Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
ganzen Zeit, in der er redet, seine Zigarette auf, während meine schon längst den Boden unter dem Balkon geküsst hat. „Weiß ich nicht, aber vielleicht hättest du in einer normalen Familie gelernt, deinen Freund vor Gefahren zu warnen und hättest ihm gesagt, dass es um sein Leben geht!“, sage ich tonlos, stehe auf und gehe wieder rein.
Kapitel 14
Mit einem komischen Gefühl im Bauch lege ich mich gemütlich aufs Bett, sodass ich mit dem Rücken darauf liege und die Decke anstarren kann. Ich weiß nicht, was es gerade ist, aber ... es ist komisch. Ich weiß gar nicht … Ich meine ... Ach ich weiß es nicht, verdammt! Ich hab keine Ahnung, was ich gerade fühlen soll, ich meine, ich bin vor ein paar Minuten beinah umgebracht worden und hab einen komischen Verlobten, der anscheinend auch nicht weiß, was er will und wie er sich verhalten soll! Wenn er es bei sich nicht weiß, wie soll ich es dann bei mir wissen?
„Er hat es dir gesagt gehabt, oder?“, reißt mich Tom auf einmal wieder aus den Gedanken und setzt sich neben mich aufs Bett. Seufzend schlägt er seine Beine zu einem Schneidersitz übereinander und sieht mich mit schräg gelegtem Kopf an. „Was sollte er mir denn gesagt haben?“, frage ich sarkastisch nach. Bockig verschränke ich die Arme vor meiner Brust und starre immer noch stur an die Decke. „Was er macht, wenn du seinen Anforderungen nicht gerecht wirst!“, informiert mich Tom weiter, sodass ich mich frage, ob er wirklich so dumm ist und es nicht checkt, oder ob er derjenige ist, der mich gerade verarscht. „Ach? Du fragst, ob er mir vorher schon gesagt hat, dass er mich abmurkst, wenn ich ihm nicht gerecht werde?“, frage ich wieder sarkastisch nach und sehe Toms starres Nicken. „JA, VERDAMMT! Und mir ist bewusst, dass du es genauso gewusst hast! Und weißt du, was mir noch bewusst ist? Dass du deswegen mit mir noch shoppen gehen wolltest und nicht nach Hause! Aber weißt du, was mir nicht klar ist? Warum du mir nicht die Wahrheit gesagt hast! Ist dir bewusst, was auf dem Spiel stand, Tom? Mein Leben! MEIN LEBEN! Hast du auch nur eine Sekunde mal darüber nachgedacht, ob es vielleicht besser wäre, wenn du mir gesagt hättest, was auf dem Spiel steht? Nein, mit Sicherheit nicht! Warum solltest du auch darüber nachgedacht haben? Ein Tom Tisper braucht nicht denken, der weiß sowieso alles besser!“, schreie ich ihn wie wild an. Erst als ich fertig bin und halbwegs wieder ruhig atmen kann, wird mir bewusst, was ich gerade getan habe. Was ich mir erlaubt hab ... Und Tom? Tom sitzt nur da und schaut mich stumm an. Nicht mal das kleinste Krümelchen von Emotionen ist in seinen Augen zu sehen. „Kannst ... Kannst du vielleicht duschen gehen oder auf den Balkon noch mal eine rauchen, oder ... einfach ein bisschen durchs Haus laufen? Ich brauch mal einen Moment“, murmelt er auf einmal und sieht mich immer noch genauso an. Es macht mir Angst, dass er mich auf einmal so anschaut. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat und warum das so ist, ich kenne ihn doch auch nicht ... Ich kann ihn doch sowieso nie einschätzen, wie sollte ich es jetzt tun können? „Ich geh duschen!“, murmle ich und stehe auch sofort auf, um ins Bad zu gehen. Ich stelle schon mal das Wasser an und reguliere es auf die richtige Temperatur, bevor ich mich ausziehe und letztendlich unter den Wasserstrahl steige. Genüsslich lege ich den Kopf in den Nacken und bin froh, mal wieder so schön entspannt zu sein. Das Wasser, das hart auf meinen Rücken prallt, hat eine regelrechte Massagewirkung und lässt mich ergeben aufstöhnen. Verdammt tut das gut!
Nach einer halben Stunde bin ich fertig mit duschen, trockne mich auch gleich mit einem großen Handtuch ab und wickle mich danach darin ein. Dummerweise hab ich vergessen frische Klamotten mitzunehmen, werde jetzt aber sicher nicht die Alten wieder anziehen, immerhin sind die voll geschwitzt, weil ich die ganze Zeit so eine Angst hatte. Außerdem will ich es mir nicht weiter mit Toms Großvater verscheißen, sodass ich mir jetzt lieber einen Anzug anziehen werde, nicht, dass er noch schlechter auf mich zu sprechen sein wird, wenn ich wieder in normalen Klamotten ankomme. Wie Tom sich anzieht, ist mir egal, wenn er sich normal anzieht, kann ich ja auch nichts dafür! Tief durchatmend gehe ich mit dem Handtuch bekleidet, zurück in die Schlafstube, ignoriere Tom so gut es geht, immerhin ist es mir noch immer unangenehm so wenig bekleidet, vor ihm rum zu laufen.
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