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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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sollst. Wie es sich anhörte, braucht er deine Expertise als Knochenspezialistin. Da hast du deine Leiche als Belohnung für diesen blödsinnigen Spaziergang. Herzlichen Glückwunsch.«
    Dreißig Minuten später waren sie in Magdas Büro, in dem ein ungeduldiger Nebeský mit den Fingern auf einer Asservatenschachtel trommelte.
    »Na endlich. Wurde auch Zeit.« Er schob die Schachtel zu Magda. »Verkohlte Knochen. Aus Franzensbad. Die Kollegen dort wollen wissen, ob es sich um Menschenknochen handelt.«
    Magda öffnete die Schachtel und betrachtete den spärlichen Inhalt. »Wo haben sie das denn gefunden?«
    »In einem ausgebrannten Auto. Der Kollege sagte, so was von ausgebrannt habe er noch nie gesehen.« Ota schüttelte den Kopf. »Es muss gebrannt haben wie Hölle, wenn das alles ist, was von dem Fahrer übrig geblieben ist.«
    »War es ein Verkehrsunfall?«, fragte Jirka.
    »Nein, sah wohl nicht danach aus. Der Förster hat es im Wald gefunden.«
    »Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?«, fragte er und deutete auf die verkohlten Klumpen.
    »Hm. Doch. Das sind Bruchstücke von Knochen.«
    »Das weiß ich auch schon. Aber sind es menschliche?«
    Sie nahm eines der größeren Bruchstücke in die Hand, drehte es hin und her, und nickte schließlich. »Ich denke, ja. Die Knochen sind kalziniert. Das Feuer muss sehr heiß gewesen sein, denn die gesamte organische Substanz ist verbrannt. Außer an diesem hier.« Sie legte das Knochenstück vorsichtig wieder in den Beutel. »Ich werde es mir gleich genau ansehen. Ich denke, wir kriegen aus dem Stück noch DNA raus.« Sie lächelte. Ein guter Ersatz für das herrenlose Bein. Die Ersatzhandlungen würden bis auf Weiteres kein Ende nehmen.

19
    Rozlišujeme přátele a užitečné idioty.
Přechod mezi nimi je plynulý.
    Zu unterscheiden: Freunde und nützliche Idioten.
Der Übergang ist fließend.
    Agáta Abrhámová stand auf. »Ich will Sie nicht länger aufhalten, mein Lieber, Sie haben sicher noch viel zu tun, und ich habe Sie einfach so überfallen. Ich konnte nicht widerstehen, Sie kurz zu besuchen, wo ich schon in der Nähe war. Ich danke für Ihre Gastfreundschaft.« Sie lächelte und legte den Kopf schief. »Sie haben ein kleines Juwel aus dem Sanatorium gemacht. Obwohl ich bei Weitem noch nicht alles gesehen habe.« Sie nahm ihren cremefarbenen Mantel und legte ihn über ihren Arm. Ihre große Handtasche hängte sie sich über die Schulter.
    »Meine liebe Agáta, ich muss mich für Ihren Besuch bedanken. Es wäre mir eine Freude und eine Ehre, Ihnen alles zeigen zu können, doch leider, leider muss ich noch zur Weihnachtsfeier der Belegschaft.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Sie fängt gleich an, und ich habe versprochen, ein paar Worte zu sagen. Sie hätten früher anrufen sollen, dann hätten wir gemeinsam einen Rundgang machen können. – Andererseits, wenn es Sie nicht stört, dass Sie niemanden als Begleitung dabeihaben, können Sie sich natürlich gerne alleine umsehen, immerhin waren Sie früher oft genug hier und verlaufen sich sicher nicht. Wir haben an der Substanz des Gebäudes nichts verändert, nur an der Innenausstattung. Wenn Sie also möchten – fühlen Sie sich wie zu Hause, bitte.«
    Agáta lächelte. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Edvard. Meinen Sie wirklich ? Ich wäre schon sehr interessiert … wissen Sie, ich arbeite noch immer, ehrenamtlich natürlich, in einer sozialen Einrichtung in Prag, und vielleicht könnte ich ein paar Anregungen aus Ihrem schönen Sanatorium mitnehmen. Sie haben hier wirklich Bemerkenswertes geschaffen. Ich bewundere Ihr Engagement.« Es fiel ihr nicht schwer, ihren alten Kollegen zu loben. Was sie auf ihrem kurzen Weg durch die Flure des Sanatoriums gesehen hatte, hatte sie tatsächlich beeindruckt. Man hatte offensichtlich keine Kosten gescheut und die Villa mit Stilmöbeln, fein gemusterten Tapeten und Teppichen ausgestattet. Als sie das letzte Mal hier gewesen war, hatte es noch ganz anders ausgesehen, aber das war inzwischen auch mehr Jahre her, als sie zählen mochte. Wie gut, dass sie noch immer losen Kontakt zu ihren früheren Kollegen hielt, man wusste nie, wann man sie brauchen konnte. Aber sie wusste auch, dass Edvard Filipovský immer offen für jede noch so absurde Schmeichelei war. Er gierte nach Anerkennung und Bestätigung wie andere Leute nach frischer Luft. Vor Jahren hatte sie ihn einmal vorsichtig darauf angesprochen. Er hatte gelacht und zugegeben, sich des Problems

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