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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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ging. Frauen schauten Morelli immer hinterher, machten aber selten den ersten Schritt auf ihn zu. Ausgenommen – möglicherweise – Terry Gilman.
    Morellis Miene wurde sanfter, als er mich erblickte. Er kam mir entgegen und zog mich an sich, schlang seine Arme um mich. Er küsste mich auf den Hals und hielt mich eine Weile in den Armen. »Du siehst kaputt aus«, sagte er, trat einen Schritt zurück, nahm meine Tasche und lachte mich an, »aber hübsch.«
    Ich sah ihn scheel an. »Bestimmt willst du was von mir.«
    »Vorerst nur den Computer.«
    »Du bist eben ein Bulle durch und durch.«
    »Nicht immer. Heute ist Sonntag. Bist du sehr müde?«
    Ich war hundemüde gewesen, bis ich Morelli gesehen hatte. Jetzt, neben ihm her gehend, freundete ich mich mit dem Gedanken an, mich doch nicht gleich schlafen zu legen. Dieser Gedanke überlebte nur die ersten dreißig Sekunden der Heimfahrt.
    Ich schlug die Augen auf und sah Morelli über mir. Er war aus dem Truck gestiegen und versuchte, mich wenigstens so weit wach zu kriegen, dass ich ins Haus gehen konnte. Er hatte meinen Sitzgurt gelöst und sich meine Tasche um die Schulter geschlungen.
    »Meine Güte, Steph«, sagte er, »hast du denn nicht im Flugzeug gepennt?«
    »Ich kann im Flugzeug nicht pennen. Ich muss doch wach bleiben, falls es abstürzt.« Ich stemmte mich aus dem Beifahrersitz und schleppte mich über den Bürgersteig. Morelli schloss die Haustür auf, und ich wappnete mich gegen die Attacke von Bob. Wir hörten ihn schon im Haus rumoren, der Lärm kam aus der Küche. Er stürmte in die kleine Diele, und Morelli hielt einen riesigen Hundekuchen hoch. Bob gingen die Augen über. Morelli warf den Kuchen über Bob hinweg ans andere Flurende, und Bob hielt mitten im Sturmlauf inne und rannte dem Kuchen hinterher.
    »Ganz schön clever«, sagte ich.
    »Ich müsste ihn besser abrichten, aber irgendwie komme ich nie dazu.«
    Eigentlich meinte Morelli, er müsste
mal wieder
einen derartigen Versuch unternehmen, zweimal war er dabei nämlich schon gescheitert.
    Morelli setzte die Tasche am Fuß der Treppe ab und holte den Laptop heraus. »Ich schalte ihn nicht ein. Ich übergebe ihn gleich als Erstes morgen früh den Computerexperten.«
    Das war auch meine Idee. Ich hätte mich mit dem Computer nicht abgegeben.
    »Hast du Vinnie das mit Singh gesagt?«, fragte Morelli mich.
    »Das habe ich Connie überlassen. Sie ist in Las Vegas geblieben, weil sie noch ein paar Sachen in Ordnung bringen musste.«
    »Vinnie wird sich wie ein Schneekönig freuen. Du hast Singh gefunden. Das ist das Wichtigste. Das System hat funktioniert.«
    »Ich brauche unbedingt Schlaf«, sagte ich. »Weck mich, wenn es den Nachtisch gibt.«
    »Geht leider nicht«, sagte Morelli. »Zum Nachtisch ist es zu spät. Wir sind heute Abend zum Essen bei meiner Mutter eingeladen. Wir haben schon vor zwei Wochen fest zugesagt«, sagte Morelli. »Mary Elizabeth hat Geburtstag.«
    Das hatte ich total vergessen. Mary Elizabeth ist Joes Großtante, eine kettenrauchende Schnapsdrossel und pensionierte Nonne. Und keine Party von Mary Elizabeth ging ohne Grandma Bella ab, denn Mary Elizabeth ist Bellas jüngere Schwester. Ein stechender Schmerz ging von meiner rechten Schläfe aus, und das Blut erstarrte mir in den Adern. Ich sollte mit Grandma Bella zu Abend essen.
    »Ist dir nicht gut?«, fragte Morelli. »Du siehst irgendwie blass aus.«
    »Ich soll mit Grandma Bella zu Abend essen. Mein Leben zieht vor meinem geistigen Auge vorbei. Ich bin so gut wie tot. Genauso gut kann ich mich draußen auf die Straße stellen und warten, bis der Nelkenkiller mich umbringt.«
    »Grandma Bella muss man nehmen, wie sie ist. Dir fehlt die richtige Einstellung.«
    »Und was wäre das für eine?«
    Joe zuckte mit den Achseln. »Bella ist nicht ganz dicht.«
    Ich schlief bis in den späten Nachmittag. Als ich aufwachte, lag ich in Joes Bett, noch immer in Reisekleidung, in eine leichte Patchworkdecke gewickelt. Die Laken unter mir waren zerwühlt, und der Kissenbezug war schweißnass. Tante Rose’ gazeartigen Vorhänge hingen schlaff vor dem geöffneten Fenster. Die Luft war stickig, das Licht sanft. Dieses Zimmer ließ mich unwillkürlich an Joe und an guten Sex denken. Die hier verbrachte Zeit hatte sich ins Gedächtnis eingeprägt und ließ sich mit frischen Laken nicht wegwischen. Wenn ich in diesem Zimmer die Augen schloss, selbst wenn ich allein war, spürte ich Morellis Hände auf meinem Körper.
    Heute roch es im

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