Reine Glückssache
Ranger das sagte, konnte es einem gruseln.
»Hunh«, sagte Lula.
»Was ist mit Buuh und Singh?«, fragte ich Ranger. »Wer will sie gesehen haben? Wo war das?«
»Ein Junge, der an dem Autoschalter bei Cluck in the Bucket arbeitet, hat ihn gesehen. Er kann sich an Singh und den Hund erinnern, weil der Hund gebellt hat und rumtobte. Er sagte, Singh hätte sich Hähnchenkeulen und zwei Erdbeer-Shakes bestellt, und der Hund hätte zwei Keulen verschlungen, bevor Singh das Fenster hochgekurbelt hätte und losgefahren wäre.«
»Muss wohl Hunger gehabt haben, das arme Tier.«
»Wo wir gerade davon sprechen«, sagte Lula. »Wir haben noch nicht zu Mittag gegessen.«
»Wir haben gerade einen Cheeseburger zu uns genommen«, erinnerte ich sie.
»Den haben wir uns geteilt. Das zählt nicht. Geteiltes Essen ist wie ein Snack zwischendurch.«
»Um ein Uhr muss ich zurück bei McDonald’s sein, weil ich Howie sprechen will. Kannst du noch so lange warten?«
»Das geht schon. Was machen wir in der Zwischenzeit?«
»Ich möchte ein bisschen durchs Viertel streifen. Mal ein paar Garagen ausspionieren.«
Lula sah die Straße entlang. »In diesem Viertel willst du spionieren? Hast du eine Pistole dabei oder bist du lebensmüde?«
Ranger fasste nach hinten, unter sein Hemd und holte eine 38er hervor. Er zog mir das T-Shirt aus der Jeans, steckte mir die 38er vorne in den Hosenbund und zupfte das Shirt darüber zurecht. Die Waffe hatte seine Körperwärme gespeichert, aber noch wärmer fühlten sich seine Finger an, als sie über meinen Bauch glitten.
»Danke«, sagte ich und strengte mich an, dass meine Stimme nicht überschnappte.
Er legte mir seine hohle Hand um den Nacken und küsste mich flüchtig auf die Lippen. »Sei vorsichtig.« Mit diesen Worten war er verschwunden, die Welt verbessern, in seinem schimmernden, schwarzen Porsche.
»Er hat seine Hand in deine Hose gesteckt, und er hat dich geküsst«, sagte Lula. »Ich mache mich gleich ein.«
»So war es nun auch wieder nicht. Er hat mir nur seine Pistole gegeben.«
»Er hat dir mehr gegeben als nur seine Pistole, meine Liebe. Eins sage ich dir, sollte er seine Hand jemals in meine Hose stecken, ich glaube, ich würde auf der Stelle aufhören zu atmen und sofort ohnmächtig. Der Kerl ist dermaßen geil.« Lula fächelte sich Luft mit der Hand zu. »Ich kriege einen Flash. Ich glaube, ich fange an zu schwitzen. Guck doch mal. Schwitze ich oder nicht?«
»Es sind über fünfunddreißig Grad draußen«, sagte ich. »Alle schwitzen.«
»Es sind keine fünfunddreißig Grad«, sagte Lula. »Gerade habe ich die Temperaturanzeige auf dem Bankgebäude gesehen. Es sind fünfundzwanzig Grad.«
»Kommt mir vor wie fünfunddreißig.«
»Kann man wohl sagen«, meinte Lula.
Hinter den Häusern verlief eine schmale Gasse. Autos waren dort abgestellt, direkt vor den Garagen. Lula und ich spazierten den ganzen Häuserblock ab und liefen dann die Gasse entlang, spähten durch schmutzige Garagenfenster, brachen Garagentore auf, um hineinzuschauen. Die meisten Garagen wurden als Lagerraum benutzt, einige waren leer, in keiner stand ein grauer Nissan. Wir gingen noch drei weitere Häuserblocks ab, und noch drei Gassen. Kein Hund, kein Auto, kein Singh.
Es war Viertel nach eins, als ich auf den McDonald’s-Parkplatz fuhr. Lula ging ins Restaurant, um sich etwas zu bestellen, und ich ging zu den Tischen im Freien, wo Howie seinen Lunch verzehrte.
Er saß über sein Tablett gebeugt, konzentrierte sich auf seinen Hamburger und tat so, als wäre er unsichtbar.
»Hallo«, begrüßte ich ihn. »Schönes Wetter heute.«
Er nickte, vermied aber jeden Augenkontakt dabei.
»Was können Sie mir über Samuel sagen?«
»Gar nichts«, antwortete er.
»Er hat Sie vergangene Woche von seinem Arbeitsplatz aus angerufen.«
»Sie irren sich.« Zur Betonung machte er eine Geste und schmiss dabei den leeren Getränkebecher um. Beide streckten wir die Hand nach dem Becher aus, Howie bekam ihn als Erster zu fassen und stellte ihn wieder hin. »Belästigen Sie mich nicht weiter«, sagte er. »Bitte.«
»Samuel wird vermisst. Ich suche ihn.«
Zum ersten Mal hob Howie den Kopf und sah mich an.
»Vermisst?«
»Am Tag nachdem er Sie angerufen hat, ist er verschwunden.«
Im ersten, flüchtigen Moment wirkte Howie erleichtert.
»Ich weiß nichts«, wiederholte er, senkte erneut den Blick.
»Was geht da ab?«, fragte ich ihn. »Schulden Sie ihm Geld? Haben Sie ihm seine Freundin
Weitere Kostenlose Bücher