Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
nichts anderes übrig, als bis ans Bettende zu rutschen. Ob er das Bett absichtlich an die Wand geschoben hatte, um es seinen Gespielinnen möglichst schwer zu machen, ihn zu verlassen?
Nein, das war ausgemachter Blödsinn. Was dachte sie sich nur? Das Bett hatte vermutlich schon so gestanden, als er die Gemächer bezogen hatte.
Als die kühle Nachtluft sich um ihren Körper wickelte, erinnerte sie sich daran, dass sie halb nackt war, dass ihr das Leibchen bis auf die Taille herabhing. In einem Anflug von Verlegenheit zog Rebecca es in die Höhe. Bei ihrem Unterkleid gestaltete sich das nicht so einfach, da Rupert die Schleifen der Träger gelöst hatte. Sobald sie aufstand, würde es unweigerlich über ihr Becken und dann zu Boden rutschen. Erst als sie die Schleifen gebunden hatte, rutschte sie umständlich zum Bettende. Floras Fingerfertigkeit war es zu verdanken, dass ihre Frisur noch einigermaßen saß. Wenn sie hier und da eine Haarnadel richtete, sah alles wie immer aus.
»Ihr wollt doch nicht allen Ernstes die einmalige Gelegen heit verstreichen lassen, oder? «, hörte sie ihn sagen. »Ich bin enttäuscht, zutiefst sogar. «
Rupert klang nicht enttäuscht, sondern sarkastisch. Wieso gab er sich so unwirsch, nach allem, was sie gerade miteinander geteilt hatten? Wenn hier einer das Recht darauf hatte, verletzt zu sein, dann war sie es; weil er mit ihr geschlafen hatte, statt ihr zuzuhören. Doch ihre Wut hielt sich in Grenzen, zu frisch waren die wundervollen Erinnerungen daran, wie ihre Leiber miteinander verschmolzen waren.
Erst als Rebecca ihr Gewand vom Boden aufgelesen hatte und es gerade anziehen wollte, richtete sie das Wort an ihn. »Ich habe keine Ahnung, was Ihr mir sagen wollt, aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass Ihr in Rätseln sprecht. «
»Ich habe kein Wort verstanden, Ihr müsst etwas lauter sprechen. «
Mit einem Seufzer steckte Rebecca den Kopf durch die Halsöffnung, ehe sie die Arme durch die halblangen Ärmel schob und kurz angebunden fragte: »Welche einmalige Gelegenheit? «
»Mich ein wenig näher kennenzulernen, mir dunkle Geheimnisse zu entlocken. «
Rebecca war sich sicher, dass es sich wieder um einen seiner Versuche handelte, sich über sie lustig zu machen. Ein wenig mehr Taktgefühl wäre angesichts der Tatsache, dass sie gerade miteinander geschlafen hatten, durchaus geboten gewesen. Schließlich kam es nicht jeden Tag vor, dass eine Jungfrau sich einem Wüstling hingab. In diesem Moment ging Rebecca auf, dass John Keets versucht hatte, sie vor Rupert zu warnen. Wenn durchsickerte, was sich heute Abend zugetragen hatte, büßte sie ihren Posten am Hofe ein. Das wäre ihr Ruin! Es kostete sie einige Kraft, aber es gelang ihr, die aufkeimende Wut zu unterdrücken. Niemand würde je davon erfahren, und wer weiß, womöglich führten die Ereignisse des heutigen Abends doch noch zu etwas Wunderbarem...
Rebecca schenkte Rupert ein schüchternes Lächeln - ein Fehler, wie sich jedoch heraussteilen sollte. Die verführerische Pose, die er eingenommen hatte - er lag auf der Seite, stützte sich mit einem Ellbogen ab, während die andere Hand auf seinem nur knapp bedeckten Becken lag -, verschlug ihr fast den Atem. Eine Ausgeburt an Männlichkeit - ob ihm das selbst auch bewusst war?
»Halt! «, rief er. »Verratet mir eins, ehe Ihr geht: Wieso bringt Ihr ein so großes Opfer? Kann es sein, dass sie allmählich unruhig wird, jetzt wo Nigel außerhalb des Königreiches weilt und sie nicht weiß, was er so treibt? «
»Sie? «
»Mimt nicht das Unschuldslamm, Becca! Das steht Euch nicht. Ihr wisst genau, dass wir von Sarah sprechen. «
Als Rebecca dämmerte, was Rupert dachte, sog sie scharf Luft ein. »Ihr meint, dass Ihr von ihr sprecht, weil Ihr heute Abend zu einer irrsinnigen Annahme gelangt seid. Vielleicht soll das aber auch nur ein weiterer Test sein. Oder sucht Ihr etwa nach einer Möglichkeit, Euer schlechtes Gewissen zu lindern? «
Rupert schnaubte. »Wieso sollte ich ein schlechtes Gewissen haben? Ich habe mir lediglich genommen, was Ihr mir offeriert habt. Ich habe Euch genug Zeit eingeräumt, um das Weite zu suchen. Ihr denkt doch nicht etwa, dass ich Euch daran gehindert hätte, wenn Ihr hättet gehen wollen, oder? «
»Ich bin gekommen, weil ich Informationen für Euch habe«, offenbarte Rebecca, die mit jeder Silbe lauter sprach. »Ich wollte nicht eher gehen, bis ich Euch gesagt habe, was ich zu sagen hatte. Aber Ihr habt mich ja nicht aussprechen
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