Reid 2 Die ungehorsame Braut
war.«
Da es sich nur um eine winzige Lüge handelte, die ursprünglich nicht einmal aus ihrem Munde stammte, kam sie Ophelia leicht über die Lippen. Es war kaum zu glauben, aber Amanda und sie unterhielten sich richtig gut. Nur gelegentlich wurden sie von Männern unterbrochen, die sich auf ihren Tanzkarten eintragen wollten. Zum Ende des Gesprächs hin gab Amanda zu, dass es derzeit keinen Mann gab, für den sie sich besonders interessierte.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen da einen guten Rat geben kann, außer dass Sie darauf warten sollten, bis die Liebe alles Nötige von allein regelt. Rafe erwähnte, dass für Sie einzig eine Liebesheirat infrage käme.«
»Das stimmt. Kann es sein, dass es bei Ihnen nicht anders ist? Warten Sie ebenfalls auf die große Liebe?«
»Ich fürchte, meine Situation stellt sich ein wenig anders dar. Wenn es mir nicht gelingt, in Bälde einen Gemahl zu finden wird mein Vater sich wieder einmischen.«
»Das ist so... antiquiert.«
Ophelia wurde warm ums Herz, als sie merkte, dass Amanda sich über ihren Vater aufregte, obwohl sie ihn gar nicht kannte Sie war bass erstaunt. Was für einen Unterschied es doch machte, anderen freundlich entgegenzutreten. Gütiger Gott, wie viele Chancen sie wohl verspielt hatte, Menschen für sich zu gewinnen?
»Oh, wie wundervoll!«, rief Amanda und sah an Ophelia vorbei. »Sabrina ist hier. Sollen wir zu ihr gehen und sie begrüßen?«
Ophelia drehte sich um und erblickte die Lamberts, wie sie den Ballsaal betraten. Sie musste zweimal hinsehen, um Sabrina zu erkennen, so bezaubernd sah sie aus. Und das, obwohl sie nicht einmal ein Ballkleid trug, sondern lediglich ein lindgrünes Abendkleid. Nichtsdestotrotz strahlte sie bis über beide Ohren. Die graue Maus hatte sich in einen wunderhübschen Schmetterling verwandelt. Waren das die Auswirkungen der Liebe?
Mit jedem Schritt, den sie und Amanda sich den Lamberts näherten, schnürte es Ophelia den Hals mehr zu. Rafe hatte ihr schließlich vor Augen geführt, wie niederträchtig sie das Mädchen behandelt hatte. Eifersucht war eine Erklärung, aber keine Entschuldigung. Als sie bei Sabrina ankamen, standen Ophelia die Tränen in den Augen. Gütiger Gott, sie würde doch wohl nicht mitten in einem Ballsaal in Tränen ausbrechen, oder?
Ls kostete Ophelia viel Kraft, sich im Zaum zu halten, während Amanda die Lamberts begrüßte. Sabrina wechselte einige Worte mit Rafes Schwester, doch ihr Lächeln fiel in sich zusammen, als sie Ophelia erblickte, die hinter Amanda stand. Jetzt gesellte sich noch Mary zu ihnen, die mit Sabrinas Tante n seit Urzeiten befreundet war. Als sie Amanda begrüßte, nutzte Ophelia die Gelegenheit, Sabrina in die Arme zu schließen und ihr zuzuraunen: »Ich habe dir Unrecht getan und wollte...« Die Tränen brannten ihr immer stärker unter den Lidern. »Ich möchte mich in aller Form bei dir entschuldigen, weil ich dich wegen Duncan angelogen habe. Ich habe mich zu Mutmaßungen hinreißen lassen. Ferner war ich eifersüchtig auf dich. Und das nicht nur einmal. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass mir das alles wirklich sehr leid tut.«
Aus Angst, jeden Moment losweinen zu müssen, flüchtete Ophelia aus dem Ballsaal, in der Hoffnung, dass niemand etwas gemerkt hatte.
Kapitel vierunddreißig
W arum machst du ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter?«, fragte Duncan seine Verlobte, als er zu ihr und ihren Tanten stieß. »Sag jetzt bitte nicht, dass du mir grollst, weil ich dich mit auf einen Ball genommen habe, obwohl du kein passendes Kleid trägst.«
Sabrina streckte sich ein wenig und tätschelte ihm die Wange. »Nein, dir könnte ich niemals grollen. Es ist nur wegen Ophelia. Sie hat sich gerade bei mir dafür entschuldigt, weil sie mir nicht die Wahrheit über dich gesagt hat. Ich frage mich nur, warum sie das getan hat. Was für ein Spiel mag sie spielen?«
Duncan zuckte die breiten Schultern. »Vielleicht wollte sie Rafe nur behilflich sein, die Wette zu gewinnen.« »Ach ja, jetzt erinnere ich mich. Die Wette, von der du erzählt hast«, sagte Sabrina und runzelte die Stirn. »Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie etwas vorgibt, nur um jemandem zu helfen. Das ist vollkommen untypisch für sie.«
»Wieso zweifelst du dann ihre Ehrlichkeit an?«
»Weil sie gesagt hat, sie sei eifersüchtig auf mich gewesen.«
»Und?«
»Reicht das nicht? Es kann unmöglich stimmen, dass ausgerechnet sie auf mich eifersüchtig
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