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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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große Augen. »Das will ich, und das weißt du auch.«
    »Du gehst eine private Beziehung zu einem Zeugen ein, der irgendwann den Status eines Verdächtigen haben könnte.«
    Sie bekam rote Wangen, und er konnte hinter ihrem eisblauen Blick ihr Temperament förmlich kochen sehen.
    »Frølich ist immer noch dabei«, wandte sie ein.
    Gunnarstranda holte tief Luft und lehnte sich zurück, wartete auf weitere Argumente.
    »Frølich hat Veronika Undset gekannt«, fuhr Lena fort, »er kannte nicht nur sie, sondern ...«
    »Das ist ganz richtig«, unterbrach Gunnarstranda sie. »Aber es gibt einen wesentlichen Unterschied, Lena. Frølich geht keine neuen Beziehungen zu in den Fall verstrickten Personen ein. Er informiert uns darüber, wen er kennt, und er spricht auch über die problematische Seite. Kannst du dasselbe tun? Kannst du mir sagen, warum du dir bei diesem Psychologen einen Termin hast geben lassen?«
    »Ich wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ich habe Valeur genommen, um einen Eindruck von ihm zu bekommen. Ich wollte eigentlich einen Bericht schreiben, merke aber, dass du kein Interesse daran hast. Keine Sorge, ich werde es nicht tun.«
    »Warum Therapie, Lena?«
    Er wartete.
    »Das ist privat«, sagte sie schließlich.
    »Du bekommst noch eine Chance«, sagte er und registrierte die Wut, die sich immer noch in den eisblauen Laternen staute. Sie war nicht schwer zu verstehen. Er wäre selbst auch rasend geworden. »Wir wissen beide von Frølichs Jugendfreund, und wir wissen auch, warum es schwierig für ihn ist, bestimmte Teile unserer Arbeit zu machen. Wir mussten das wissen, um beurteilen zu können, inwieweit er befangen ist oder nicht. Du musst durch dieselbe Mühle. Was ist mit dir los, dass du ...«
    Sie unterbrach ihn. »Das ist privat!« Das letzte Wort sprach sie so heftig und laut aus, dass es von der Wand hinter ihnen widerhallte.
    Er begegnete ihrem wütenden Blick und bedauerte innerlich, was er jetzt sagen musste, sagte es aber dennoch: »Ich werde die Sache mit Rindal besprechen. Ich werde ihm vorschlagen, dich zu versetzen.«
    Sie stand mit geradem Rücken auf.
    Es tat ihm in der Seele weh, sie so zu sehen. Ihre Augen glänzten, und sie kämpfte sichtlich mit sich selbst, sagte aber nichts. Ging zur Tür.
    »Lena«, sagte Gunnarstranda.
    Sie drehte sich um, sah ihm in die Augen. Sie hatte ihre Selbstkontrolle wiedergewonnen.
    »War das der Grund, warum du bei diesem Widerling in Therapie gegangen bist? Um das zu hören, was ich eben gesagt habe?«
    »Natürlich nicht!«
    Damit war sie draußen. Die Tür fiel mit einem Knall hinter ihr ins Schloss.
* * *
    Gunnarstranda saß da und betrachtete die Tür. Schwang mit seinem Stuhl vor und zurück. Sah in den Papierkorb. Betrachtete die Tür. Den Papierkorb. Die Tür.
    Zehn Minuten lang starrte er nachdenklich an die Decke, während er auf dem Stuhl hin und her wippte.
    Schließlich konnte er sich doch nicht zurückhalten. Er zog den Papierkorb mit dem Fuß zu sich heran, beugte sich hinunter und fischte die Plastiktüte mit der Haarprobe von Valeur heraus. Nachdenklich ließ er die Tüte ein paar Sekunden in der Hand hin und her baumeln.
    Dann hob er den Telefonhörer ab und wählte die Nummer von Schwenke. »Ich bin's«, sagte er. »Habe eine Haarprobe, könnten Sie oder einer von Ihren Untergebenen sie analysieren - so schnell wie möglich?«
    Während er sprach, holte er aus seiner Schublade das Formular, das mit der Probe beim Gerichtsmedizinischen Institut eingereicht werden musste.

40
    Sie war wütend und packte einfach ihre Sachen. Als sie an der Bushaltestelle stand, summte ihr Handy.
    SMS von Ståle . Insgesamt waren sechs Nachrichten von ihm eingegangen. Alle ungelesen.
    Sie holte tief Luft und ging ungeduldig auf und ab. Sagte zu sich selbst: Ståle ist auf Kreta. Er geht Hand in Hand mit seiner zerbrechlichen Frau am Strand entlang, sie setzen sich in ein Restaurant mit Muzak aus den Lautsprechern, Whitney Houston oder REM, und dann essen sie Moussaka, trinken Retsina und Ouzo und sehen sich tief in die Augen, bevor sie wieder Hand in Hand zurückgehen und in ihrem Hotelzimmer einen gepflegten Geschlechtsverkehr vollziehen, während die Gardinen im Wind flattern.
    War das nicht genau das, was sie sich auch ersehnt hatte?
    Es war irrelevant. Ståle hatte sie wie ein Stück Dreck behandelt, und jetzt wurde sie bei der Arbeit auch wie ein Stück Dreck behandelt. In einem Anfall heftiger Wut nahm sie das Handy und löschte all

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