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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Schranktüren.
    Geräuschlos stand er auf. Steckte die Schraube wieder in die Tasche. Blieb kurz stehen, um sich zu sammeln. Ging dann mit langsamen Schritten auf die Schranktüren zu. Vor der mittleren Tür blieb er stehen.
    Er hob eine Hand. Zögerte.
    Schließlich zog er leicht am Türgriff. Die Tür glitt auf, langsam. Die Scharniere quietschten.
    Er sah direkt auf eine Reihe von Jacketts.
    Lieber Gott, dachte er. Das hier ist lächerlich.
    Er schlug die Tür wieder zu und drehte sich abrupt um.
    Die Luft war drückend. Es war, wie wenn man zu lange in einer Sauna sitzt. Er musste raus, weg. Hastig verließ er die Wohnung.
    Im Treppenhaus blieb er stehen und rang nach Luft.
    Was war passiert? Er hatte keine Ahnung. Er überprüfte die Tür. Sie stand angelehnt, wie Almeli sie hinterlassen hatte. Der Mann würde erwarten, sie so vorzufinden, wenn er zurückkam.
    Langsam ging Gunnarstranda die Treppe hinunter. Blieb vor der Wohnung der Frau mit dem Rollator stehen. Klingelte. Es klang wie das dumpfe Läuten einer Kirche in weiter Ferne.
    Ihr Namensschild sah genauso aus wie das im dritten Stock, schwarz und rechteckig mit weißen Buchstaben. Solfrid Reine.
    Er hörte, wie sie hinter der Tür mit ihrem Rollator hantierte. Das Guckloch in der Tür verdunkelte sich. Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet.
    »Almeli? Das ist doch der etwas merkwürdige Mann im dritten Stock, oder? Nein ... Ich habe wirklich keine Ahnung.«
    Sie sprach jedes Wort mit besonderem Nachdruck aus, und mit einer schon recht abgeschliffenen Melodie in der obersten Tonlage.
    »Sie sind aus Trondheim«, sagte Gunnarstranda und gab sich Mühe mit der höflichen Anrede.
    Das runzlige Gesicht erstrahlte zu einem breiten Lächeln. Die Augen wurden ganz schmal vor Freude. »Wie haben Sie denn das erraten?«
    »Meine Frau ist in Rosenborg aufgewachsen.«
    »Nein, das ist ja nett, wie heißt sie denn?«
    »Sie ist tot«, sagte Gunnarstranda kurz. Er bedauerte seine Charmeoffensive und wollte wieder zur Sache kommen. »Sind Sie ganz sicher, dass Sie Almeli heute noch nicht gesehen haben?«
    Frau Reine war jetzt die Freundlichkeit selbst. »Wissen Sie, vielleicht hat er ja Waschtag. Also, das wäre eine Möglichkeit, weil doch seine Tür offen stand. Wenn er Waschtag hat«, überlegte sie mit dem Zeigefinger in der Luft, »dann ist er sicher unten im Keller. Warten Sie, ich gehe mal auf der Liste nachschauen.« Sie drehte sich um und schob den Rollator vor sich in die Wohnung. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Als sie zurückkam, hielt sie ein Blatt Papier in den Händen. Oh ja, Almeli hatte heute Waschtag.
    »Könnte ich vielleicht Ihren Schlüssel ausleihen?«
    »Selbstverständlich.« Sie lächelte wieder. »Es tut mir wirklich leid, ich bin immer so direkt, das kenne ich schon von mir. Ich wollte sie wirklich nicht über Ihre Privatangelegenheiten aushorchen.«
    »Kein Problem.« Gunnarstranda fing fast an, sie zu mögen.
    »Aber keine Dummheiten machen«, schalt sie ihn neckend, reichte ihm den Schlüssel und zwinkerte ihm dabei zu.
    Er wartete, bis sie ihre Tür wieder geschlossen hatte. Dann ging er mit schnellen Schritten die Kellertreppe hinunter, schloss die Tür auf und sah in einen langen dunklen Kellergang, der in einem erleuchteten Bombenschutzraum endete.
    Auf der Suche nach dem Lichtschalter tastete er mit der Hand die Wand ab, während er ins Dunkel starrte. Das Gefühl aus Almelis Wohnung erfasste ihn wieder, eine Art Zittern. Irgendetwas verursachte das spontane Gefühl, dass er eigentlich lieber nicht da sein wollte, wo er gerade war.
    Seine Hand fand den Lichtschalter, und er sagte sich: Du bist in einem Wohnblock mitten in Oslo. Hier spielen jeden Tag Kinder. Nun reiß dich mal zusammen.
    Er drehte den Schalter herum. Die Leuchtröhren an der Decke sprangen eine nach der anderen an.
    Zu beiden Seiten des Ganges lag eine lange Reihe von Kellerräumen, die mit Vorhängeschlössern versehen waren.
    Er stand da und lauschte auf die Geräusche der Waschmaschine. Hörte nichts, abgesehen von den kläglichen Blinkgeräuschen einer Leuchtröhre, die nicht anspringen wollte.
    Er schluckte und setzte sich in Bewegung.
    Zögernd ging er den Gang entlang. Vorbei an einem Verschlag nach dem anderen. Plötzlich kam es ihm vor, als warte hinter der Ecke jemand auf ihn. Er hielt inne. Warf einen Blick über die Schulter. Niemand hinter ihm.
    Er sah wieder nach vorn. Die charakteristischen Stahltüren des Bombenschutzraumes standen am Ende

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