nicht antwortet, antwortet er mir nicht, gewohnt bin ich das schon längst.
Kapitel 15
„Wir gehen nachher zum Kaffeetrinken runter, ich hab meinen Eltern gesagt, dass ich dich mitnehme, wenn es dir besser geht. Und du wirst runter kommen! Ich will nicht, dass sie misstrauisch werden oder mein Großvater noch weniger Sympathie empfindet. Außerdem soll das eine Art … Ja, keine Ahnung. Sie wollen halt wegen unserer Hochzeit Kaffeetrinken. Ich lasse sie machen. Sie wollen es halt gerne, also werde ich ihnen den Wunsch auch nicht verwehren“, erklärt Tom und drückt seine Zigarette aus, schnippt sie vom Balkon runter und dreht sich zu mir um. Ich nicke, als er zu mir schaut und nun endlich seinen Blick vom Asphalt gelöst hat. „Gut, dann ist das ja geklärt!“, seufzt er und lässt ganz kurz ein Zittern durchblicken. Sein Körper und seine Stimme … „Bist du immer noch aufgeregt?“, frage ich nach, will, dass er ein bisschen lockerer wird, denn wenn ich etwas geschnallt hab in den letzten Tagen bzw. Wochen, ist es, dass ein nervöser Tom auch gefährlich sein kann. „Vielleicht!“, bekomme ich allerdings zurück und kann nicht wirklich viel mit der Antwort anfangen. „Wieso vielleicht?“, frage ich also wieder nach und gehe ihm hinterher, trete wie er ins Schlafzimmer und schaue ihn von der Seite her an. Langsam dreht er sein Gesicht zu mir, hält einen Moment inne, ehe er sich wieder abwendet. „Weil ich dir versprochen hab, dich nicht mehr anzulügen.“ „Was soll das heißen, weil du mir versprochen hast, mich nicht mehr anzulügen? Das hat doch damit nichts zu tun!“, renne ich ihm verwirrt wieder hinterher und setze mich auf das Bett, während ich beobachte, wie Tom sich einen Anzug anzieht. „Was ich damit meine? Die Wahrheit, aber egal, das kannst und sollst du noch nicht verstehen! Es kommt alles mit seiner Zeit, Schatz … Bald wirst du mehr erfahren, schenk mir nur noch ein paar Tage dein Vertrauen, ja?“, kommt er auf mich zu und bleibt vor mir stehen. Kurz hält er wieder inne, ehe er sich langsam zu mir runter beugt und mir einen kurzen und zärtlichen Kuss auf die Lippen haucht. „Wie kommst du darauf, dass ich dir bisher auch nur einen Funken
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