Reinen Herzens
davon wissen?« Das ist doch nicht möglich, dachte Larissa erschüttert. Korruption war eine Sache, aber so etwas? Jedenfalls schrieb sie eifrig mit.
Die Wirtin lachte bitter auf. »Nicht nur das. Der Mann hat es bei den letzten Wahlen sogar ins Parlament geschafft.«
Larissa starrte die Wirtin entsetzt an. Ihr fehlten die Worte.
»Unglaublich, aber wahr. Die Polizei hat nie etwas gegen ihn unternommen, obwohl alle von seinen illegalen Machenschaften wussten. Angeblich konnte man nie etwas beweisen. Vielleicht beantwortet das Ihre Frage von vorhin. Und es ist schwer, etwas gegen ihn zu unternehmen, nicht nur weil er inzwischen wie gesagt Abgeordneter mit dazugehöriger Immunität ist. Sein Schwiegervater ist Stadtrat und seine Frau Journalistin.«
»Das meinen Sie nicht ernst! Wie kann sie … weiß sie denn nichts von seiner Vergangenheit?«
»Vielleicht glaubt sie ihm und nicht den Leuten. Vielleicht ist sie nur sehr tolerant oder glaubt an das Gute im Menschen und entschuldigt Jugendsünden. Keine Ahnung. Da bin ich wirklich überfragt.«
Larissa holte ihre Zigaretten aus ihrer Handtasche. »Stört es Sie, wenn ich mir eine anzünde?«
»Im Gegenteil. Hätten Sie auch eine für mich?«
Larissa gab ihnen beiden Feuer. »Wenn das alles wahr ist, dann bedeutet das aber doch, dass ich wohl kaum etwas dazu von der Polizei erfahren werde, oder?« Sie überlegte, ob das ein Grund sein könnte, die ganze Sache abzubrechen und nach Prag zurückzufahren. Wunschdenken, dachte sie, für Steve wäre das nur ein Grund mehr, die Sache weiterzuverfolgen. Außerdem, ermahnte sie sich, winkte die feste Anstellung – und die würde sie sicher nicht für einen Artikel über den Nachlass von Alexandre Dumas oder Goethes Henker bekommen.
»Oh, fragen Sie, wen Sie wollen, aber die werden Ihnen sicher erzählen, dass das alles haltlose Unterstellungen und böse Gerüchte seien. Aber Sie werden von der Polizei eher nicht erfahren, ob tatsächlich etwas dran ist. Damit will ich nicht sagen, dass alle Polizisten hier korrupt sind, ganz und gar nicht. Es gibt viele ehrliche unter ihnen, aber die werden mit Sicherheit nicht ihre korrupten Kollegen anschwärzen. Ganz bestimmt nicht einer Journalistin gegenüber. Außerdem gibt es da noch die Sache mit den Typen, die man lädiert im Straßengraben aufgesammelt hat.«
»Ich habe darüber in der Zeitung gelesen. Weiß man denn inzwischen, was genau mit ihnen passiert ist?« Larissa fragte sich insgeheim, wie lange es dauern würde, bis sie auch bei dieser Sache wieder bei der Prostitution landen würden.
»Nein, offiziell nicht. Jemand hat sie zusammengeschlagen, ihre Brieftaschen geleert und die Männer an der Straße abgelegt. Allerdings so, dass sie sehr bald gefunden wurden. Offenbar wollte, wer auch immer das getan hat nicht, dass sie bei diesem Wetter erfrieren. Eine Freundin bei der Polizei erzählte mir außerdem, dass jedes Mal ein anonymer Anrufer den Notruf gewählt und erklärt hat, da und da liege ein Verletzter an der Straße. Die Male, die sie die Anrufe entgegengenommen hat, war es immer die gleiche Stimme, sagte sie. Offiziell weiß nur die Polizei von diesen Anrufen, sie haben es bisher nicht öffentlich gemacht – also erwähnen Sie das bitte nicht. Ich möchte von ihr auch weiterhin gelegentlich etwas aus dem Nähkästchen erfahren.« Sie zwinkerte verschwörerisch.
»Danke für Ihr Vertrauen, Frau Horáková, ich werde es für mich behalten. Aber sagen Sie, in der Zeitung stand, es seien Touristen gewesen …«
»So kann man das auch nennen, aber es waren wohl eher Freier – meiner Meinung nach.«
Es hat nicht lange gedauert, dachte Larissa resigniert, da waren sie wieder, mitten drin in diesem unappetitlichen Thema. »Wie kommen Sie darauf? Oder ist das auch die Meinung Ihrer Freundin von der Polizei?«
»Nein, nur meine, das heißt, ich weiß nicht, was sie davon hält. Aber all diese Männer, es waren bisher fünf oder sechs, glaube ich, wollten partout nicht sagen, was sie gemacht haben oder wo sie waren, bevor sie verprügelt wurden. Manche behaupteten, sie könnten sich nicht erinnern, die anderen verweigerten schlicht die Aussage. Die Autos der Männer hat man jedes Mal im Wald gefunden, unweit der Stelle, an der man sie aufgesammelt hatte. Und Anzeige hat auch keiner von ihnen erstattet – obwohl sie alle den Inhalt ihrer Brieftasche eingebüßt hatten. Komisch, nicht wahr?«
»Hmm, Sie glauben also, dass die Männer von den Prostituierten
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