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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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ist gerade weg. Der nächste fährt eine halbe Stunde später, der Nahverkehrszug nach Kongsberg. Ich tippe, dass sie runter zum Bahnsteig ging und mit diesem Typen ins Gespräch kam. Der hat sie informiert und ihr geraten, den Flughafenbus zu nehmen oder ihr angeboten, sie zu fahren. Was meinst du?«
    »Er hat sie gefahren«, sagte Frank Frølich.
    »Warum glaubst du das?«
    »Ich weiß, wer er ist.«
* * *
    Weniger als eine Stunde später saß Frølich im Flughafenbus. Die Aircondition sorgte für angenehm kühle Luft. Er sah hinaus auf die frisch gemähten Wiesen, wo Traktoren Maschinen zogen, die das Gras zu weißen Eiern zusammenrollten oder es zu Vierecken pressten. Nackte Oberkörper unter brennender Sonne. Seine Gedanken wanderten zu Janne Smith und Karl Anders. Sein schmieriges Old-Fellows-unter-sich-Getue war entlarvt: Bitte, sag es niemandem. Was erwartete Karl Anders eigentlich? Sollte er verschweigen, dass sein Kumpel sich ein Alibi erlogen hatte? Er war verdammt noch mal Polizist.
    Er seufzte und rieb sich kräftig das Gesicht. Früher oder später würde er gezwungen sein, sich weiter auf die Sache einzulassen. Oder? Musste er das wirklich? Hatten die einen Anspruch darauf, Dinge aus seiner Vergangenheit zu erfahren? Tja, auf jeden Fall musste jemand sagen: Karl Anders' Alibi für den Abend, als Veronika ermordet wurde, war erlogen. Trotzdem wollte Frank Frølich nicht derjenige sein, der mit dem Kopf des Freundes auf einem Tablett zu Gunnarstranda lief. Der alte Brummbär sollte das ruhig selbst herausfinden.
    Er holte sein Handy aus der Tasche und schrieb:
    G! Hoffe, es ist okay, wenn du dir Karl Anders vornimmst. Bin vor 16.00 zurück. Erreichbar unter dieser Nummer. F.
    Kurz darauf bekam er von Ståle Sender eine gelbe Weste und Ohrschützer ausgehändigt.
    Wenn es nötig werden sollte, good Cop/bad Cop zu spielen, war Ståle die perfekte Wahl: das gleiche Format wie chinesische Turner, mit ebenso scharfer Bügelfalte. Kalte blaue Augen über schmalen Lippen. Die Bartstoppeln genauso kurz wie das Haar, das Uniformhemd am Hals offen, wo eine dicke Goldkette auf sonnengebräunten Sandbänken ruhte. Frank betrachtete Ståles grobe Hände. Der Anblick des Eherings löste in ihm eine Anwandlung spontaner Zärtlichkeit für Lena aus. Es war etwas Selbstzerstörerisches an ihrer ewigen Jagd nach einem Partner.
    Sie wechselten nicht viele Worte. Wäre auch sinnlos gewesen unter den Ohrschützern, die das Heulen der Jetmotoren in ein immer noch lautes, aber leicht gedämpftes Hintergrundgeräusch verwandelten. Eine kühle Brise wehte über die Rollbahnen von Gardemoen. Hinter den riesigen Glaswänden waren Passagiere dabei, Schnaps und Tabak für die Ferien im Süden zu bunkern. Ein Flugzeug setzte mit hängendem Hinterteil zur Landung an, wie eine Gans im Anflug auf die Wasseroberfläche. Sie gingen an Ketten von Gepäckwagen, Cateringwagen und Passagierbussen vorbei. In den Fluren die Reihen marschierender Touristen auf dem Heimweg, sonnenverbrannt und übergewichtig, in farbenfrohen Ferienshorts und teuren Sandalen mit ergonomischen Riemen und Sohlen. Dazu kühn ausgewählte Cowboyhüte, die schon bald weggeräumt und versteckt werden würden. Schlangen von Passagieren in den Röhren, die zu den Flugzeugen führten. Kabinenpersonal unterwegs von hier nach da, so wie sie immer von hier nach da unterwegs waren, in flottem Takt über den gefliesten Gang, adrett, langbeinig und uniformiert; mit gesenkten Lidern, ihre praktischen Bordkoffer fest im Griff, verschwanden sie in den langen runden Flugzeugkörpern, die bald darauf über die Rollbahnen rauschten, zuerst die Nase hoben, dann in die Wolken aufstiegen mit dem aerodynamischen Kopf und den Rückenflossen, die an Haie erinnerten.
    Wo war Andreas Langeland?
    Ståle zeigte auf ihn mit einem dicken, zitternden Zeigefinger.
    Frølich erkannte den Kameramann vom Filmset kaum wieder. Weder Halstuch noch Hängehose bei der Arbeit. Die Gestalt wirkte dünn und klein in der blauen Arbeitshose und der gelben Neonweste. Er machte einen ebenso langweiligen Eindruck wie Frølichs Spiegelbild an einem grauen Alltag.
    Kurz darauf marschierten die drei in einer Reihe an dem Zinkklo vorbei, wo die Drogenschmuggler sitzen mussten, bis ihre Körper die verschluckten Tüten von selbst wieder hergaben. Dann an der Umkleidekabine und den Scannern vorbei zu einem spartanisch ausgestatteten Verhörraum. Andreas Langeland war blass, aber gefasst. Frølich begriff sofort, dass er

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