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Reigen des Todes

Reigen des Todes

Titel: Reigen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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alle in Wien gemeldeten Moravec abgeklappert – das waren gar nicht so wenige! – und hatten nach der ehemaligen Sitzkassierin des Café Sperl gefragt. Dabei stellte sich heraus, dass Steffi Moravec offensichtlich keine Familienangehörigen in Wien hatte. Also brach Nechyba ins Sperl auf, um mit Kratochwilla zu reden. Das Schöne an meinem Beruf ist, dachte er, dass ich oft das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden kann.
    Als er kurz nach vier Uhr das Café Sperl betrat, war er sich ziemlich sicher, dass er Kratochwilla antreffen würde. Denn der Kaffeehausbesitzer hatte die Angewohnheit, pünktlich um halb ein Uhr Mittag zu essen und sich danach auf ein Verdauungsschläfchen zurückzuziehen. Um vier Uhr herum erschien er ausgeruht und frisch wie der junge Tag in seinem Kaffeehaus, in dem er bis zur mitternächtlichen Sperrstunde blieb. Nechyba erblickte den Cafetier in der Kaffeeküche. Als langjähriger Stammgast zögerte er nicht, dort einzutreten. Gemeinsam mit dem Kaffeekoch war Kratochwilla gerade damit beschäftigt, mehrere Melange 42 exakt nach den Wünschen der Gäste zu komponieren. Es waren dies eine Melange mehr dunkel, aber dafür mit Schlag 43 , eine Melange mehr hell mit Haut ohne Schlag und eine weitere helle mit ohne (ohne Haut und ohne Schlag). Kratochwilla sah von seiner Arbeit auf und grüßte mit einem freundlichen »Habedieehre, Herr Inspector! Wie geht’s so immer? Haben S’ Lust, nachher eine Runde Tarock zu spielen?«
    Nechyba hatte zwar anderes im Sinn, konnte aber der Verlockung einer gemütlichen Tarockrunde nicht widerstehen. Außerdem konnte er bei dem Spiel viel besser mit dem Cafetier plaudern. Er setzte sich an einen Kartentisch, zündete sich eine Virginier an und genoss den doppelten Mokka mit einem Schuss Trebernen, den ihm der Kellner automatisch serviert hatte. Nach einem Viertelstündchen gesellte sich Kratochwilla, der den Scharfrichter Lang sowie den Hauptmann Korenyi im Schlepptau hatte, zu ihm. Lang und Nechyba begrüßten einander herzlich, Korenyi wurde dem Inspector als Hauptmann des k.u.k. Infanterieregiments N° 4 vorgestellt. Ein Edelknabe, dachte sich Nechyba und fand dies hochinteressant. Vielleicht war er hier zufällig auf eine Informationsquelle gestoßen, von der er etwas Neues über den verstorbenen Vestenbrugg erfahren konnte. Kratochwilla befahl dem Piccolo, Tarockkarten zu bringen, es wurden die Einsätze vereinbart und das Spiel begann. Beiläufig erwähnte Nechyba, dass er im Fall Vestenbrugg die Ermittlungen führte. Daraufhin erzählten ihm Korenyi und auch Kratochwilla eine ganze Reihe von Anekdoten und G’schichterln über den Verblichenen. Als Nechyba fragte, wie denn der Vestenbrugg zu der Moravec gekommen sei, lachte Kratochwilla. »Na hören Sie, Nechyba! Nur weil Sie glücklich verheiratet sind und außerdem nie sonderlich hinter den Weiberröcken her waren, glauben Sie, dass alle Männer so sind. Ich kann Ihnen aber versichern, dem ist nicht so. Sie wissen doch, dass es in jedem Kaffeehaus zum guten Ton gehört, wenn man mit der Sitzkassierin Schmäh führt 44 und turtelt. Und der Oberstleutnant Vestenbrugg war jahrelang der Oberturtler hier in meinem Kaffeehaus. Da war er noch Major, als er angefangen hat, der Steffi mehrmals in der Woche kleine Geschenke zu machen. Das ging dann circa ein Jahr so weiter und als Vestenbrugg befördert wurde, wurden auch die Geschenke größer …«
    Korenyi unterbrach. »Und, lieber Inspector: Steter Tropfen höhlt den Stein. Wenn man so lange um ein Mädel wirbt und ihr alles Mögliche verspricht, na dann wird’s halt irgendwann reif. Reif zum Pflücken. Gott sei Dank, möchte ich sagen. Weil sonst, meine Herren, könnten wir uns ja nur im Puff ausleben. Gott sei Dank sind die Mädeln so. Und darauf trink ma jetzt. Auf all die Damen, die bei uns schwach werden! Prost, meine Herren!«
    »Und wie war das, als die Moravec den Oberstleutnant erhört hatte?«
    »Na wie soll’s g’wesen sein? Er hat sie ausgehalten, hat ihr eine Wohnung gemietet und eine Apanage gezahlt.«
    »Und da hat sie bei mir gekündigt«, ergänzte Kratochwilla. »Nicht dass ich mit meiner jetzigen Sitzkassierin unzufrieden wär. Aber die Minerl Schmoll ist halt ein braves Mädel. Die frivole Ausstrahlung und den gewaltigen Busen der Moravec hat s’ halt nicht.«
    Die Männer lachten und Nechyba fragte, nachdem er einen Tarockdreier angesagt hatte, ob denn die Moravec Familie habe. Kratochwilla verneinte dies. Und während der

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