Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
von Glück sagen, dass du nicht auch noch die Beinkleider wechseln musstest. «
Ruperts Kopf schoss in die Höhe, ein sanftes Leuchten trat in seinen Blick, als er ihr tief in die Augen sah. »Wieso habe ich nicht selbst daran gedacht? Würdest du denn über mich herfallen wollen, wenn ich mich vor dir entblößte? «
Eine Frage, auf die Rebecca aus Prinzip nichts erwidern würde! Allerdings war sie machtlos gegen das Bild, das vor ihrem geistigen Auge aufzog und auf dem er ohne Beinkleider vor ihr saß. Es dauerte nicht lange, da standen ihre Wangen in Flammen.
Rupert, der Mitleid mit ihr hatte, wandte den Blick ab, der sie beinahe zum Schmelzen brachte. »Du weißt, dass du in dieser Hinsicht nichts von mir zu befürchten hast - zumindest nicht bis zum Frühling. Ich habe nämlich keine Lust, mir während der Wintermonate den Allerwertesten abzufrieren. «
Es mochte draußen zwar kühl sein, war jedoch für Anfang Dezember verhältnismäßig mild. So kalt wäre ihm also gar nicht gewesen. Davon abgesehen gab es im Innern der Kutsche eine Kohlenpfanne, die für genug Wärme sorgte. Nichtsdestoweniger wusste Rebecca seinen Versuch, ihre Zweifel zu zerstreuen, zu schätzen.
Auch wenn es ihr schwerfiel, gelang es Rebecca, Rupert für die Dauer der kurzen Fahrt nicht mehr anzusehen. Egal, was dieser Mann trug, er würde in ihren Augen immer attraktiv sein und Gefühle in ihr wachrufen, die ihr nicht ganz geheuer waren. Unfähig, die Vorstellung zu verdrängen, wie er halb nackt vor ihr saß, war ihr schließlich so heiß, dass sie sich wünschte, sie hätte einen Fächer mitgebracht. Und das im Winter!
Als Rebecca sah, vor wessen Haus die Kutsche anhielt, schoss ihr die Kälte in die Glieder: Lord Albertons Stadtvilla in der Wigmore Street.
Grundgütiger, er stellt mir eine Falle, schoss es ihr durch den Kopf. War Rupert etwa darauf aus, ihre Aussage von damals nachträglich zu überprüfen? Um zu beweisen, dass sie sich unter Vortäuschung falscher Tatsachen in sein Gemach geschlichen hatte?
Kapitel 49
Die Lippen fest aufeinandergepresst, um die Wut in ihrem Bauch unter Kontrolle zu halten, lief Rebecca neben Rupert die Stufen zu der Tür der Stadtvilla hinauf, an die Flora vor einer halben Ewigkeit geklopft hatte. Kaum hatte sich die Tür geöffnet, bat der Butler sie, schnell einzutreten, damit die Kälte nicht in das Haus kriechen konnte.
Als Rebecca vernahm, dass aus dem Salon lebhafte Unterhaltungen drangen, entspannte sie sich ein wenig. Sie befanden sich tatsächlich auf einem Fest. Dennoch dünkte es sie ein wenig seltsam, dass Rupert sie ausgerechnet mit zu Lord Alberton genommen hatte. Er hätte sie wenigstens vorwarnen können. Da er das aber nicht getan hatte, entschied sie, auf der Hut zu sein und ihrem Gatten ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
»Warum sind wir hier? «, fragte sie, ehe jemand das Gespräch mit ihnen suchte.
»Es ist eine Verlobungsfeier, zu der ich einfach gehen musste. «
»Irgendjemand, den ich kenne? «
»Ja«, flüsterte Rupert, als der Gastgeber auf sie zukam, um sie zu begrüßen. Damals, als Rebecca Constance aus der Patsche geholfen hatte, war Lord Alberton zu weit entfernt gewesen, um einen guten Blick auf ihn werfen zu können. Genauer gesagt hatte sie sich gar nicht die Mühe gemacht, ihn zu studieren.
Lord Alberton - pechschwarzes Haar, klare grüne Augen und eine athletische Figur, um die ihn so manch jüngerer Mann sicher beneidete - war attraktiv, wenngleich er mit Sicherheit bereits Ende vierzig war. Rebecca fand, dass ihn eine eigenartige Aura umgab, die sie erst einschätzen konnte, als er sich von ihnen abwandte.
»War das der Bräutigam? «, fragte sie leise. Als Rupert nickte, schob sie nach: »Er schien nicht gerade vor Freude überzuschäumen. «
Im selben Augenblick bereute sie, überhaupt etwas gesagt zu haben. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, dass er an die Umstände seiner eigenen Vermählung dachte, an die steife Brise, den wolkenverhangenen Himmel, den schaukelnden Frachter. Lord Albertons Gesichtsausdruck ähnelte dem von Rupert damals auf dem Schiff.
Rupert führte sie weiter in den Raum, direkt zu einem Paar in seinem Alter, mit dem er befreundet zu sein schien. Kaum hatte sich jedoch eine angeregte Unterhaltung entwickelt, entschuldigte er sich, um Erfrischungsgetränke zu holen.
Obzwar Rebecca sich in der Gegenwart des anderen Ehepaares wohlfühlte, behielt sie ihren Gemahl vorsichtshalber im Auge und sah, wie er von einer älteren
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