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Reigen des Todes

Reigen des Todes

Titel: Reigen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ideale Voraussetzung. Wie eine Hochwohlgeborne würde er sie verwöhnen und sie gleichzeitig in die Rolle der strengen Gebieterin einführen. So könnten sich endlich seine lang gehegten Fantasien erfüllen, der lustvoll leidende Sklave einer grausamen Herrin zu sein. Er schenkte ihr neuerlich Tee nach – seinen Kammerdiener hatte er fortgeschickt, da ihn dieser nur in seinen erotischen Träumen störte. Und während sie am Tee nippte, machte er ihr einen Vorschlag, den sie nicht ablehnen konnte. Es war ein kluger, taktisch brillanter Plan, den er da entwickelt hatte. Sie würde ab sofort in seinem Haushalt die Stelle der Gesellschaftsdame seiner sechzehnjährigen Tochter einnehmen. In dieser Position konnten sie ungestört miteinander verkehren, ohne dass sich die Dienerschaft sofort das Mundwerk zerreißen würde. Außerdem konnte er sie in dieser Position auch zu gesellschaftlichen Veranstaltungen als Begleitung mitnehmen. Natürlich würde sie in seinem Palais, in einem Zimmer, das in unmittelbarer Nähe seiner eigenen Gemächer lag, wohnen. Und als er sie ganz nebenher fragte, welcher beruflichen Tätigkeit sie gerade nachging, antwortete sie errötend: »Exzellenz, leider habe ich derzeit keine berufliche Betätigung. Wiewohl ich dringend eine suchen würde.«
    Damit war für ihn alles klar. In liebenswürdigem Tonfall bot er ihr an, sich für sie zu verwenden und auch über eine mögliche Stellung in seinem eigenen Haus nachzudenken. Mit allerlei galanten Floskeln beendete er den gemeinsamen Fünf-Uhr-Tee und begleitete sie höchstpersönlich zur Ausgangstür seiner Gemächer. Zum Abschied lud er sie für den nächsten Abend zu einem Souper in seinem Palais ein. Bis dahin wolle er sich umhören, seine Beziehungen spielen lassen, beziehungsweise in seinem eigenen Haus nach einer geeigneten Stelle suchen. Steffi war von so viel Entgegenkommen überrascht. Es fiel ihr in ihrer Verwirrung überhaupt nicht auf, dass Collredi sie gar nicht nach ihrer beruflichen Qualifikation gefragt hatte. Und so nahm das patscherte 33 Leben der Steffi Moravec eine neue Wendung.

XI/2.
    Es war ein angenehm warmer Spätnachmittag. Steffi Moravec hatte das Palais Collredi verlassen und schlenderte über die Kärntner Straße in Richtung Graben. Wie viele andere Wiener und Wienerinnen genoss sie es, um diese Zeit zu promenieren, Leute anzuschauen, sich ein bisschen die Füße zu vertreten und hinauszukommen aus den Mauern, in denen man wohnte. Dass die Welt gar nicht so groß war, wie man meinen sollte, merkte die Moravec, als sie plötzlich auf einen alten Bekannten traf. Zuerst erkannte sie ihn nicht, da er in Zivil ganz anders als in Uniform aussah. Irgendwie sensibler und verletzlicher. Ein fesches Mannsbild mit dunklen Locken und schwarzen, traurigen Augen. Als sie dieser traurige Blick zufällig traf und an ihr hängen blieb, durchrieselte es sie. Und halblaut rief sie: »Ja, das ist ja der Hansi …«
    Jener zögerte und wollte schon den Blick abwenden und weitergehen, aber die Moravec drängte sich an seine Seite und hängte sich bei ihm ein. Aus den Augenwinkeln musterte sie ihn und raunte dann mit einem neckenden Unterton in der Stimme: »Also, als Zivilist g’fallst mir viel besser. Hast endlich den Dienst quittiert und die dumme Uniform ausgezogen. Ich weiß nicht, was die meisten Weiber an den Uniformen so begeistert. Ich persönlich find euch Mannsbilder in Zivil viel fescher.«
    Hansi Popovic wusste nicht, was er sagen sollte. Und da er nichts sagte, plauderte die Moravec munter weiter. »Der Anzug steht dir sehr gut. Hast jetzt einen Zivilberuf gefunden, der dich ordentlich ernährt? Schaust gut aus. Bist ein hübscher Bub.«
    Sie schmiegte beim Dahinflanieren ihre Hüften ganz eng an seine und genoss die schlanke, drahtige Statur seines jungen Körpers. Das war doch etwas ganz anderes als die aufgedunsenen, fettleibigen Körper der alten Herren, mit denen sie normalerweise verkehrte. Sie dachte auch an die Potenzstörungen, unter denen Collredi litt und die nur durch intensive Demütigungen und neuerdings auch durch Züchtigungen mit der Rute überwunden werden konnten. Als sie sich daran erinnerte, was für ein feuriger und ausdauernder Liebhaber der Hansi Popovic war, fühlte sie ein Kribbeln und Flattern in der Gegend ihres Bauches. Und da sie kein Kind von Traurigkeit war, raunte sie ihm so lange unanständige Sachen ins Ohr, bis er schließlich mit ihr in Richtung Tiefer Graben spazierte. Dort befand sich das

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