Reid 2 Die ungehorsame Braut
in unbestätigten Vermutungen ergehen.«
Er zuckte die Achseln. »Aber was auf der Welt könnte den Wandel denn dann herbeigefügt haben?«
»Ich bin ihre Mutter, Sherman, nicht ihre Freundin. Auch wenn es mir nicht sonderlich behagt, sie zieht mich nur selten ins Vertrauen.« Die Worte trieben Mary die Tränen in die Augen. Mit erstickter Stimme fügte sie hinzu: »Sie hatte kein glückliches Leben, Sherman. Hast du je darüber nachgedacht? Sie ist die schönste Tochter, die man sich wünschen kann, aber sie ist zugleich auch die unglücklichste.«
»Was kann ich da tun?«
»Abgesehen davon, dass du sie wütend machst? Es tut mir leid, das war nicht gerecht von mir. Aber du musst zugeben, dass ist Ophelias einzige Reaktion auf dich.
Und ich bin mir nicht sicher, ob es noch einen Weg aus dieser verfahrenen Situation gibt. Eigenartig ist nur, dass ich das Gefühl nicht loswerde dass sie ihn liebt. Sie hat es nicht laut gesagt, aber immer, wenn sie über ihn spricht, leuchten ihre Augen. Natürlich erklärt das nicht, warum sie hier bei uns ist und er fröhlich sei ner Wege gezogen ist. Ich glaube, sie hat recht, er hat sie gar nicht heiraten wollen. Er hat es nur wegen dieser albernen Gerüchte getan, an denen, wenn ich das hinzufügen darf, du nicht ganz unschuldig bist, weil du deinen Freunden von ihrem Besuch bei den Lockes erzählt hast und damit rechnen konntest, dass sie mit einer Verlobung in der Tasche zurückkommt.«
Sein Teint wurde eine Nuance dunkler. »Ich werde Locke einen Besuch abstatten, um mir einen Eindruck davon zu machen, aus welcher Richtung der Wind weht.«
»Tu das lieber nicht«, riet sie ihm. »Das könnte alles nur noch schlimmer machen.« Und dann fügte sie mit sichtbarer Erregung hinzu: »Wenn er sie im Lauf der nächsten Tage nicht abholt, werde ich dich begleiten und ihm mal meine Meinung sagen! Ich werde nicht mit ansehen, dass meine Tochter zum Gegenstand des Gespötts gemacht wird, weil es ganz so aussieht, als fände er sie nicht akzeptabel.«
Kapitel vierundvierzig
D u bist noch nicht auf? Sadie meinte, du wärest hier.« Ophelia setzte sich abrupt im Bett auf. Sie hatte wach gelegen, in dem Wissen, dass es bereits auf Mittag zuging. Doch sie hatte einfach keine Lust auf das gehabt, was der Tag ihr bringen würde. Es würde mitnichten ein angenehmer Tag werden. Und sie würde recht behalten. Es war Jane und Edith an der Nasenspitze anzusehen, dass sie bereits im Bilde waren.
»Das ist typisch Sadie. Nur weil sie meint, ich sollte aufstehen, sagt sie euch, ich wäre bereits wach«, erklärte Ophelia und tat, als müsse sie gähnen.
»Ist wohl spät geworden?«, kicherte Jane.
Jane und Edith nahmen auf ihren üblichen Stühlen an dem kleinen Esstisch Platz. Es hatte den Anschein, als hätte Sadie das Tablett mit Absicht stehengelassen, um Ophelia aus dem Bett zu locken.
Für Janes Verhältnisse war die Bemerkung, die sie soeben gemacht hatte, recht gewagt, schließlich zielte sie unmissverständlich auf Ophelias Hochzeitsnacht ab. Ehe Ophelia jedoch antworten konnte, hielt Edith die innere Anspannung jedoch nicht mehr aus, und es platzte aus ihr heraus: »Du hast aber auch ein unverschämtes Glück!«
Und Jane fügte hinzu: »Dabei haben wir doch gerade erst herausgefunden, dass du mit ihm verlobt bist. Kannst du dir das vorstellen . Es hat uns niemand davon erzählt, weil alle meinten, wir wüssten es ohnehin schon. Und jetzt das!«
»Allerdings haben wir nicht damit gerechnet, dich hier zu vorzufinden« , meinte Edith. »Wir sind direkt zu Lockes Haus gefahren, um dir einen Besuch abzustatten. Sein Butler hatte aber keine Ahnung, wovon wir sprachen. Als wir ihn darüber informierten, dass du Lord Locke geheiratet hast, hätte er uns beinahe Lügnerinnen geschimpft. Meinte, davon wäre ihm noch nichts zu Ohren gekommen, weshalb es nicht stimmen könne. Diesen Kerl musst du umgehend feuern. Es ist mir einerlei, dass er lediglich seine Arbeit tut, aber er hat sich uns gegenüber ziemlich unhöflich benommen.«
»Warum bist du eigentlich hier und nicht bei seinen Eltern?«, kam Jane ohne Umschweife zur Sache.
Ophelia seufzte innerlich und erging sich in Ausflüchten: »Sein Haus muss für mich erst noch umdekoriert werden.« Doch sie hätte wissen müssen, dass ihre Freundinnen diesen Köder nicht schlucken würden.
»Wirklich?«, fragte Edith mit spekulativem Stirnrunzeln. »Aber seine Schwester wohnt doch auch bei ihm.«
»Amanda macht das nichts aus. Rafe
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