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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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hinein.
    »Ich gebe zu, du hattest recht. Hier finden wir nichts. Jedenfalls nicht, bevor der Schnee weg ist. Aber es hat gutgetan.« Ihre Gedanken wanderten zu dem herrenlosen Bein. »Weißt du, ich frage mich, warum nur das eine Bein gefunden wurde. Was hat der Täter mit dem Rest gemacht? Hat er die ganze Leiche zerlegt und in einzelnen Päckchen in den Fluss geworfen oder nur das Bein abgesägt und dann aufgegeben und den Rest im Ganzen irgendwo verscharrt?«
    »Woher soll ich das wissen? Wahrscheinlich hat er Päckchen geschnürt, deshalb ist auch noch nichts weiter aufgetaucht. Diese Überlegungen hätten wir viel angenehmer im Trockenen im Büro anstellen können, bei einer Tasse heißem Kaffee …«
    »Aber das ergibt doch keinen Sinn. Hätte er das getan, dann wären diese Päckchen nach dem Hochwasser irgendwo hängen geblieben und man hätte sie gefunden. Hat man aber nicht. – Nein, kein Aber «, fuhr sie fort, als er etwas einwenden wollte, »ich habe mich erkundigt. Nirgendwo am Fluss nördlich von Prag sind solche Päckchen oder Leichenteile aufgetaucht. Südlich davon übrigens auch nicht. Ich glaube, der Täter hat versucht, die Leiche zu zerlegen und ist daran gescheitert. Es ist schwerer, als man denkt, so etwas zu tun. Vor allem, wenn man offenkundig nicht weiß, wie man es richtig macht. Und selbst dann ist es ein ganzes Stück harter Arbeit. Von den psychischen Schwierigkeiten bei einer solchen Aktion ganz zu schweigen. Ich nehme an, er hat das abgetrennte Bein in dem Müllsack in den Fluss geworfen und den Rest dann anderweitig entsorgt – vergraben, vermutlich. Die Frage ist nur, warum hat er nicht auch das Bein vergraben?«
    »Keine Ahnung, ich bin weder der Mörder noch ein Ermittler. Frag doch Ota, der weiß so was vielleicht. Lass uns zurückfahren. Mir reicht’s. Meine Schuhe sind klatschnass.«
    »Wo könnte der Rest sein?«, sinnierte Magda weiter, ohne auf Jirkas Einwände zu achten. »Mal angenommen, der Täter hat den Rest auch hier irgendwo entsorgt …«
    »Da drüben ist Wald ohne Ende. Dann kommen Felder und noch mehr Wald. Vielleicht dort irgendwo, aber das werden wir beide wohl kaum feststellen können, wenn wir hier durch die verschneite Pampa stapfen. Hier holen wir uns nur nasse Füße und im schlimmsten Fall eine Lungenentzündung.«
    »Hm. Ich fürchte, du hast recht. Wir werden wohl oder übel warten müssen, bis es taut.« Magda ließ, unbeeindruckt von Jirkas Nörgelei, den Blick schweifen. »Was ist das da drüben?«, fragte sie und deutete auf eine Ruine auf dem Hügel jenseits der Bahngleise.
    Jirka drehte sich um. »Die Ruine da hinten? Das ist die Zřícenina na Babě . Da oben gab es mal einen Weinberg, und ein gewisser Servác Engel von Engelfluss hat dort im 17. Jahrhundert ein Sommerschlösschen mit Weinpresse bauen lassen. In irgendeinem der vielen Kriege ist es zerstört und dann als Ruine, die es bis heute ist, wiederhergestellt worden. Man fand das wohl malerisch. Abends wird das Ding aus diesem Grund übrigens angestrahlt. Man hat einen ganz schönen Blick von da oben, wenn man dergleichen mag. – Magda, lass uns zurückfahren, das ist sinnlos, was wir hier machen.«
    »Kommt man da irgendwie hin?«
    »Wohin?«
    »Na, zu der Ruine. Gibt es einen Weg dorthin?«
    »Ja, von der anderen Seite. Was willst du dort? Das ist eine steinalte Ruine, da sind nur Gestrüpp und ein paar alte Mauern. Hübsch für ein romantisches Stelldichein, aber sicher nicht bei diesem Wetter.«
    »Ich habe ein Faible für romantische Ruinen – und Gestrüpp. Egal bei welchem Wetter. Lass uns mal hinfahren.« Sie drehte sich um, ohne auf eine Antwort zu warten, und marschierte los in Richtung Jirkas Wagen.
    Jirka Kratochvíl folgte ihr missmutig. Auf halbem Weg klingelte sein Handy.
    »Ja«, meldete er sich unwirsch.
    »Wo seid ihr, verdammt?«, maulte Otakar Nebeský. »Ich brauche Magda, kann sie aber nicht erreichen. Ich stehe mir in ihrem Büro die Füße platt. Als hätte ich sonst nichts zu tun. Weißt du, wo sie ist?«
    »Frag lieber nicht. Sie hat mich in die Pampa gescheucht auf die Suche nach dem Rest zu unserem herrenlosen Bein …«
    »Habt ihr sonst nichts zu tun? Ich habe hier eine Schachtel mit verkohlten Knochen. Außerdem habe ich vorhin ein interessantes Gespräch mit einer jungen Dame geführt. Macht, dass ihr zurückkommt, aber presto.« Er legte auf.
    »Was ist?«, fragte Magda.
    »Das war Ota. Wir sollen ins Institut kommen, er hat etwas, das du dir ansehen

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