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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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zusammengeschlagen wurden? Oder von den Zuhältern?«
    »O nein, die sind doch nicht so dumm, sich selbst das Geschäft zu verderben. Nein, nein. Da muss es um etwas anderes gehen. Ich frage mich inzwischen, ob es nicht mit diesem hässlichen Gerücht über die Kinderprostitution zu tun hat.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Nur ein paar Stunden, nachdem meine Freundin mir von diesem jungen Mädchen und dem Kinderwagen erzählt hatte, fand man einen dieser Männer im Straßengraben … Aber vielleicht war das ja nur ein Zufall.«

14
    Vybodnout se na všechny konvence.
A házet to na pubertální idealy.
    Alle Konvention sprengen.
Unter die Rubrik: pubertäres Ideal.
    Er saß am Fenster und starrte hinaus in die verschneite Landschaft. Der Schnee glitzerte in der Sonne, der großzügige Garten des kleinen Sanatoriums lag friedlich und menschenleer vor ihm. Wiesen, Bäume, Büsche und Hecken waren bedeckt von einer dicken Schneedecke. Eine knapp mannshohe Fichte inmitten eines mit niedrigen Büschen umschlossenen Areals war von zentimeterdickem, klarem Eis bedeckt, als habe man sie in Plexiglas eingegossen. Von den eisigen Ästen hingen lange Eiszapfen. Die Sonnenstrahlen brachen sich im Eis und warfen helle Strahlen auf den Schnee. Offenbar ist der Gärtner ein Künstler, dachte Anděl. Davon zeugten auch einige hohe Büsche, die trotz der dicken Schneehauben ausgefallenen Formschnitt erkennen ließen. Mit seinen Gedanken war er allerdings in ganz anderen, sehr viel unangenehmeren Gefilden unterwegs. Felix Bendas Geschichte gab ihm sehr zu denken. Er verstand durchaus die Beweggründe seines alten Studienfreundes für diese improvisierte Maskerade, glücklich war er darüber jedoch nicht. Felix jagte der Mafia und den obskuren roten Rosen hinterher und war überzeugt, dass irgendjemand ihn, David, aus dem Weg haben wollte. Während ihres Gesprächs hatten seine Argumente alles in allem schlüssig geklungen, immerhin hatte David bis vor Kurzem im Fall dieser Schießerei zwischen den Vietnamesen ermittelt. Aber das war längst erledigt, die Täter gefasst und hinter Gittern. Kein Hahn krähte mehr danach – vermutlich nicht mal Oberst Kohout, sein Chef. Sein Ausbruch wegen der Tonbänder war nur seine übliche Reaktion, wenn nicht alles nach seinem Kopf lief. Anděl kannte das zur Genüge. Eben deshalb konnte er jetzt, da er alles noch einmal durchdachte, nicht recht glauben, dass die vietnamesische Mafia für das Attentat auf ihn verantwortlich sein sollte. Schließlich war es bei dem Wutanfall des Obersts nicht um die Vietnamesen und ihre Machenschaften gegangen, sondern darum, dass David nach Ansicht seines Chefs bei der Vernehmung etwas zu unwirsch mit dem Anwalt der Jungs umgesprungen war. Gegen Felix’ Sicht der Dinge sprach auch dieses Geschoss aus Eis, das dieser im Kalender des toten Alchemisten gefunden hatte. Nach Felix’ Meinung steckte dahinter die russische Mafia. Aber mit dieser unehrenwerten Organisation hatte David bisher nie etwas zu tun gehabt. Das machten die Jungs vom Dezernat für Organisierte Kriminalität. Warum also sollten die Russen versuchen, ihn, David, aus dem Weg zu räumen? Er fand keinen Grund, wie lange er sich auch das Hirn darüber zermarterte. Dass Eva Urbanová auf ihn geschossen hatte, war da wesentlich leichter zu erklären. Sie war am Ende gewesen, verzweifelt über ihre tödliche Krankheit, über die Schwangerschaft, die sie nicht gewollt hatte, und nicht zuletzt darüber, dass er ihr zwar helfen, sich aber nicht für sie von seiner Freundin Magda trennen wollte, von einer Heirat ganz zu schweigen. Sie tat ihm unendlich leid. Wieder fragte er sich, wohin Eva nach dem Schuss auf ihn verschwunden sein mochte. Vermutlich hatte Felix recht, und sie war weggelaufen. Ein vager Zweifel blieb allerdings. Felix hatte ihm versprochen herauszufinden, wo sie abgeblieben war, er würde sich also in Geduld üben müssen. Ihm selbst blieb nichts übrig, als zu warten. Anděls Gedanken wanderten zu Magda. Man hatte ihr gesagt, er sei tot, hatte sie angelogen um eines angeblich höheren Zweckes willen. Konnte dieser Zweck so viel Leid wert sein, wie sie jetzt ertragen musste? Wenigstens seinen Eltern würde Felix nichts von dieser Geschichte erzählen, auch das hatte er David versprochen, nachdem dieser ihm erklärt hatte, sie seien vor ein paar Tagen wie jedes Jahr für zwei Monate zu seiner Schwester nach Australien geflogen. Anděl wollte die Kollateralschäden dieser wahnwitzigen

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