Rein Wie Der Tod
...« Er zwinkerte Lena zu. »Big boobies ...«
Gunnarstranda unterbrach ihn: »Die Antwort ist nein«, sagte er kurz.
* * *
Als Lena die Tür hinter sich schloss, war sie verärgert. Gunnarstranda kann zwar bestimmen, was ich in meinem Job tue, dachte sie, aber er kann nicht darüber bestimmen, was ich in meiner Freizeit tue.
Sie ging auf dem Flur auf und ab. Nickte vorbeigehenden Kollegen abwesend zu. Sie schaute in den Aufenthaltsraum. Er war leer. Sie ging hinein und setzte sich, in Gedanken versunken. Spielte mit ihrem Handy. Legte es auf den Tisch. Neben dem Telefon lag das Telefonbuch. Sie zog es zu sich heran und blätterte zu der richtigen Seite. Fand die Nummer. Sah auf. Sah sich um. Es war niemand da. Jetzt oder nie. Sie tippte die Nummer ein.
Als Valeur fast unmittelbar antwortete, zuckte sie zusammen.
Aber seine Stimme war angenehm. Sie zögerte ein paar Sekunden, stand unruhig auf und sah sich schuldbewusst um, bevor sie sagte, dass sie gern einen Termin hätte.
»Ich habe eine Warteliste«, erklärte die angenehme Stimme.
»Ich habe keine Überweisung, aber ich bin bereit, den vollen Stundensatz zu bezahlen.«
Stille.
»Sind Sie noch da?«
Valeur räusperte sich. »Können Sie etwas genauer sagen, was Sie bedrückt?«
»Das ist viel«, sagte Lena. »Wenn ich erst einmal anfange, dann kann ich, fürchte ich, gar nicht wieder aufhören.« Sie ging nervös im Zimmer auf und ab, begegnete ihrem Spiegelbild in der Fensterscheibe und dachte nach.
Der Mann am anderen Ende der Leitung wartete, unterbrach sie nicht. »Ich mache mir Sorgen um mich selbst, meine eigenen Entscheidungen, besonders, wenn es um Beziehungen geht - also Männer. Ich muss meine Gedanken sortieren. Manchmal tue ich Dinge, die ich nicht verstehe, manchmal verachte ich mich selbst ...«
»Bin ich der Erste, den Sie anrufen?«
»Ja.«
»Wie heißen Sie?«
Sie begann zu schwitzen. Ließ die Hand mit dem Handy sinken und betrachtete es. Was tue ich denn hier? Sie sah sich panisch um. Sie war allein. Niemand hörte zu.
Sie räusperte sich. »Lena. Ich heiße Lena Stigersand.«
»Es ist Sommer, Lena, und ich fahre bald in Urlaub. Mein Terminplan für die nächsten Wochen ist völlig voll, aber ich kann Ihnen den Namen mehrerer kompetenter ...«
»Nein«, unterbrach sie ihn, »bitte, weisen Sie mich nicht ab ...« Sie schwieg, verwirrt über ihre eigene Heftigkeit. »Ich meine ... es hat mich so unglaublich viel gekostet, Sie anzurufen, und ich bin mir nicht sicher, ob ...«
»Wenn Sie jetzt bei mir eine Therapie beginnen, Lena, dann kann das erst mal vergeudete Zeit sein, weil sie mindestens vier Wochen auf die nächste Stunde warten müssten.«
»Das spielt keine Rolle«, sagte sie. »Ich meine, Hauptsache, ich komme in Gang und schaffe den Schritt über diese Schwelle. Ich ertrage den Gedanken an einen Rückschlag jetzt nicht.«
Es blieb still am anderen Ende. Lena setzte sich. Sonnenstrahlen fielen schräg durch die Fenster herein. Staubkörner tanzten in den Strahlen. Draußen auf dem Flur gingen Türen. Sie sprang auf und ging, das Handy ans Ohr gepresst, auf die Tür zu.
»Dann schauen wir mal - ich suche gerade nach einer Lücke in meinem Stundenplan, und leider sieht das schlecht aus.«
Sie umklammerte das Handy noch fester. Auf dem Flur näherten sich Schritte.
»Da bist du ja«, sagte Frølich, als er eintrat.
Lena hielt das Handy fest umklammert und schlängelte sich an ihm vorbei, ohne zu antworten.
»Lena?«, sagte Frølich.
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. Mit der freien Hand zeigte sie auf das Handy, um deutlich zu machen, wie beschäftigt sie war, dann ging sie weiter den Flur entlang. Jetzt waren überall Leute. Scheiße!
»Ich kann Ihnen mehrere gute Kollegen empfehlen«, begann Valeur erneut.
Sie unterbrach ihn: »Bitte!« Und lief weiter den Flur entlang, ohne darauf zu achten, wem sie begegnete.
»Es müsste dann aber nach der normalen Arbeitszeit sein.«
»Wann?«, fragte sie hastig. Öffnete die Tür zum Treppenhaus. Dort standen Leute vor den Fahrstühlen. Sollte sie auflegen? So tun, als wäre die Verbindung unterbrochen worden? Sie drehte sich um hundertachtzig Grad herum. Frank Frølich winkte und kam auf sie zu.
»Heute, neunzehn Uhr dreißig«, sagte Valeur. »Meine Praxis ist in der Hortengata, es ...«
»Ich habe Ihre Adresse im Telefonbuch gefunden. Wir sehen uns um halb acht«, sagte sie schnell und unterbrach die Verbindung.
»Ich wollte dich um einen Gefallen bitten«,
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