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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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aus, als müsste sie dringend aufs Klo. »Wehe, du hebst deinen Arsch vom Stuhl. Ich verpasse dir eine Kugel«, sagte ich.
    »Du bluffst ja nur«, sagte Connie. »Deine Pistole liegt bei Morelli zu Hause in der Plätzchendose.«
    »Morelli hat keine Plätzchendose. Also gut, ich verpasse dir keine Kugel. Aber ich erzähle allen Leuten, du hättest einen Damenbart.«
    Connies Finger flogen zu ihrer Oberlippe. »Manchmal enthaare ich mit Wachs«, sagte sie. »Und überhaupt. Was soll das? Ich bin Italienerin. Was soll ich machen?«
    Ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde, und mein Herz fing an zu steppen. Nicht, dass ich Angst vor Ranger hatte. Das heißt, in bestimmter Hinsicht hatte ich tatsächlich Angst vor ihm, aber es war nicht die Angst, dass er mir wehtun würde. Es war vielmehr die Angst, dass er es mir heimzahlen würde. Aus eigener Erfahrung wusste ich, dass Ranger besser heimzahlen konnte als ich.
    Ich schnappte mir eine Kautionsvereinbarung und zwang mich zum Lesen. Die Worte ergaben alle keinen rechten Sinn und ich hatte noch Schwein, dass ich das Dokument nicht verkehrt herum hielt, als ich Rangers Hand im Nacken spürte. Die Berührung war nur leicht, und seine Hand war warm. Ich war darauf gefasst gewesen. Ich hatte mich gewappnet, nicht darauf zu reagieren. Stattdessen schrie ich auf und sprang wie ein aufgescheuchtes Reh zur Seite.
    Er lehnte sich an mich, und seine Lippen streiften meine Ohrmuschel. »Lust auf ein Spielchen?«
    »Wovon redest du überhaupt?«
    »Wart’s ab, Babe. Ich zahl’s dir heim.«

14
    Ranger umfasste mich von hinten und nahm mir die Kautionsvereinbarung aus der Hand. »Roger Pitch«, las er laut vor. »Tatvorwurf, Bedrohung mit einer tödlichen Waffe und versuchter Raub. Hat einen Laden überfallen und auf den Angestellten geschossen. Der Angestellte hatte Glück: Der Schuss hat sich nicht richtig gelöst. Stattdessen hat es Pitchs Daumen erwischt.«
    Ich spürte, wie Ranger hinter mir lachte, als er umblätterte und weiterlas. Connie und ich mussten ebenfalls lachen. Roger Pitch kannten wir nur zu gut. Geschah ihm recht, dass ihm der Daumen auf diese Weise abhanden gekommen war.
    »Vinnie hat eine fünfstellige Kautionssumme bezahlt, die nicht hundertprozentig abgesichert war, weil anscheinend keine große Fluchtgefahr bestand«, sagte Ranger.
    »Pitch ist hier aus dem Ort, und er hat nur noch einen Daumen. Was sollte da schon schief gehen?«, brüllte Vinnie aus seinem Büro herüber, die Worte hinter der verschlossenen Tür klangen gedämpft.
    »Verfluchte Scheiße!«, sagte Connie, riss die Schubladen auf, suchte unter ihrem Schreibtisch. »Er hat schon wieder eine Abhöranlage installiert. So was kann ich auf den Tod nicht ab.« Sie entdeckte die Wanze und warf sie in einen Kaffeebecher.
    »Pitch ist nicht geflohen«, sagte Connie. »Er ist einfach nur nicht zu seinem Prozess erschienen. Er sitzt zu Hause, guckt Fernsehen, und wenn es ihm zu langweilig wird, prügelt er auf seine Frau ein.«
    »Er wohnt nur ein paar Straßen weiter«, sagte Ranger.
    »Wir können ihn festnehmen, und ich bestelle jemanden, der ihn abholt und auf die Wache bringt.«
    Roger Pitch war hinterfotzig und dumm wie die Nacht, kein Mensch, mit dem man sich gerne anlegte. »Ja, gut, aber Connie hat vielleicht noch andere Fälle. Vielleicht jemand, der ein bisschen mehr Spaß bei der Festnahme verspricht.«
    »Bei Pitch wird uns der Spaß schon nicht vergehen«, sagte Ranger.
    »Immerhin kann er gut schießen.«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte Connie. »Er hat sich den Daumen regelrecht weggepustet. Die Hand steckt bestimmt in einem Verband.«
    Connie hatte Recht, Pitchs Hand war verbunden. Der Überfall lag drei Wochen zurück, aber noch immer war die Hand mit dicken Mullbinden umwickelt.
    Pitch kam an die Tür, als Ranger und ich klingelten, und gefasst nahm er es hin, dass wir Kautionsagenten waren.
    »Ich muss meinen Termin verschlafen haben«, sagte er. »Das kommt von den Schmerztabletten, die ich kriege. Ich kann mir keine Kleinigkeit mehr merken. Kann von Glück sagen, dass ich mir heute Morgen nicht die Hose über den Kopf gezogen habe.«
    Ranger und ich hatten uns für den Besuch angemessen gekleidet und unsere Superheld-Multifunktionsgürtel angelegt: Um die Waden geschnallte Seitenwaffen, in den Gürtel gesteckte Handschellen, Pfefferspray und Elektroschocker griffbereit. Für den Fall, dass wir im Dunkeln Licht brauchten, hatte Ranger noch eine kiloschwere Maglite-Stablampe

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