Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
Junggesellen wie Lord Alberton? Aber über Geschmack ließ sich ja bekanntlich nicht streiten. Oder konnte es sein, dass der Bräutigam alles andere als glücklich über den Lauf der Dinge war? Ein weiteres Mitglied der Oberschicht, das gegen seinen Willen vor den Altar gezerrt wurde?
Es wäre heuchlerisch von Rebecca gewesen, wenn sie so etwas wie Mitleid mit Lord Alberton empfunden hätte, hatte sie mit Rupert doch etwas Ähnliches getan. Moment mal, das stimmte so nicht! Sie hatte sich sogar geweigert, ihn zu heiraten. Er war derjenige gewesen, der darauf bestanden hatte, sich auf hoher See trauen zu lassen! Ihr konnte lediglich zur Last gelegt werden, dass sie seine Familie ohne seine Zustimmung unterrichtet hatte.
Just als Rebecca ihre Suche nach Rupert fortsetzen wollte, stieß eine ältere Dame zu ihr. Rebecca hatte sie auf dem Ball der Withers kennengelemt, ihren Namen aber bereits wieder vergessen. Zu allem Übel zählte sie zu den schlimmsten Schandmäulern der Stadt. Aus purer Höflichkeit lauschte Rebecca den neuesten Gerüchten über Leute, die sie gar nicht kannte und die sie - wenn das, was die Dame zu berichten wusste, auch nur annähernd seine Richtigkeit hatte - auch niemals näher kennenlernen wollte. Bis plötzlich Amandas Name fiel. Allem Anschein nach rankten wilde Gerüchte darum, warum sie nach all den Jahren immer noch keinen passenden Gemahl gefunden hatte. Rebecca hoffte inständig, dass ihre Freundin nichts davon ahnte, dass die Leute sich das Maul über sie zerrissen. Amanda besaß die Angewohnheit, sich über Kleinigkeiten aufzuregen, auch wenn das zugegebenermaßen alles andere als eine Kleinigkeit war.
Als Rebecca aus den Augenwinkeln sah, dass Rupert abermals aufgehalten wurde, und zwar von niemand Geringerem als der zukünftigen Lady Alberton, begrub sie ihre Hoffnung, dass er sie vor der Klatschbase retten würde.
Kapitel 50
Welch eine nette Überraschung, meine Liebe! «, säuselte Rupert, als er Sarah wegführte, damit niemand ihr Gespräch belauschen konnte.
»Finde ich auch! « Sarah strahlte bis über beide Ohren. »Ich hatte schon in jüngeren Jahren ein Auge auf Lord Alberton geworfen, müsst Ihr wissen. Schade nur, dass er damals noch nicht bereit für die Ehe war. «
Rupert hatte so seine Zweifel, dass sich aus Lord Albertons Sicht etwas daran geändert hatte. Ein Mann, der mit Ende vierzig noch nicht verheiratet war, konnte mit Fug und Recht als eingefleischter Junggeselle bezeichnet werden. Insgeheim fragte Rupert sich, ob der Lord gute Miene zum bösen Spiel machte oder plante, Sarah aufs Land abzuschieben, damit er sich nicht mit ihr abgeben musste. War ihr eigentlich bewusst, dass das Ass in ihrem Ärmel nach der Eheschließung so gut wie nutzlos sein würde - egal, in welchen Skandal ihr Gemahl verwickelt gewesen sein mochte?
Selbst wenn es stimmte, dass Sarah einst in Lord Alberton verliebt gewesen war, konnte es sein, dass ihr harte Zeiten ins Haus standen. Rupert wurde das Gefühl nicht los, dass ihre angebliche Verliebtheit nur vorgeschoben war, um den wahren Grund für ihre Freude über die Vermählung mit ihm zu vertuschen. Er hegte eher den Verdacht, dass sie es in erster Linie auf seinen Titel und seinen Reichtum abgesehen hatte; mit der angenehmen Begleiterscheinung, endlich nicht mehr auf der Liste der alternden Jungfern zu stehen.
Nigel hatte den Wunsch geäußert, dass Rupert schonungslos offen zu Sarah war, um herauszufinden, ob sie den Machenschaften tatsächlich den Rücken gekehrt hatte. Doch wie so oft zog Rupert es vor, mit seinen eigenen Methoden ans Ziel zu gelangen.
Aus diesem Grund offenbarte er ihr: »Nigel Jennings ist vor einigen Tagen an mich herangetreten. Ihm kam zu Ohren, dass wir uns eine Weile nahestanden, und er betraute mich mit einer höchst seltsamen Aufgabe. Seiner Aussage zufolge habt Ihr mit Informationen gehandelt, von denen die Königin nicht wollte, dass sie ans Tageslicht kommen. «
Statt in die Defensive zu gehen, lachte Sarah. »Nigel ist und bleibt ein Trottel. Schon vor Urzeiten redete er sich ein, ich hätte in den Gemächern der Herzogin etwas zu sagen, aber dem war nie so. «
Rupert hob eine Augenbraue. »Es gibt viele, die seine Meinung teilen, Sarah. «
»Ich weiß. « Sie grinste. »Und ich habe auch dafür gesorgt, dass es so bleibt, und Kapital daraus geschlagen. In Wahrheit toleriert die Herzogin die Hofdamen nur, weil sie weiß, dass sie ein notwendiges Übel des Hoflebens darstellen. Sie will die
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