Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
Abwicklung seines derzeitigen Auftrags immens erleichtern würde. Rupert hatte sogar schon mit dem Gedanken gespielt, einen Zwischenstopp in Frankreich einzulegen, um eine passende Frau zu finden, die für ein paar Tage in die Rolle seiner Ehefrau schlüpfte.
Nein, der Gedanke, Nigel könnte Rebecca zu ihm geschickt haben, war vollkommen aus der Luft gegriffen. Nigel wusste, was Rupert von Rebecca hielt - dass sie eine Intrigantin der übelsten Sorte war. Daran hatte er in seinem niederschmetternden Bericht, den er Nigel nach seiner Rückkehr in den Palast überreicht hatte, keine Zweifel gelassen. Rupert hatte seinem Vorgesetzten einen Besuch abgestattet, nachdem er ihm genug Zeit gelassen hatte, das Dokument sorgfältig zu studieren.
»Nun, alter Junge, ich bin froh, dass Rebecca Marshall Euch die Adresse des Schneiders überbracht hat«, hatte Nigel gesagt. »Ich finde, ein oder zwei neue Mäntel stünden Euch gut zu Gesicht. «
Rupert war es vorgekommen, als hätte Julie und nicht Nigel gesprochen. Konsterniert über seine anmaßende Bemerkung hatte er ihn gefragt, ob er seine Beurteilung überhaupt gelesen hätte.
»Natürlich! Aber ich finde, Ihr macht viel zu viel Wind um nichts. Selbstredend werde ich mich noch einmal eingehender mit Lord Alberton befassen, aber ich hege berechtigte Zweifel, dass Rebecca ein falsches Spiel treibt. Die Nachricht, die sie Euch übergeben hat, war ein Test. Außerdem habe ich ihr gesagt, Ihr würdet als Mittelsmann zwischen ihr und mir fungieren, weil ich annahm, dass ich eine ganze Weile fort sein würde. Sie hat Euch also nicht angelogen. «
»Euch ist schon bewusst, dass Ihr ihr damit eine perfekte Gelegenheit verschafft habt, uns in die Irre zu führen, oder? «
»Nur wenn Sarah sie noch immer an der Leine hat, was ich allerdings nicht glaube. Mein Instinkt sagt mir, dass wir ihr vertrauen können. Ich mag das Mädchen, wenn Ihr es genau wissen wollt. «
Rupert hatte geschnaubt. »Da könnt Ihr einmal sehen, wie gut sie ist, wenn es ihr sogar gelingt, Euch an der Nase herumzuführen! «
»Da muss ich Euch widersprechen. Sollte ihr Verhalten seltsam anmuten, dann liegt es womöglich daran, dass sie in Eurer Gegenwart ein wenig nervös wird. Ihr wisst doch selbst, welche Wirkung Ihr auf das schöne Geschlecht habt. «
»Das hier ist etwas anderes«, hatte Rupert mit Nachdruck erläutert.
Nigel hatte fragend die Augenbrauen gehoben. Das einzige Detail, das Rupert in seinem Bericht ausgelassen hatte, war der Ort, an dem Rebecca ihm die Informationen über Lord Alberton überreicht hatte - sein Gemach, spät am Abend und wozu das Gespräch geführt hatte. Um ein Haar hätte er es bei dem Treffen erwähnt, hatte sich aber noch rechtzeitig auf die Zunge gebissen. Das wäre ein wenig zu intim gewesen. Auf der anderen Seite erklärte es, weshalb er überhaupt erst zu einem solch harschen Urteil gekommen war.
Rupert wusste, dass er hinters Licht geführt worden war, und schwor sich, dass ihm das nicht noch einmal passieren würde. Er hatte Nigel davon in Kenntnis gesetzt, dass er nie wieder etwas mit den Intrigen am Hofe zu tun haben wollte. Es war sein Ernst gewesen. Er hatte Nigel deutlich spüren lassen, wie ungehalten er war, und ihm klargemacht, dass er es nie wieder wagen sollte, ihn mit einem solch primitiven Auftrag zu betrauen, da er sich sonst gezwungen sähe, die Zusammenarbeit unwiderruflich zu beenden. Das mochte einer der Gründe dafür sein, warum Nigel ihn vier lange Wochen nicht kontaktiert hatte - bis jetzt.
Ruperts Wut über die Sache mit Rebecca und dass sie ihn so gekonnt manipuliert hatte, hatte sich noch immer nicht ganz gelegt. Er hatte es zugelassen, Gefühle für dieses Mädchen zu entwickeln, was sie schamlos ausgenutzt hatte. Und jetzt besaß sie doch tatsächlich auch noch die Unverfrorenheit, mit ihm zu spielen? War eine Ehe mit ihm das Ziel, das sie von Anfang an verfolgt hatte?
Rupert glaubte Rebecca kein Wort von ihrer Schwangerschaft. Wenn dem so wäre, hätte sie ihn schon viel früher davon in Kenntnis gesetzt und nicht damit gewartet, bis sein Schiff auslief. Nein, genau genommen hätte sie ihm gar nichts gesagt, sondern die Forderung, Rebecca zu heiraten, ihrer Mutter überlassen.
Rupert seufzte. Er konnte einfach nicht die Augen von Rebecca lassen, musste den Impuls, ihr die Hand auf die Schulter zu legen, im Keim ersticken, genau wie das Mitleid, das in ihm aufstieg. Sie spielte ihm etwas vor. Das durfte er niemals vergessen -
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