Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
Vom Netzwerk:
Schiebetüren in schrägen Schrankwänden und altmodisches Abwaschbecken. Saubere Arbeitsplatte, sauberer Esstisch, spiegelblankes Abwaschbecken. Nicht einmal ein Salzstreuer stand auf dem Esstisch.
    Das Geräusch musste aus dem Raum hinter der dritten Tür gekommen sein.
    Er hob die Hand, drückte den Türgriff herunter, schob die Tür langsam auf, blieb stehen und sah in ein Wohnzimmer. Der Raum wirkte verlassen.
    »Hallo?«
    Keine Reaktion.
    Gunnarstranda trat über die Schwelle. Stand ganz still und sah sich um. Die Wohnung war genauso geschnitten wie die von Veronika Undset, nur spiegelverkehrt. Ein schmales Bett in einem Erker. Neben dem Bett ein Nachttisch mit einem kleinen schwarzen, batteriebetriebenen Wecker.
    An der gegenüberliegenden Wand stand ein Fernseher mit einem Sessel davor und ein Schreibtisch, auf dem ein Laptop lag. Das war alles.
    »Hallo?«
    Auch hier bekam er keine Antwort. Langsam kam er sich blöd vor. Er ging zum Fenster. Suchte das Fenster von Veronika Undsets Wohnung. Man konnte zu ihr hineinsehen. Er sah ein Stück des Bodens und den Fernsehschirm. Wenn er in die Hocke ging, konnte er vage das Bett im Erker erkennen.
    Plötzlich lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er hatte das starke Gefühl, nicht allein im Raum zu sein. Irgendjemand stand in diesem Moment hinter ihm.
    Seine Nackenhaare standen zu Berge, als er sich umdrehte - langsam.
    Das Zimmer war genauso leer wie zuvor.
    Er holte tief Luft. Noch nie hatte er solch einen Schmacht nach einer Zigarette gehabt. Er schwitzte. Sein Blick vernebelte sich, die Luft vibrierte. Er suchte in der Tasche nach einem Nikotinkaugummi und presste es gegen das Zahnfleisch.
    Während er so stand, fingerte er an Toves Schraube herum. Hielt den Faden zwischen Zeige- und Mittelfinger und schwang das Pendel herum, bis der Faden aufgerollt war und die Schraube an seine Finger schlug. Dann wickelte er die Schraube wieder los und wiederholte das Ganze - wieder und wieder.
    Diese Wohnung ist leer, sagte er zu sich selbst. Da die Wohnungstür offen stand, war Almeli nur kurz etwas erledigen gegangen.
    Er setzte sich auf den Sessel, ohne nachzudenken. Ihm war immer noch heiß. Zitterten seine Hände? Um es zu überprüfen, hielt er das Pendel zwischen Daumen und Zeigefinger, bis die Schraube ganz ruhig hing. Kein Zittern. Zufrieden fragte er sich im Stillen, eher zum Spaß: Ist Almeli zuhause?
    Zu seiner Überraschung begann das Pendel zu schwingen. Vor und zurück. In Richtung des Fensters, das nach Norden hinausging.
    Gunnarstranda hielt die Schraube fest. Okay, die Schraube konnte also sprechen. Aber was hatte sie gesagt?
    Bin ich in Almelis Wohnung?, fragte er sich selbst. Das Pendel begann wieder zu schwingen, aber jetzt in die entgegengesetzte Richtung.
    Misstrauisch holte Gunnarstranda tief Luft und legte das Pendel auf seinen Schoß. Das Ausschlagen in zwei unterschiedliche Richtungen provozierte ihn irgendwie. Es könnte bedeuten, dass das Pendel zwei verschiedene Antworten gab - und in dem Sinne die Situation also richtig erkannte. Almeli war nicht zuhause. Um das festzustellen, brauchte er nun wirklich kein Pendel.
    Dennoch verstand er nicht, wie es möglich war, dass das Pendel von selbst zu schwingen begann und zwei unterschiedliche Antworten gab. Und es hatte sogar recht. Er war hier, Almeli hingegen nicht. Trotzdem, dachte er, es muss mein eigenes Unterbewusstes sein, das den Ausschlag gibt. Die Schwingungen waren offenbar eine Art Wunschreaktion, eine, die er selbst nicht kontrollieren konnte. Es musste das Unterbewusste sein, das den Finger, der den Faden hielt, dazu brachte, die Bewegung anzuregen - ohne dass er selbst es merkte.
    Andererseits, dachte er, müsste es doch in diesem Fall möglich sein, das Unterbewusste zu kontrollieren.
    Er wartete geduldig, bis das Pendel ganz still hing. Sollte er eine Kontrollfrage stellen? Schließlich konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Er ließ das Pendel unbeweglich hängen und fragte: Bin ich allein hier?
    Das Pendel schlug aus wie beim ersten Mal. Wenn die Schraube recht hatte, dann war er nicht allein in der Wohnung.
    Sobald der Gedanke gedacht war, kam das Gefühl wieder zurück. Es war, als würde die Luft in der Wohnung vibrieren. Er fror auf dem Rücken, und gleichzeitig brach ihm kalter Schweiß aus.
    Es stimmt nicht, sagte er zu sich selbst. Ich sitze hier allein. Er merkte, dass er den Blick die ganze Zeit auf den Schrank im Erker gerichtet hatte. Drei geschlossene

Weitere Kostenlose Bücher