Rein Wie Der Tod
zurücktrittst und versuchst, dir anzuschauen, worum es in diesem Fall eigentlich geht ...«
»Ich weiß, worum es geht«, unterbrach sie ihn schrill.
»... dann musst du erkennen, dass es hier nur ein Opfer gibt«, fuhr er immer noch beherrscht fort. »Veronika ist auf grausame Weise gestorben. Es ist Aufgabe der Polizei, den Täter zu finden und ihn vor Gericht zu bringen, sodass er seiner verdienten Strafe zugeführt werden kann. Wer bei einer so ernsten Frage lügt, muss die Verantwortung für sein Handeln selbst übernehmen.«
»Aber du bist sein Freund!«
»Das hat nichts mit seiner Glaubwürdigkeit zu tun.«
»Wozu hat man denn Freunde, wenn sie einen in solchen Situationen nicht unterstützen können?«
»Ich unterstütze ihn selbstverständlich!«
»Ach ja?« Ihr Blick war immer noch unversöhnlich, der Mund schmal und giftig. »Wenn du das, was du tust, Freundschaft nennst, wie gehst du dann mit deinen Feinden um? Er darf keinen Besuch empfangen. Wenn diese Behandlung durch seine lächerliche Notlüge ausgelöst wurde, dann kann ich meine Aussage gern ändern. Ihr müsst mich vorladen. Ich kann sagen, dass ich es nur vergessen hatte, dass er natürlich mit mir zusammen war. Was hast du dann noch für einen Fall? Hm?«
»Ich fürchte, das würde nicht viel helfen.«
»Da siehst du es, du gibst es sogar zu. Hier geht es nicht um Wahrheit oder Lüge. Es geht um deine Rache an jemandem, der dich als seinen Freund bezeichnet.«
»Rache? Wie kommst du denn auf Rache?«
Janne sah zur Seite und sagte: »Ich weiß, was passiert ist.«
Frank Frølich erstarrte. Sein Brustkasten fühlte sich an wie ein Eisblock. Er war sich nicht sicher, ob er richtig gehört hatte und wählte seine Worte mit Bedacht: »Was meinst du damit?«
»Ich weiß, was zwischen euch beiden vorgefallen ist, warum ihr den Kontakt abgebrochen habt.«
»Das weißt du? Da bin ich aber wirklich neugierig. Erzähl!«
Seine Haltung überraschte sie. Ihre Augen verfärbten sich vor Unsicherheit. »Du brauchst gar nicht so zu tun«, sagte sie schnell.
»Ich tue nicht nur so. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass Karl Anders jemals irgendeinem Menschen erzählen würde, was er damals getan hat.«
Sie warf ihm einen beunruhigten Blick zu, aber er hatte die Nase voll von ihr. Jetzt war er wütend. Das hier war seine Wohnung. Hier wollte er nicht mit Arbeit oder irgendwelchem Scheißgerede genervt werden.
»Was meinst du?«, fragte sie schnell.
»Nichts. Ich habe nichts zu sagen. Und jetzt habe ich die Nase voll davon, mich in meiner eigenen Wohnung anschreien zu lassen!«
Janne Smith sank auf das Sofa. Verbarg das Gesicht in den Händen.
»Geh nach Hause«, sagte er hart. »Sobald Karl Anders handfeste Antworten auf ein paar Fragen gibt, ist er wieder draußen, und ihr könnt feiern, mit Waffeln und Schampus. Wenn du ihm vertraust, dann wird es gehen. Geh zurück zu deinem Sohn und deinem Haus, dann wird Karl Anders wahrscheinlich im Laufe des Abends da sein.«
Sie stand auf. Es schien, als sei eine Haut von der zierlichen Gestalt abgefallen. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab und betrachtete die Schminkereste auf der Hand. »Ich gehe, aber ich muss kurz dein Bad benutzen.«
Sie ging hinaus und ließ die Badezimmertür offen stehen, wusch sich das Gesicht und betrachtete sich im Spiegel. Holte einen Mascara aus der Tasche, behob den Schaden und sagte dabei: »Ich habe mit einem Nachbarn gesprochen, der Anwalt ist. Er hat gesagt, dass Karl Anders bestimmt in U-Haft kommt, wenn er jetzt noch nicht wieder draußen ist.«
»Davon weiß ich nichts. Auch Anwälte, die man auf der Straße trifft, wissen so was nicht.«
Sie studierte ihr Spiegelbild.
»Janne«, sagte er.
Sie begegnete seinem Blick im Spiegel.
»Warum hast du dich eigentlich von Karl Anders getrennt?«
»Eigentlich? Ich habe doch gesagt, dass wir es schwer hatten. Er hat sich nicht gut mit Kristoffer verstanden. Ich fühlte mich gezwungen, zu wählen. Also habe ich Schluss gemacht - oder ... Du weißt, wie das ist. Man bittet um eine Pause oder so ähnlich.«
»Und es ist nichts passiert?«
Sie drehte sich um und sah ihn an, beunruhigt. »Was meinst du?«
Er war sich plötzlich ziemlich sicher. Was ihr Karl Anders auch über die Vergangenheit erzählt haben mochte, es war auf keinen Fall die Wahrheit. Er sah ihr in die Augen und sagte kühl: »Ich meine gar nichts, ich habe nur gefragt, ob es einen konkreten Anlass für die Trennung gab, aber
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