Rein Wie Der Tod
Gardemoen und ihrem Verschwinden. Er hatte keinen Grund, abzustreiten, dass er sie angesprochen und gefahren hat. Es gibt nur einen einzigen Grund für sein Verhalten: Er weiß, was mit ihr passiert ist.
Ich kann nicht beweisen, dass sie ermordet wurde, aber meine Intuition sagt, dass es so ist. Sie lässt alles zurück, Geld, Kosmetiktasche und Kleidung. Ist sie freiwillig verschwunden? Nein. Wurde sie gekidnappt gegen Lösegeld? Ein armes Mädchen aus einem armen afrikanischen Land, das Geld für das Flugticket vom norwegischen Außenministerium bekam? Wohl kaum. Sollte sie sich nach diesem Abend selbst das Leben genommen haben? Ein Mädchen, das die Chance seines Lebens bekommen hat, in das Wohlstandsland Norwegen zu fliegen und an einem prestigeträchtigen Studienprojekt teilzunehmen - ein Mädchen, das zweiundvierzig inspirierende Tage im internationalen Milieu vor sich hat, hoch qualifizierte Dozenten, neue Freunde, neues Netzwerk hier und zuhause, einfach ein Meer an Möglichkeiten? Nein, Rosalind M'Taya war fremd in Norwegen und hat zum falschen Zeitpunkt den falschen Mann getroffen. Andreas Langeland hat sie umgebracht. Mein siebter Sinn - wenn ich einen habe - ruft das ganz laut. Es macht mich wütend, dass er sie getötet hat. Ich werde es schaffen, diesen Dreckskerl einzubuchten. Und ich weiß, dass das Ganze mit einer Sache steht und fällt: Ich muss die Leiche finden. Ich weiß nicht, wo sie ist, aber ich kann aufzeichnen, was Andreas an dem Abend und in der Nacht gemacht hat, indem ich seine elektronischen Spuren verfolge. Ich werde einen Überblick darüber haben, wo sein Auto gefahren ist, welche Mautstellen er passiert hat. Und dann werde ich rausfinden, an welchen Orten sich danach sein Handy befunden hat, wo er Geld ausgegeben oder mit der EC-Karte abgehoben hat. Auf diese Weise kann ich geographisch ein Gebiet eingrenzen. Wenn ich mit dieser Arbeit fertig bin, dann gehe ich, wenn es sein muss, mit einem Spürhund los. Ich werde die Leiche finden und diesen Scheißkerl vor Gericht bringen!«
»Amen«, sagte Gunnarstranda. »Wenn sie arm genug und schön genug ist, kann es ja auch sein, dass sie genau in diesem Moment in einem Hotelzimmer liegt und irgendwelchen Kerlen einen bläst. Sie wäre nicht das erste afrikanische Mädchen in diesem Land, das sich auf diese Weise ihre Kronen verdient.«
»Darauf hab ich keinen Bock zu antworten«, sagte Frølich gereizt.
Gunnarstranda zuckte mit den Schultern. »Ich komme natürlich auch nicht ohne die neue Technologie aus. Ich wollte nur sagen, dass ich es hasse, stundenlang solche Listen mit Daten durchzugehen, statt mit Menschen aus Fleisch und Blut zu sprechen. Übrigens«, fügte er hinzu und drehte sich beim Hinausgehen noch einmal um.
Ȇbrigens was?
»Ich wünschte, du würdest im Fall Veronika ein ähnliches Engagement zeigen. Ist der Grund für deine Gleichgültigkeit in diesem Fall vielleicht, dass der Hauptverdächtige dein Kumpel ist?«
Frølich musste die Worte erst sacken lassen und sich ihre Bedeutung vor Augen führen, bevor er in der Lage war, darauf zu antworten:
»Wer sagt das?«
»Frølich. Reiß dich zusammen«, sagte Gunnarstranda leise. »Der Punkt ist einfach, dass Veronika Undset ermordet wurde. Ihre Leiche wurde gefunden. Höchstwahrscheinlich ist ein alter Kumpel von dir der Mörder. Und du eierst hier rum und suchst nach Leichen, von denen keiner etwas weiß? Das ist vergeudete Energie!«
Frølich schüttelte den Kopf. »Merkwürdig, dass du so viel Engagement zeigst«, sagte er leichthin. »Was ist passiert?«
»Der Fisch ist wieder von der Angel gesprungen.«
Frølich stand auf. Er atmete aus. Die Verhaftung von Karl Anders hatte wie ein Knoten in seinem Bauch gesessen. Der Besuch von Janne Smith hatte den Knoten noch fester gezogen. Jetzt begann er, sich zu lösen. Er atmete leichter, fühlte sich tatsächlich besser. Er musste sich abwenden, um ein kleines Lächeln zu verbergen.
»Wie reagiert denn Karl Anders?«
»Was glaubst du, wie er reagiert? Ich komme gerade vom Untersuchungsgericht. Wir waren zu schnell«, sagte Gunnarstranda. »Die Richterin hat sich an der Verbindung zwischen Veronika und dem, was sie erwiesene organisierte Kriminalität nannte, aufgehängt - Regine Haraldsen als Einbruchsopfer. Und all die anderen Kunden von Veronika, die auch Opfer von Einbrüchen geworden sind. Das Durcheinander und die sich widersprechenden Aussagen von den Kollegen, die Zahid beschattet haben. Sie waren sich nicht
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