Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
jener verhängnisvollen Nacht nicht auch möglich gewesen?
Es gelang ihr zwar mit Mühe und Not, ihre Tränen vor anderen zu verbergen, aber es geschah immer wieder, dass ihre schlechte Laune die Oberhand gewann und sie diese an anderen ausließ. Eines Tages gipfelte das schlechte Verhältnis zu Elizabeth darin, dass die beiden sich einen Wettbewerb im Anschreien lieferten, der zwar vom Feinsten war, Rebecca aber im Nachhinein unendlich peinlich war. Doch das Ganze hatte auch einen positiven Effekt: Vor lauter Empörung hatte Elizabeth ihren Krempel gepackt und war kurzerhand ausgezogen. Schade nur, dass sie nicht gleich den Palast verlassen hatte!
Rebecca war sich natürlich darüber im Klaren, dass sie Rupert nicht die alleinige Schuld an ihrer Launenhaftigkeit geben konnte. Es gab da noch etwas anderes, das dafür verantwortlich sein konnte - etwas, das sie unter keinen Umständen ignorieren konnte.
Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihre Mutter um Rat zu fragen, wollte aber nicht eigens nach Hause fahren. Und um einen Brief aufzusetzen, war die Angelegenheit einfach zu brisant. Selbst als sie nach langem Ringen mit sich selbst doch zu dem Entschluss gelangt war, dass ein Besuch bei ihrer Mutter unumgänglich wäre, brauchte sie noch drei weitere Tage, um mit Flora darüber zu sprechen. Ihre Magd war die einzige Person im ganzen Palast, mit der sie sich auch nur ansatzweise über heikle Themen austauschen konnte.
Rebecca wartete, bis sie am Frisiertisch saß und Flora hinter ihr stand, um ihr das Haar zu richten. Den Blick in den Spiegel mied sie jedoch. Ihre Wangen glühten bereits, als wüss ten sie, dass Rebecca gleich von Verlegenheit heimgesucht würde.
»Es gibt da etwas, das ich gern mit dir besprechen würde, Flora, wenn es dir nichts ausmacht. «
»Ist es wegen des Babys? «
Rebeccas Augen schossen zum Spiegel, aus dem ihr die Magd mit hochgezogener Augenbraue entgegenblickte. »Woher weißt du davon? «
Mit einem verächtlichen Schnauben machte Flora sich wieder an die Arbeit. »Glaubt Ihr wirklich, mir wäre nicht aufgefallen, dass Ihr Euch schon einige Male in den Nachttopf übergeben habt, weil Ihr das Essen nicht bei Euch behalten könnt? Ihr habt mich zwar gebeten, morgens etwas später zu kommen, damit ich nichts davon mitbekomme, aber die Beweise habt Ihr nicht verschwinden lassen. «
Die allmorgendliche Übelkeit machte Rebecca schwer zu schaffen. Mehr als einmal war sie aus den Gemächern der Herzogin gestürzt, auf der Suche nach einem stillen Örtchen, an dem sie das Frühstück erbrechen konnte. Abgesehen von der Übelkeit am Morgen war sie - dem Himmel sei es gedankt -jedoch wohlauf.
»Ich dachte, das Gesinde des Palastes würde sich darum kümmern«, antwortete Rebecca kleinlaut.
Flora schnaubte abermals. »Ich habe diesen eingebildeten Schnepfen verboten, Euer Gemach zu säubern, weil es meine Aufgabe ist. «
»Wenn du es wusstest, warum hast du dann nichts gesagt? «
»Weil Ihr noch nicht so weit wart, darüber zu sprechen. « Flora zuckte mit den Schultern. »Bis jetzt. «
Rebecca stieß einen Seufzer aus. »Was bleibt mir anderes übrig. Es ist fünf Wochen her, dass... «
Es fiel Rebecca schwer, laut auszusprechen, dass sie mit einem Mann das Bett geteilt hatte, aber Flora wusste auch so, worauf Rebecca hinauswollte. »Und drei Wochen, dass Ihr Eure Monatsblutung hättet bekommen müssen«, ergänzte die Magd mit einem Nicken.
»Ja. Du verstehst, warum ich also nicht länger warten kann. In ein oder zwei Monaten sieht man mir an, dass ich in anderen Umständen bin. «
»Es soll aber auch Frauen geben, bei denen sich der Babybauch erst sehr spät bemerkbar macht. «
»Und solche, die nicht einen Tag unter morgendlicher Übelkeit leiden. Ein Glück, das mir leider nicht vergönnt ist. Ich habe gehofft, du könntest mir dabei helfen, eine Entscheidung zu treffen. Soll ich meine Mutter einweihen und sie um eine Lösung bitten - vorausgesetzt, es gibt eine -, oder soll ich den Kindsvater vor vollendete Tatsachen stellen? «
»Mögt Ihr ihn genug, um ihn zu heiraten? Vergesst meine Worte, warum sonst hättet Ihr... «
»Lass uns bitte nicht darüber sprechen! Es war ein folgenschwerer Fehler. Und nein, ich möchte ihn unter keinen Umständen heiraten. Wenn mir eins klar ist, dann dass er einen grässlichen Gemahl abgeben würde. Ob er ein guter Vater wäre, vermag ich jedoch nicht zu sagen. «
»Ihr seid Euch aber hoffentlich im Klaren darüber, dass Eure Mutter
Weitere Kostenlose Bücher