Reine Glückssache
nachgeforscht für dich. Dabei ist dieser zwei Jahre alte Zeitungsartikel zu Tage gekommen.«
Ich nahm das Blatt, das Morelli mir hinhielt, und las die Titelzeile. »Bart Cone im Mordfall Paressi schwer belastet.«
Weiter hieß es in dem Artikel, dass Wanderer zufällig die Leiche von Lillian Paressi gefunden hätten, nur Stunden, nachdem Paressi durch einen einzigen Kopfschuss aus kurzer Entfernung getötet worden sei. Der Mord sei in einem Waldstück nördlich von Washington’s Crossing State Park geschehen. Cone sei beim Verlassen des Tatorts beobachtet worden, und die Polizei behauptete, sie besitze Sachbeweise, die Cone in Verbindung mit dem Mord brächten.
»Was ist daraus geworden?«, fragte ich Morelli.
»Er wurde freigelassen. Der Zeuge, der Cone bei der Flucht vom Tatort gesehen haben wollte, hat später einen Teil seiner Geschichte widerrufen. Und die Überprüfung der Sachbeweise war negativ. Als die Polizei Cone aufgriff und verhörte, trug er eine Zweiundzwanziger. Paressi war mit einer Zweiundzwanziger ermordet worden, aber durch die ballistischen Untersuchungen konnte Cones Pistole als Mordwaffe ausgeschlossen werden. Und die DNA-Analyse wurde auch abgeglichen. Der Täter hatte sich nach Paressis Tod sexuell an ihr vergangen, aber die DNA passte nicht zu Cone.
Soweit ich mich erinnere, glaubten die Kollegen, die mit dem Fall beauftragt waren, trotzdem, dass Cone Paressi ermordet hatte. Bloß konnten sie ihm nichts anhängen. Der Fall wurde nie gelöst.«
»Gab es ein Motiv?«
»Nein. Es ließ sich einfach keine Verbindung zwischen Paressi und Cone herstellen.«
»Bart Cone ist nicht gerade ein Musterknabe, aber als Killer kann man ihn sich kaum vorstellen.«
»Killer gibt es in den besten Kreisen.«
3
Morelli begleitete mich zu meinem Auto, entließ mich mit einem Kuss auf die Stirn und riet mir, vorsichtig zu sein. Er selbst fuhr ein beschissenes Bullenauto, das neben meinem Ford parkte. Es war ein Crown Vic, der ursprünglich wahrscheinlich mal dunkelblau gewesen war, aber jetzt zu einer Farbe verblasst war, die jeder Beschreibung spottete. Am Heck rechts war der Lack abgeblättert, und ein Teil der hinteren Stoßstange war abgerissen. Auf dem Boden kullerte eine Kojak-Sirene zum Aufpfropfen aufs Dach.
»Nette Karre«, sagte ich zu Morelli.
»Ja. War schon ’ne schwierige Entscheidung, zwischen dieser Karre und dem Ferrari.« Er zwängte sich in den Vic, haute den Gang rein und fuhr gemächlich davon.
Es war noch früher Morgen, aber der Tag gewann schon an Hitze. Von der Hamilton Avenue, nicht weit entfernt, hörte man das Dröhnen des Verkehrs. Der Himmel über mir war trübe, und im hinteren Rachenraum spürte ich ein Kratzen. Ozon. Je länger sich der Tag hinzog, desto eifriger würden Autos, Chemiefabriken und ein Heer an Gartengrills ihren Beitrag zu der Suppe leisten, die sich über New Jersey zusammenbraute. Die etepetete Weicheier in L. A. messen die Luftverschmutzung und schränken ihre Aktivitäten ein. Wir in New Jersey sagen immer noch Luft dazu, das Leben muss schließlich weitergehen. Wenn man hier geboren ist, weiß man, wie man sich einer Herausforderung stellt. Der Mafia das Wort reden. Dreckiger Luft das Wort reden. Steuern und Fettleibigkeit das Wort reden, Diabetes und Herzkrankheiten sowieso. Und jeden Tag Makkaroni. Wir sind einfach nicht kleinzukriegen.
Als Erstes nahm ich mir vor, noch mal durch Apusenjas Viertel zu kurven und die Augen nach Buuh und Singh offen zu halten. Erstaunlich eigentlich, aber manchmal halten sich vermisste Personen ganz in der Nähe von ihrem alten Zuhause auf. Sie ziehen zu einem Nachbarn, verstecken sich in Garagen, und manchmal tauchen sie auch als Tote in Mülltonnen wieder auf.
Nach fünfzehnminütiger Suche zeigten sich weder Buuh noch Singh, deswegen fuhr ich zurück in die Stadt, auf die Route 1, zu TriBro Tech.
Noch immer hatte ich keine klaren Vorstellungen von TriBros Produkten. Teile von Spielautomaten, hatte es geheißen. Was für Teile? Zahnräder? Griffe? Glocken und Pfeifen? Eigentlich kam es darauf nicht an. Worauf es ankam? Irgendjemandem einen brauchbaren Hinweis zu entlocken.
Blackie hatte ich mit meinem Ausschnitt und meinem Charme nicht bezirzen können, von ihm durfte ich nicht viel Hilfe erwarten. Clyde war bereitwillig, aber nicht gerade der Hellste. Andrew erschien mir als der beste Kandidat. Ich nahm die Ausfahrt für TriBro Tech und rief Andrew auf meinem Handy an.
»Raten Sie mal, wo ich gerade
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