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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Kautionsagentur. Wir suchen gerade einen kleinen dünnen Inder. Er heißt Samuel Singh, und er kennt vielleicht Howie.«
    »Howie?«
    »Der Mann von gegenüber.«
    Ich zeigte Sonji ein Foto von Singh.
    »Kenne ich nicht«, sagte sie. »In meinen Augen sehen die alle gleich aus.«
    »Wohnt da sonst noch jemand außer Howie?«, fragte ich sie.
    »Nicht dass ich wüsste. Howie ist nicht gerade der gesprächigste Mensch. Kann sein, dass Mister Singh ihn mal besucht hat … oder jemand, der so aussah wie er. Ich glaube nicht, dass da außer Howie noch jemand wohnt. Aber was weiß ich schon?«
    Ich gab Sonji meine Karte und zwanzig Dollar. »Rufen Sie mich an, wenn Sie Singh sehen.«
    Sonji verschwand wieder hinter ihrer Wohnungstür, und Lula und ich trotteten die Treppe hinunter. Wir gingen nach draußen, einmal um das Gebäude herum nach hinten und sahen hoch zu Howies einzigem Fenster.
    »Hätte mir auch passieren können, dass ich so ende«, sagte Lula. »Ich habe zwar immer noch Schmerzen wegen dem, was dieser Verrückte Ramirez mir angetan hat, aber am Ende war es nur zu meinem Besten. Er hat mich davon abgehalten, wieder auf den Strich zu gehen. Er hat mich wachgerüttelt. Als ich aus dem Krankenhaus kam, da wusste ich, ich muss mein Leben ändern. Die Wege des Herrn sind unergründlich.«
    Benito Ramirez war ein kranker Boxer, der anderen Menschen gern Schmerzen zufügte. Lula hatte er fast totgeprügelt und sie an die Feuerleiter vor meiner Wohnung gefesselt. Ich hatte sie gefunden, halb verblutet und misshandelt. Ramirez wollte Lula und mir eine Lektion damit erteilen.
    Ich fand es ziemlich hart, dermaßen brutal wachgerüttelt zu werden.
    »Na, was meinst du?«, fragte Lula. »Glaubst du, dass sich Singh da oben versteckt?«
    Möglich. Aber es war reine Spekulation. Es gab tausend Gründe, warum Singh nach diesem Howie suchte. Und überhaupt, ich konnte ja nicht einmal sicher sein, dass ich den richtigen Mann erwischt hatte. Es gab viele McDonald’s-Filialen auf der Welt. Singh hätte auch bei McDonald’s in Hongkong anrufen können, wer weiß.
    Unterwegs hatte ich immer Ausschau nach dem grauen Sentra gehalten, aber er war nirgends aufgetaucht. Vielleicht stand er in einer Garage in der Nähe, vielleicht auch in Mexiko. An der Rückwand des Gebäudes hing ziemlich wacklig eine verrostete Feuerleiter. Die Leiter war heruntergelassen worden, und der Fuß schwebte ein paar Meter über dem Boden. »Ich könnte die Feuerleiter raufklettern«, sagte ich. »Von da aus könnte ich ins Fenster gucken.«
    »Jetzt spielst
du
verrückt. Das Teil fällt gleich auseinander. Auf keinen Fall gehe ich diese durchgerostete Schrottstiege hoch.«
    Ich umfasste das Geländer und zog daran. Es hielt stand.
    »Scheint besser zu halten, als es aussieht«, sagte ich. »Mich wird sie schon tragen.«
    »Kann sein. Aber mich trägt sie auf keinen Fall.«
    Es brauchte ohnehin nur einer von uns beiden zu gehen. Ich wäre in wenigen Minuten hoch und wieder runter, und ich könnte sehen, ob es irgendwelche Anzeichen von Singh oder dem Hund gab. »Du musst sowieso unten bleiben und Schmiere stehen«, sagte ich.

5
    Ohne Fleiß kein Preis. Mich mit den Händen nacheinander an den Sprossen festhaltend, erklomm ich die Leiter und stemmte mich auf den ersten Absatz. Ich kletterte die zweite Leiter hoch, kam auf der Plattform im zweiten Stock zum Stehen und schaute durch Howies Fenster. Howie wohnte unmittelbar unterm Dach. Man sah Balken, die anscheinend die Decke hielten, auf dem Boden lag aufgebrochenes Linoleum. Howie besaß ein Sofa, unförmig und verschlissen, das aber gemütlich aussah, wenn man was für Sperrmüll übrig hat. Und er besaß ein Fernsehgerät, einen Spieltisch und zwei Klappstühle aus Metall. Das umfasste auch schon sein gesamtes Mobiliar. An der hinteren Wand hing ein Waschbecken, daneben war ein Tischkühlschrank abgestellt worden. Über dem Kühlschrank waren zwei Holzregale, in das eine hatte Howie zwei Teller, zwei Schälchen und zwei Becher verstaut, in das andere Gewürze, ein paar Kartons Cereals, ein Glas Erdnussbutter und eine Tüte Chips.
    Wenn man es sich recht überlegt: Was braucht der Mensch mehr, außer einem Fernseher und einer Tüte Chips?
    Ich konnte die Wohnungstür erkennen, und einen Durchgang, der zu einem Nebenraum führte, der aber nicht einsehbar war. Wahrscheinlich das Schlafzimmer. Ich versuchte, das Fenster zu öffnen, aber entweder war es verschlossen oder durch Anstrichfarbe

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