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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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paranoid, Johnnyboy«, sagte Larissa und lachte. »Diese Recherche tut Ihnen nicht gut. Der Kellner versteht bestenfalls Deutsch, sicher nicht Ihr breites Amerikanisch. Jedenfalls nicht genug, um zu verstehen, was Sie sich da aus den Fingern gesogen haben.«
    »Ich sehe schon, Sie haben kein Gespür für Dinge mit wirklich weltpolitischer Bedeutung. Bleiben Sie ruhig dran an Ihrer Kinderprostitution, wenn Sie das glücklich macht. Aber glauben Sie mir, Sie verschwenden Ihre Zeit. Was Sie suchen, gibt es nicht.«
    »Woher wollen ausgerechnet Sie das wissen? Sie interessieren sich doch gar nicht dafür«, entgegnete Larissa empört.
    »Ich bin seit zwei Wochen hier, und glauben Sie mir, ich war zu jeder Tages- und Nachtzeit unterwegs, aber ich habe nichts von dem gesehen, was man Ihnen da aufgeschwatzt hat. Der Inspektor hat meiner Meinung nach völlig recht. Sie laufen einer Chimäre nach. Und einer besonders hässlichen noch dazu.«
    »Und Sie haben die Weisheit mit Löffeln gefressen, wie?« Larissa funkelte ihn ärgerlich an. »Ihre Geschichte ist doch auch nichts weiter als … als … Ach, vergessen Sie’s.« Sie machte eine wegwerfende Geste und lehnte sich mit verschränkten Armen und pikiertem Gesichtsausdruck in ihrem Stuhl zurück. Selbst der Blick aus dem Fenster war weit interessanter als diese hanebüchene Geschichte, redete sie sich ein. Und das, obwohl da draußen überhaupt nichts passierte. Es schneite nicht mal.
    »Sie meinen also, ich bilde mir alles nur ein, ja? Nun, dann will ich Ihnen noch was erzählen. Ich habe mich in Prag vor guten drei Wochen mit einer Frau unterhalten. Genau über diese Sache. Sie hat mir vieles bestätigt, was ich vermutet habe. Und sie hat mir gesagt, wer die Tschechen in der Kneipe waren. Sie hat mir ein Foto gezeigt. Und raten Sie mal, wer auf diesem Foto drauf war?« Er lehnte sich erwartungsvoll zurück.
    Larissa verdrehte die Augen. »Na, spucken Sie’s aus, bevor Sie platzen.«
    »Die vier Typen aus der Kneipe und ein fünfter Mann. Sie lagen sich praktisch in den Armen und stießen fröhlich auf irgendwas an. Vermutlich auf dieses Geschäft.«
    »Und wer ist diese Frau? Eine Fotografin der Klatschpresse?«
    John schüttelte den Kopf. »Nein, nichts dergleichen. Sie ist Abteilungsleiterin im Innenministerium. Ein Bekannter hat uns zusammengebracht, nachdem ich ihm von diesem Gespräch in der Kneipe erzählt hatte. Sie ist zuständig für organisierte Kriminalität, und sie war sehr interessiert an meiner Geschichte. Immerhin war ich Augen- und Ohrenzeuge des Gesprächs. Und ich habe die Männer auf dem Foto wiedererkannt. Eindeutig.« Er grinste zufrieden. »Na, was sagen Sie jetzt?«
    »Interessant«, erwiderte Larissa gelassen. Vielleicht, dachte sie, hatte er sich doch nicht alles nur zusammengesponnen. »Wer ist denn dieser Bekannte, der Ihnen diese auskunftsfreudige Abteilungsleiterin vermittelt hat? Auch so ein Möchtegern-Woodward wie Sie?«
    »Wenigstens laufe ich nicht nur irgendeinem unappetitlichen Gerücht nach. Sie werden schon sehen. Der Typ ist vom Finanzministerium, er hat nichts mit meiner Geschichte zu tun. Ich habe ihn vor ein paar Monaten auf einer Party kennengelernt. Interessanter Typ.«
    »Klar, was auch sonst. Ein Buchhalter …«
    »Ganz im Gegenteil, Schätzchen«, unterbrach John sie. »Nach allem, was die Urbanová angedeutet hat, denke ich, der Typ ist beim Geheimdienst.«
    Natürlich, dachte Larissa, ein Geheimagent. Langsam kam ihr die Geschichte spanisch vor. Sie setzte zu einer Frage an, aber John war schneller.
    »Ich will Sie nicht weiter langweilen. Muss noch ein bisschen arbeiten.« Er winkte dem Kellner, um zu zahlen. »Es gibt da ein Haus im Wald, das ich mir näher ansehen möchte. Der Förster hat mich darauf hingewiesen. Und übermorgen habe ich ein Stelldichein mit der Urbanová im Sbohem Rozume in Prag. Sie hat mir gestern eine SMS geschickt.«
    »Na, der Name der Kneipe passt immerhin wie maßgeschneidert zu Ihrer Geschichte – Adieu Verstand . Passender geht’s ja wohl nicht.« Sie konnte sich ein schallendes Lachen nicht länger verkneifen. Die Kneipe muss ich mir mal ansehen, dachte sie. »Sind Sie sicher, dass die Dame Sie nicht veräppelt? Wo liegt denn der Laden? Wenn es ihn überhaupt gibt …«
    »Direkt neben dem Zanzibar, wenn Sie es unbedingt wissen wollen«, erwiderte er etwas pikiert. Nachdem er bezahlt hatte, fuhr er in neutralem Ton fort: »Und Sie? Was haben Sie noch vor? Soll ich Sie mitnehmen? Sie

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