Reid 2 Die ungehorsame Braut
«
Raphael seufzte. »Wenn das so ist, finde ich bestimmt eine Festivität, bei der es nicht so wild zugeht, dann können die Damen mitkommen. Warte einmal... « Er hielt inne, um den Diener zu rufen, den er am Morgen losgeschickt hatte, um das Haus der Reids zu observieren. »Simon, bist du schon wieder zurück? «
Der Diener steckte den Kopf durch eine Tür am Ende des Flurs. »Ja, Mylord. «
»Was hast du herausgefunden? «
»Dass sie bezüglich des Abendprogramms noch keinerlei Entscheidung getroffen haben. «
»Dann ab mit dir auf deinen Posten, bis du mehr weißt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie den Abend allein im stillen Kämmerlein verbringt. Früher oder später wird sie sich für eine der vielen Festivitäten entscheiden. «
»Wer denn? «, wollte Duncan wissen.
»Ophelia. Apropos, du schuldest mir noch hundert Pfund«, sagte Raphael grinsend.
»Den Teufel tue ich«, erwiderte Duncan. »Wir haben darum gewettet, dass sie sich ändert, und soweit ich weiß, ist sie... «
Das hat sie«, riss Raphael das Wort an sich. »Am besten, du machst dir selbst ein Bild davon. Mein Diener wird heraus-finden, welchen Gastgeber sie heute Abend mit ihrer Anwesenheit beehrt, und ich werde dafür sorgen, dass wir ebenfalls dort eingeladen sind, Sabrinas Tanten eingeschlossen. «
»Ist das dein Ernst?
Was lässt dich glauben, dieses Biest hätte sich gebessert? «
»Weil ich die letzte Woche gemeinsam mit ihr verbracht habe. «
»Hast du das? «, erwiderte Duncan skeptisch.
»So glaube mir doch, wenn du erst einmal ein wenig Zeit mir ihr verbringst, wirst du sehen, dass ich recht habe. Sie ist durch und durch ein wunderbarer Mensch. «
Duncan lachte herzhaft los. »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen. Wie hast du dieses Wunder denn vollbracht? Hast du sie entführt und sie kräftig durchgeschüttelt? «
»So ähnlich«, antwortete Raphael ausweichend und mit einem verschlagenen Grinsen. »Am besten, du überzeugst dich selbst von ihrem Sinneswandel. Unterhalte dich heute Abend mit ihr, und du wirst schon sehen. Mit ein wenig Glück entschuldigt sie sich sogar bei dir, auch wenn sie nicht das Gefühl hat, dir Unrecht getan zu haben. Aber ich verwette meinen Hut darauf, dass sie sich bei Sabrina entschuldigen wird, wenn sie mitkommt. Phelia macht sich wegen ihres Verhaltens deiner Verlobten gegenüber große Vorwürfe. «
»Na gut, dann will ich mich mal überraschen lassen. Würde mich aber schon interessieren, wie du das ohne Rohrstock angestellt hast. «
»Ich habe nichts weiter getan, als ihr die Augen zu öffnen und ihr klarzumachen, wie andere ihr Handeln empfinden. Am besten, du fährst zurück in dein Hotel und sagst deinen Damen, sie sollen sich schon mal fertig machen. Sobald ich Näheres weiß, lasse ich euch eine Nachricht zukommen, in der alles Weitere steht. «
Kapitel dreiunddreißig
Mary klopfte an Ophelias Tür, öffnete sie einen Spaltbreit und steckte den Kopf ins Zimmer. »Und, hast du dich schon entschieden, Liebling?«
Ophelia saß an ihrem kleinen Schreibpult und starrte gedankenverloren vor sich hin, statt sich durch den Berg von Einladungen durchzuarbeiten, den ihre Mutter ihr unmittelbar nach dem Ausritt in die Hand gedrückt hatte. Fünf davon waren erst am selbigen Morgen eingetroffen. Nach dem Willkommensfest am Vorabend hatte sich schnell herumgesprochen, dass sie wieder in der Stadt weilte, und es gab zahlreiche Gastgeberinnen, die ihre Popularität ausnutzen wollten. Schließlich war ihre Anwesenheit ein Garant dafür, dass die Festlichkeit ein Erfolg wurde.
Ophelia war gerade dabei gewesen, die Einladungen durchzusehen, als ihre Gedanken bei Rafe hängen geblieben waren. Nach kurzer Überlegung hatte sie eine Entscheidung getroffen. »Lady Wilcotts Ball wird bestimmt schön.«
»Eine gute Wahl, mein Kind. Ich werde deinen Vater davon in Kenntnis setzen.«
»Nein, bitte nicht. Mir wäre es lieber, wir beide gingen dorthin. Würdest du mir den Gefallen tun? Bitte?«
»Du weißt, wie gern ich das täte, aber dein Vater wird das nicht zulassen. Er meint, ich würde ihn zu sehr ablenken, wenn ich mitkäme.«
Ophelia ballte im Geiste die Faust. Wie »nett« von ihm, seine Abneigung dagegen, dass ihre Mutter sie begleitete, in ein Kompliment zu verpacken.
»Und ich dachte, du hättest einfach nur keine Lust«, sagte Ophelia stattdessen. »Ich weiß ja, dass du lieber selbst in die Rolle der Gastgeberin schlüpfst. Was ist, wenn wir es ihm gegenüber einfach
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