Rein Wie Der Tod
sagte Frølich freundlich.
Sie sah ihn ausdruckslos an. Stand da, das Handy in der Hand, die Hand leicht zitternd. Sie hatte es getan. Der Würfel war gefallen.
»Weil du doch bei der Razzia bei Dekkmekk dabei warst«, fuhr Frølich fort.
»Ich verstehe nicht, wovon du redest«, sagte sie.
»Einen Gefallen, Lena. Könntest du mir einen Gefallen tun?«
Sie nickte, nahm die Papiere entgegen, die er ihr reichte, und ließ ihn stehen. Sie könnte immer noch auf die Toilette gehen. Wenigstens dort würde sie hoffentlich allein sein.
38
Emil Yttergjerde und Frank Frølich waren schlapp von der Hitze und im Blödelzustand. Sie diskutierten gerade, was wohl die beste Foltermethode für Gunnarstranda wäre. Yttergjerde schlug vor, den Alten in ein Zimmer mit Codeschloss einzuschließen. Die einzige Möglichkeit, die Tür zu öffnen, wäre, auf einem Computer im Raum den Code herauszufinden. Der Computer bräuchte eine teuflische Tastatur. Es müssten drei Tasten fehlen - nämlich, die, die man brauchte, um den PC neu zu starten, wenn er abstürzte und der Bildschirm hakte.
Frølich war das zu kompliziert. Er schlug stattdessen die Clockwork-Orange-Methode vor: Gunnarstranda würde an einen Stuhl gefesselt und mit Streichhölzern unter den Lidern gezwungen, die Samstagsshows im Fernsehen anzuschauen - alle Folgen der Sendereihe Das große Klassenfest. Nach einer solchen Tortur würde Gunnarstranda im gleichen Zustand zur Arbeit kommen wie Jack Nicholson nach der Lobotomie in Einer flog übers Kuckucksnest - bevor der Indianer ihn aus reinem Mitleid umbringt.
Emil Yttergjerde war sofort dabei. Sie waren eifrig damit beschäftigt, die unerträglichsten Stars ganz Norwegens für diese Folter auszusuchen, als sie von Lena Stigersand unterbrochen wurden.
»Was macht ihr denn da?«
Yttergjerde, der die Pointe eines Witzes gerne mehrmals hörte, erzählte ihr noch einmal die Höhepunkte.
Lena meinte, das könnten sie viel leichter haben. Man brauche nur eine Stange Zigaretten zu kaufen und in den Müll zu werfen, in so einen Schacht, wie es sie in den älteren Wohnungsbaugenossenschaftshäusern gab. Die Folter würde darin bestehen, Gunnarstranda festzuhalten, ihn daran zu hindern, hinterherzuspringen.
Sie wedelte mit einem Papier, um die beiden anderen auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. »Regine Haraldsen«, sagte sie zu Frølich. »Du hast von einer Ewigkeitsmaschine gesprochen, einer Art Uhr?«
»Eine Atmos-Uhr.«
Lena Stigersand lächelte zufrieden. »Habe mit Regine Haraldsen gesprochen. Die Uhr, die bei Kadir Zahid beschlagnahmt wurde, ist genau die, für die sie die Zertifikate hat.«
Yttergjerde sah von einem zur anderen.
»Was beweisen sollte«, sagte Frank Frølich und wischte sich die letzten Lachtränen aus den Augen, »dass Zahid hinter dem Einbruch bei Frau Haraldsen steckt, die eine von Veronika Undsets Kundinnen war. Sieben Stunden bevor sie ermordet wurde, habe ich ihr vorgeworfen, sie hätte Informationen über die Wertsachen der alten Dame an Zahid durchsickern lassen. Als ich ging, saß sie am Telefon. Wen hat sie angerufen?«
»Kadir Zahid«, sagte Emil Yttergjerde - der noch nie begriffen hatte, wie Understatements funktionierten.
»Das wirkt irgendwie etwas zu einfach«, sagte Frølich.
Lena nickte. »Aber es wird noch komplizierter. Zahid bestreitet nämlich jegliche Kenntnis der Dinge, die wir beschlagnahmt haben - auch von dieser Kaminuhr will er nichts wissen. Er sagt, er habe die Garage neben Dekkmekk an irgendwelche Osteuropäer vermietet. Schwarzer Mietvertrag natürlich. Keine Quittungen und keine Namen. Was ist denn los?«
Sowohl Lena als auch Emil sahen Frølich an, der aufgestanden war und ins Leere starrte. »Das Telefon«, sagte er.
»Was ist damit?«
»Veronikas Telefon. Ich habe mich umgedreht und durchs Fenster gesehen, dass sie am Telefon saß. Ich habe die ganze Zeit an ein Handy gedacht, aber es war natürlich das Bürotelefon.«
Damit war Frank Frølich schon aus der Tür.
Die anderen sahen zuerst ihm nach, dann sahen sie sich an - und zuckten gleichzeitig die Schultern.
Bevor sie Feierabend machte, ging Lena noch die Verhörprotokolle der drei Esten durch, die verhaftet worden waren, als sie das Diebesgut aus Kadir Zahids Garage entfernen wollten. Die drei hatten erklärt, sie würden eigentlich für einen Bauern in Minnesund Erdbeeren pflücken. Sie waren völlig überrascht gewesen, als die Polizei auftauchte. Ihrer Aussage zufolge waren sie draußen auf
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