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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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tröpfelte Säure auf einen kleinen schmalen Metallzylinder mit Gewinden an beiden Enden. Ein Tropfen nach dem anderen. Ein Tropfen, abwarten, messen. Tropfen, abwarten, messen. Tropfen, abwarten, messen. Es müssen Tausende solcher kleiner Zylinder gewesen sein, die auf die Tortur warteten. Absolut nichts passierte. Gras beim Wachsen zuzugucken war gegen diesen Job geradezu rasend spannend.
    »Wir testen gerade eine neue Legierung«, sagte Edgar.
    »Das erscheint mir wenigstens interessanter als Zahnräder nachzumessen.«
    »Das gilt nur für die ersten zwei Millionen Zylinder. Danach wird es zur Routine.«
    »Warum behalten Sie dann diesen Job?«
    »Wegen der Vergünstigungen.«
    »Meinen Sie die Krankenversicherung und so.«
    »Ich meine das Glücksspiel. Wenn das Produkt versagt, fährt einer von uns als Teddy nach Las Vegas. Und die Produkte versagen andauernd.«
    »Was ist denn ein Teddy?«
    »Ein technischer Vertreter. So eine Art Reparaturmechaniker.«
    »Ist Singh auch mal nach Las Vegas gefahren?«
    »Einmal.«
    »Und Sie?«
    »Ich fahre durchschnittlich einmal im Monat. Meistens ist das Versagen unserer Produkte stressbedingt. Und das ist mein Sachgebiet.«
    »Hat es Singh in Las Vegas gefallen?«
    »Warum interessieren Sie sich so für Singh?«, fragte Edgar.
    »Ich übernehme seinen Job.«
    »Wenn Sie seinen Job übernehmen würden, würden Sie an seinem Tisch sitzen und Messungen machen. Stattdessen flattern Sie hier rum und quatschen jeden an. Ich glaube, Sie sind auf der Suche nach Singh.«
    Eins zu null für Edgar. »Na gut, angenommen, Sie haben Recht und ich bin wirklich auf der Suche nach Singh. Wissen Sie, wo man ihn finden könnte?«
    »Nein. Aber ich wüsste, wo ich mit der Suche beginnen würde. Einen Tag bevor er verschwand war er im Pausenraum und hat alle McDonald’s-Filialen angerufen und gefragt, ob ein gewisser Howie bei ihnen arbeitet. Das war ziemlich komisch. Er war sehr aufgeregt. Es war das erste Mal, dass ich ihn habe telefonieren sehen.«
    Ich schaute durchs Fenster in die Herstellung und erwischte Bart Cones Blick. Er stand mit drei anderen Männern zusammen und untersuchte gerade eine Maschine. Er schaute hoch und sah, dass ich mich mit Edgar unterhielt.
    »Er macht nicht gerade ein zufriedenes Gesicht«, bemerkte Edgar, der seinen Blick Richtung Bart lenkte.
    »Haben Sie ihn je mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck gesehen?«
    »Ja. Einmal. Auf dem Parkplatz. Da hatte er gerade eine Kröte überfahren.«
    Bart machte eine Geste zu den Männern an der Maschine,
Warten Sie einen Moment,
und marschierte durch die Produktion bis zum Prüfbereich. Er riss die Tür auf und bat mich, ihm zu folgen, nach draußen zu den Büros. Meine Handtasche nahm ich gleich mit, denn der Tag war gelaufen, und es bestand wenig Grund zu der Annahme, dass ich zurückkam.
    Bart war wieder ganz in Schwarz gekleidet. Er hatte etwas Bedrohliches an sich. Ich ging hinter ihm her in sein Büro, in dem es nach Metallspänen roch und das ein einziges Chaos war, Stapel von Katalogen und ramponierte Pappkartons, in denen er Ersatzeile aufbewahrte. Auf dem großen Schreibtisch häuften sich lose Papierblätter, Einweg-Kaffeebecher, noch mehr Ersatzteile, eine Telefonanlage und ein PC.
    »Was hatten Sie da drin zu suchen, verdammt noch mal?«, fragte Bart und sah auf einmal aus wie jemand, der den Mord an Lillian Paressi begangen haben könnte. »Ich dachte, ich hätte unmissverständlich klar gemacht, dass wir Ihnen nichts über Singh sagen können.«
    »Ihr Bruder ist da anderer Meinung. Der Vorschlag, einen Tag verdeckte Ermittlungen durchzuführen, kam von ihm.«
    Bart schnappte sich den Hörer und drückte eine Schnellwahltaste. »Was hast du mit Ms. Plum ausgemacht?«, fragte er. »Ich habe sie im Prüfbereich erwischt.« Während Andrew ihm die Sache erklärte, verfinsterte sich Barts Miene. Er gab eine knappe Antwort, legte den Hörer auf die Gabel und starrte mich zornig an. »Mir egal, was mein Bruder Ihnen gesagt hat. Ich gebe Ihnen einen guten Rat, und wehe, wenn Sie ihn nicht befolgen: Lassen Sie sich ja nicht mehr in meiner Firma blicken.«
    »Alles klärchen«, sagte ich. »Wird gemacht.« Ich ging. Vielleicht bin ich manchmal ein bisschen schwer von Kapee, aber ganz blöd bin ich auch nicht. Ich habe einen Blick für unheimliche Typen, und Bart war mir mehr als unheimlich.
    Als ich vom Parkplatz hinunterfuhr, klingelte mein Handy.
    »Stephanie? Hier ist deine Mutter.«
    Als würde ich ihre Stimme

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