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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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nächste Schritt ist.
    Er parkte fast an der gleichen Stelle, wo das Taxi in der Nacht nach der Feier gehalten hatte. Als er endlich aus dem Wagen stieg, fand er sich kaum zurecht. Das Tageslicht füllte die nächtliche Szene mit Details. Die Konturen des Hauses waren dieselben. Eine Baumkrone wölbte sich über dem Dach. Der kleine Garten wurde von einer hohen Hecke abgeschirmt. Vor vielen Jahren hatte irgendjemand ein paar Blumenbeete angelegt, die jetzt zugewachsen waren. Gunnarstranda wüsste bestimmt die Namen dieser Gewächse, dachte er und betrachtete eine in die Jahre gekommene Kletterpflanze, die sich an den dicken Stamm eines Ahorns klammerte. Ein gelb-schwarzer Motorrasenmäher stand an der Hauswand. Mitten auf dem Rasen stand ein alter, fettiger, verrosteter Grill. Frank Frølich hob den Kopf. Hinter einer Gardine versteckte sich ein Gesicht. Es war nicht Janne, also musste es ihr Sohn sein. Er klingelte, trat ein paar Schritte zurück und betrachtete die Fassade. Das Haus brauchte dringend einen neuen Anstrich.
    Ein dünner, blasser Junge mit langen, schwarz gefärbten Haaren, die ersten Bartstoppeln sorgfältig gestriegelt und zu einer Spitze am Kinn versammelt, öffnete die Tür. Sein T-Shirt trug das Logo einer Metal-Band, und seine nackten Arme waren ebenso bleich wie sein Gesicht.
    »Du bist Kristoffer?«
    »Und wer sind Sie?«
    »Ich möchte gern mit deiner Mutter sprechen.«
    »Aber wer sind Sie?«, insistierte der Junge mit einer kaum hörbaren Unsicherheit in der Stimme.
    »Sag Janne, dass Frank Frølich da ist, ein Polizist, den sie kennt.«
    Der Junge stand stumm da und sah ihn an.
    Aus dem Inneren des Hauses ertönten Schritte, die eine Treppe heraufkamen. »Kristoffer?« Eine Hand schob den Jungen zur Seite.
    Stille breitete sich aus, als sich ihre Blicke trafen. »Du bist es?«, sagte sie in einem Ton, der ihn in der Magengrube traf.
    »Ich bin weg«, sagte Kristoffer und ging an Frølich vorbei die Stufen hinunter. Die Shorts reichte ihm bis kurz unter die Knie. Er griff im Vorbeigehen nach einem Skateboard und rollte darauf davon. Der Kopf mit dem schwarzen Haar glitt über der Hecke entlang. Nach ein paar Metern sah er sich noch einmal um. Frølich begegnete seinem Blick, konnte aber nicht einschätzen, was er ausdrückte.
    Er wandte sich Janne zu, die noch genauso dastand, in Sandalen, Jeans und einem hellgelben Top. Sie trug einen Wäschekorb unter dem Arm.
    »Netter Junge.« Er hörte selbst, wie dumm das klang.
    Gott sei Dank überhörte sie es und sagte. »Ich war gerade im Keller. Hänge das hier nur schnell auf.«
    Sie ging an ihm vorbei die Stufen hinunter und dann den Schotterweg entlang. Er folgte ihr. Hinter dem Haus gab es eine Wäscheleine. Der Boden war abschüssig. Eine Granitmauer befestigte den Hang. Er setzte sich auf die Mauer. Jedes Mal, wenn sie sich streckte, um ein Kleidungsstück aufzuhängen, schaute ihr Nabel unter dem Top hervor.
    »Du bist gekommen, um über Veronika zu sprechen, stimmt's?«
    »Auch, ja.«
    »Auch?« Sie hielt inne. Ihr Haar flatterte leicht in der Brise. Die Sonne traf ihre blaugrauen Augen und ließ sie wie zwei Edelsteine glitzern.
    »Blöd ausgedrückt. Natürlich bin ich gekommen, um über Veronika zu sprechen.«
    Dreieckige Slips in verschiedenen Farben flatterten wie kleine Wimpel an der Leine im Wind.
    »Ja, und?«, fragte sie plötzlich, ohne sich umzudrehen, während sie weiter Wäsche aufhängte.
    »Hast du Veronika in den Tagen, bevor sie umgebracht wurde, gesehen oder gesprochen?«
    Langsam beugte sie sich hinunter und zog einen roten BH aus dem Korb, befestigte ihn sorgfältig mit drei Klammern. »Nein«, sagt sie schließlich. »Habe ich nicht. Das letzte Mal habe ich mit ihr gesprochen, als du und ich von der Feier losfuhren, als wir in das Taxi gestiegen sind.«
    »Stimmt es, dass du ihre Buchhaltung machst?«
    »Ja, aber ich spreche nicht jeden Tag mit ihr ... Spreche«, wiederholte sie verwirrt. »Als wenn sie noch ... Es ist so schwer, sich daran zu gewöhnen ...« Sie wischte sich mit dem Handrücken unter den Augen entlang und wandte sich ab.
    »Wir versuchen, zu rekonstruieren, was sie getan hat, bevor sie starb. Weißt du, ob sie Pläne hatte für den Tag, ob sie mit jemandem verabredet war?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Die Gäste bei der Feier, waren das auch Veronikas Freunde?«
    Sie nickte. »Die allermeisten jedenfalls.«
    Er räusperte sich. »Könntest du eine Liste von den Freunden aufschreiben, die du kennst?

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