Reid 3 Ungezähmte Sehnsucht
aus dem Weg zu gehen! «, schoss Rebecca zurück.
»Und was, wenn ich mich weigere? « Er besaß doch tatsächlich die bodenlose Unverschämtheit, sie mit einem Lächeln zu bedenken. »Glaubt Ihr allen Ernstes, Ihr kommt an mir vorbei? «
Ruperts Überheblichkeit brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. Wie eine wildgewordene Furie stürzte Rebecca sich auf ihn. Der fordernde Kuss, den sie als Antwort bekam, überraschte nicht nur sie. Es dauerte einige Sekunden, bis beiden dämmerte, dass sie sich unmöglich verhielten und zeitgleich den anderen von sich stießen. Rebecca war entsetzt, dass sie nicht schneller reagiert hatte, und rieb sich noch immer vollkommen außer Atem über die Lippen.
Ruperts himmelblaue Augen betrachteten sie indessen hitzig. »Das tut weh. Und wie. «
»Steckt Euch Euren Sarkasmus an den Hut, und macht endlich Platz! Die Entscheidung, über die ich eigentlich mit Euch sprechen wollte, ist soeben null und nichtig geworden. Vielen Dank für Eure Mithilfe. Zwischen uns ist alles gesagt. «
Ungehalten fuhr Rupert sich durch das Haar. »Euch ist schon bewusst, dass die Taktik, für die Ihr Euch entschieden habt, so alt ist wie die Menschheit, oder? Ich selbst habe sie das eine oder andere Mal angewandt. Gütiger Gott, hat Sarah Euch wirklich unter ihre Fittiche genommen? Ist sie jetzt schon so weit, dass sie Euch Unterricht mit dem Schwerpunkt Doppelzüngigkeit erteilt? Ihr wart vorher schon gut, aber mittlerweile seid Ihr zu einer wahren Meisterin avanciert. «
»Sarah kann mir gestohlen bleiben, genau wie Ihr. Bei Gott, bin ich froh, dass mein Baby nichts mit Euch zu tun haben wird! «, rief Rebecca, die vollkommen außer sich war. »Das ist der wahre Grund für meinen Besuch. Ich wollte herausfinden, ob Ihr willens seid, Euer Kind selbst großzuziehen, statt es in die Obhut Fremder zu geben. Aber das ist die allerletzte Möglichkeit, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Vielleicht gelingt es meiner Mutter ja doch, mir einen halbwegs akzeptablen Gemahl zu kaufen, damit ich mein Kind behalten kann. Wie Ihr seht, wäre Eure Antwort so oder so nicht allzu wichtig gewesen. Ich bin lediglich dem Ratschlag einer Freundin gefolgt, die meinte, ich sollte erst mit Euch sprechen, ehe ich mich an meine Mutter wende. Sie würde nämlich als Allererstes von Euch verlangen, dass Ihr mich zur Frau nehmt. Und das, da dürften wir uns ausnahmsweise einmal einig sein, kommt gar nicht erst infrage! «
Ruperts erste Reaktion bestand darin, in die Hände zu klatschen - ganz langsam. »Bravo! Jetzt habt Ihr Euch selbst übertroffen, findet Ihr nicht auch? Beinahe hätte ich Euch geglaubt. Es war, als hätte ich mir selbst zugesehen. Faszinierend - bis Ihr alles vermasselt habt, indem Ihr anfingt, etwas von einer Hochzeit zu faseln. Es ist wichtig, dass Ihr das Ziel, das Ihr verfolgt, nicht offen auf den Tisch legt. Für ein optimales Ergebnis müsst Ihr Euer Gegenüber so weit bringen, dass es denkt, es wäre selbst auf die Idee gekommen. «
Um ein Haar hätte Rebecca laut losgeprustet. Dachte er wirklich, dass sie sich das alles nur ausgedacht hatte, um ihn dazu zu bringen, ihr einen Heiratsantrag zu machen? Wenn er nur wüsste, wie sehr er auf dem Holzweg war! Rebecca sah jedoch keinen Sinn darin, ihn darauf hinzuweisen.
»Lebt wohl, St. John! «, schnaubte sie mit so viel Verachtung, wie sie aufzubringen vermochte, und schritt auf die Tür zu.
Just in diesem Moment tauchte das Schiff in ein Wellental ein. Rebecca geriet heftig ins Schwanken. Die jähe Bewegung war mehr, als ihr gereizter Magen ertrug. Mit weit aufgerissenen Augen, aus denen die pure Furcht sprach, begann sie, zu würgen.
Kapitel 25
Aus Angst, Rebecca könnte sich jeden Moment in hohem Bogen übergeben, machte Rupert einen Satz nach vorn, schnappte sich den leeren Nachttopf und schob ihn ihr kurzerhand in die Hände. Es wäre nicht das erste Mal, dass er miterlebte, wie jemand seekrank wurde, obwohl das Schiff noch vor Anker lag. Im selben Moment dämmerte ihm jedoch, dass das Schiff bereits abgelegt hatte. Denn obwohl seine winzige Kajüte fensterlos war, brachte er genug Erfahrung als Seemann mit, um die Zeichen richtig deuten zu können.
Rupert war noch immer verdutzt darüber, dass Rebecca ihn aufgesucht hatte. Noch fassungsloser war er jedoch darüber, dass er für den Bruchteil einer Sekunde doch tatsächlich gedacht hatte, Nigel könnte sie geschickt haben. Schließlich hatte er mehrfach erwähnt, dass eine »Gemahlin« die
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