Rein Wie Der Tod
als einen Monat alt. Sie waren am selben Tag aufgenommen, im Abstand von weniger als drei Minuten.
»Das stimmt mit der Aussage deines Freundes überein«, sagte Gunnarstranda. »Er sagt die Wahrheit. Vielleicht hat der Richter recht.«
Frølich zog beide Augenbrauen hoch.
»Solche Fotos werden auf einem Bildschirm am Ausgang gezeigt«, sagte Gunnarstranda. »Die Leute können sich anschauen, wie komisch sie aussehen, wenn sie Magenkitzel haben. Dass sie ein Foto von sich und ihrem Verlobten kauft, verstehe ich. Aber warum kauft sie ein Foto von einem Typen, der etwas weiter hinten in der Schlange stand?«
Frank Frølich zuckte mit den Schultern.
»Dein Kumpel behauptet, es sei dieser Mann gewesen«, Gunnarstranda tippte mit seinem knorrigen Zeigefinger auf das Foto des Mannes. »Er meint, dass dieser Mann Veronika umgebracht hat.«
Frølich betrachtete das Foto mit neuem Interesse.
»Ich dachte, er würde Scheiße reden, aber er hat nicht gelogen, Frølich. Er hat behauptet, nicht den blassesten Schimmer zu haben, wer dieser Typ ist. Veronika hat das Foto heimlich gekauft, ohne dass er es gesehen hat. Sie hat es versteckt, und er hat es zufällig gefunden, hinterher.«
Frølich grinste.
»Was ist?«, fragte Gunnarstranda.
»Der Täter folgt ihnen, im Freizeitpark, bis zum Wasserfall.«
»Es hat ihn wohl angetörnt.«
Frølich grinste noch breiter.
Gunnarstranda sah ihn an, deutlich irritiert.
»Du glaubst jetzt also plötzlich, was Karl Anders gesagt hat?«
Gunnarstranda betrachtete ihn, stumm.
»Ich schlage vor, dass wir Karl Anders fallen lassen«, sagte Frølich. »Das Untersuchungsgericht hat dich nicht unterstützt. Wenn du noch weiter auf Sachen herumreitest, die er gesagt hat, oder überhaupt auf seiner Person, dann hast du einen Tunnelblick. Du musst die Augen aufmachen und weiter in die Zusammenhänge vordringen. Es ist sinnlos, sich an Karl Anders festzubeißen.«
»Ich habe daneben gegriffen«, gab Gunnarstranda zu. »Er war zu früh an der Angel und ist vom Haken gerutscht. Andererseits brauchen wir mehr Informationen. Ich will zum Beispiel wissen, wer der Kerl auf dem Foto ist! Ich will mit dem Mann reden und seine Version hören.«
»Du redest wild drauflos.«
Gunnarstranda runzelte verständnislos die Stirn.
»Karl Anders ist ein alter Freund«, sagte Frølich schließlich. »Ich habe darum gebeten, aus diesem Fall herausgehalten zu werden. Aber nein. Ich musste voll reinspringen. Du hast Karl Anders beleidigt und ihn unter aller Augen an seinem Arbeitsplatz verhaftet - einzig und allein aufgrund der Tatsache, dass er kein Alibi hat. Aber wir haben kein Motiv ...«
»Wovon redest du eigentlich?«, unterbrach ihn Gunnarstranda ärgerlich. »Er war allein, sechzig Meter unter dem Frognerpark. Niemand hat irgendetwas gesehen.«
Gunnarstranda griff nach den Fotos. »Das hier sollte dich interessieren. Die Fotos sind, soweit ich sehen kann, eine neue Spur. Veronika Undset war eine Frau, die viele Geheimnisse hatte - sogar vor dem Mann, den sie heiraten wollte. Ich glaube nicht, dass wir diesen Fall lösen werden, ohne ihre Geheimnisse zu lüften. Tja - und das hier ist eines davon. Sie hat ein Foto von dem Mann gekauft, ohne ihrem Verlobten etwas davon zu sagen. Das ist ziemlich eigenartig.«
»Du hast einen Tunnelblick«, stellte Frølich fest.
»Hab ich nicht.«
»Ach, nein? Ich fühle mich im Grunde mitschuldig an Veronikas Tod. Ihre Hölle fing damit an, dass ich sie vor diesem Haus verhaftet habe. Davor war sie eine freie Unternehmerin, die bald in Rom heiraten wollte.«
Gunnarstranda betrachtete ihn schweigend.
Frølich starrte zurück, die Hände in den Hosentaschen.
Auf dem Boden zwischen ihnen lag ein runder, gehäkelter Teppich. Er erinnerte an die Arena von Sumo-Ringern. Es fehlte nur noch ein alter Greis zwischen ihnen, der jodelte und Reiskörner auf den Boden warf.
Gunnarstranda sagte: »Ich will hier nicht über Freundschaften sprechen, weder über meine eigenen noch über deine. Aber ich gehe mal davon aus, dass es auch in deinem Interesse ist, die Wahrheit über Veronikas Tod herauszufinden. Ich denke folgendermaßen: Wenn ich Karl Anders Fransgård gut kennen würde, dann wäre es besser, die Wahrheit auf den Tisch zu bekommen, als sie um alter Erinnerungen willen zur Seite zu schieben. Das Dümmste, was du tun kannst, ist, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Wenn du das tust, wirst du früher oder später doch anfangen, darüber zu spekulieren, was
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