Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
Obwohl er nur wenig mit Lord Alberton gemein hatte, empfand er so etwas wie Mitleid mit ihm und entschied, den Gastgeber noch ein letztes Mal aufzusuchen, um mit ihm zu sprechen.
Rupert war sich allerdings nicht sicher, ob er ihn darüber aufklären sollte, dass Sarah ihn gar nicht hatte erpressen wollen. Besser wäre es. Auf der anderen Seite wirkte Sarah so glücklich wie noch nie. Selbst wenn Rupert sie nicht sonderlich mochte, hatte er nicht das Recht, ihr die Freude zu ruinieren, oder?
Wie sich herausstellte, reichte eine einzige Frage, um seine Zweifel auszuräumen: »Sollte man nicht etwas glücklicher aussehen, wenn man sich auf deiner eigenen Verlobungsfeier befindet, Lord Alberton? «
Der Lord lachte. »Wenn Ihr mich kennen würdet, wüsstet Ihr, dass ich kein Mensch bin, dessen Gefühle man in seinem Gesicht ablesen kann. Darf ich Euch einen Rat geben? Lebt Eure Fantasien niemals aus! Lasst sie, wo sie sind! « Er tippte sich gegen die Stirn. »Auch wenn es so aussieht, als wäre ich unglücklich: Dem ist nicht so - im Gegenteil. Ich habe das eigenartige Gefühl, dass Sarah mich kennt und trotzdem mag. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie wohltuend das ist. «
Er hatte recht. Rupert konnte sich nicht vorstellen, wovon er sprach. Wenn der zügellose Lord auch nur einen Hauch von der Erregung verspürte, die Sarah in dem Gespräch über ihn und seine eigenartigen Neigungen an den Tag gelegt hatte - ja, dann hatte er in der Tat die Frau fürs Leben gefunden. Genau wie Rupert wusste, dass er die ideale Partnerin bereits an seiner Seite hatte. Die Frage war nur, wie er Rebecca davon überzeugen sollte.
»Mit dir in einer Kutsche zu sitzen, bringt mich fast um den Verstand«, gestand er ihr, als die beiden wenig später nach Hause fuhren und er die Augen nicht von seiner Gemahlin abwenden konnte.
Rebeccas dunkle Augen blitzten auf, aber sie protestierte nicht, als er sich neben sie setzte und behutsam einen Arm um sie legte. Die eigene Ehefrau zu überrumpeln, hatte so seine Vorteile, vor allem wenn es ihr gelang, die Leidenschaft des Ehemannes zu entfachen, ohne es darauf angelegt zu haben. Eine Berührung von Rebeccas Lippen reichte, und schon lief er Gefahr, die Kontrolle über sich zu verlieren.
»Könnte das daran liegen, dass wir uns um ein Haar in ebendieser Kutsche geliebt hätten? «, raunte er dicht bei ihren Lippen. »Oder daran, dass du dir auf der Hinfahrt vorgestellt hast, wie ich ohne Beinkleider vor dir sitze? «
Rebecca schnappte nach Luft. Im selben Moment glitt Ruperts Zunge tief in ihren Mund. Der Wunsch, ihn wegen seiner zotigen Bemerkung zu ermahnen, löste sich schlagartig in Luft auf. Rupert liebte es, Rebecca zu foppen. Zu schade nur, dass sie so selten dafür in Stimmung war!
Kurz vor der Stadtvilla der St. Johns befreite Rebecca sich aus Ruperts Armen und beantwortete, sehr zu seinem Leidwesen, doch noch seine Frage: »Ich habe nichts dergleichen getan! «
Ihre Wangen glühten, ihre Lippen waren leicht geschwollen. Es kostete Rupert mehr Überwindung denn je, die Finger von ihr zu lassen. Schweren Herzens erkannte er, dass sie vor seinem Haus standen, wo sie sich wie so oft hinter ihrer Empörung versteckte.
Kapitel 51
Als Rebecca aufwachte, war sie so schlechter Laune wie schon lange nicht mehr. Das Schlimmste war, dass sie sich weder erklären konnte, woher ihre üble Stimmung rührte, noch dass sie von allein besser wurde. Und das, wo der vorangegangene Abend aufregender gewesen war, als sie es sich je hätte träumen lassen. Rebecca dachte dabei jedoch weniger an die stinklangweilige Verlobungsfeier als an die Hin- und Rückfahrt...
Ruperts schlüpfrige Bemerkung, gepaart mit dem feurigen Ausdruck in seinen Augen auf dem Hinweg, trieb Rebecca noch immer die Röte in die Wangen. Allerdings wurde sie das Gefühl nicht los, dass ein eingefleischter Draufgänger wie er das auch zu jeder anderen Frau gesagt hätte. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass er das Thema auf dem Rückweg gleich noch einmal angeschnitten hatte. Er war einfach nur er selbst gewesen, ein Lebemann, der darauf aus war, die Frau zu verführen, mit der er es gerade zu tun hatte.
Das eigentlich Skandalöse an der Sache war, dass Rebecca ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hatte. Sie hatte sich doch tatsächlich in einen Mann verliebt, der sie ganz offensichtlich begehrte. Das Problem war nur, dass er ihr niemals sagen würde, dass er sie liebte, geschweige denn treu bleiben konnte. Das war
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