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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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bleibt denn? In der Urne war Zement, nicht mal ein Stäubchen Asche – fragen Sie Magda, die versteht ihr Handwerk. Und das Mädel aus der Kanzlei sagte, ihr Freund habe sich plötzlich beim Absacker im Pálffy verabschiedet, kaum dass sie ihm von diesem zufällig belauschten Gespräch berichtet hat. Und er wollte wissen, wo wer auch immer diesen Engel um die Ecke bringen sollte. Na, und dieser Doktor Katz hat gelogen wie gedruckt, als Jirka mit ihm geredet hat. Und der angebliche Doktor Benda ist vermutlich gar nicht in Irland, sondern der Freund von dieser Meinlová, der er erzählt hat, er arbeite beim Finanzamt – wo es, wie ich festgestellt habe, keinen Felix Benda gibt, weder mit noch ohne Doktor zum Namen.« Er schwieg einen Moment, dann erstrahlte sein Gesicht in einem glücklichen Lächeln. »Aber es gibt auch gute Nachrichten, Chef.«
    »Ach ja? Hat Kohout seine Kündigung eingereicht? Oder habe ich das alles gerade nur geträumt?«
    »Das nicht gerade, und träumen tun wir alle die ganze Geschichte leider auch nicht – ich wünschte, es wäre so. Nein, Larissa Khek ist nicht in der Stadt. Sie wissen schon, diese kleine, naseweise Reporterin, die die Mumie im Sommer aus der Versenkung gezogen hat und sich im Fall Hermes fast hätte umbringen lassen aus eigener Blödheit. Sie wird uns also nicht ins Handwerk pfuschen können.«
    Das Väterchen seufzte resigniert. »Wie beruhigend.« Er griff wieder in die Schale, die Ota im Verlauf seiner Rekapitulation all der unwahrscheinlichen Ereignisse fast geleert hatte. »Und was wollen Sie jetzt von mir? Soll ich dem Oberst auf die Füße treten? Rausschmeißen kann ich ihn leider nicht. Seine Frau spielt Tennis mit der Frau des stellvertretenden Polizeipräsidenten.«
    »Hm«, erwiderte Ota und betrachtete scheinbar interessiert die weiße Zimmerdecke, während er in trockenem Berichtston fortfuhr, »aber Kohout vögelt die Frau des stellvertretenden Polizeipräsidenten … Montags bis freitags, exakt 12 Uhr bis 12 Uhr 25. In der Wohnung des Hausmeisters des Kommissariats in der Bartolomějská. Aus Davids Büro hat man einen ausgezeichneten Blick.«
    » Wie bitte ?« Die Augen des Staatsanwalts weiteten sich bedrohlich. Er hustete, setzte sich auf und klopfte sich mit der flachen Hand auf den Brustkorb. Offenbar war ihm ein Stück Wespennest vor Schreck in den falschen Hals geraten.
    Ota sah ihn an, grinste und zuckte leicht die Achseln. »Ach, nichts weiter.«
    Otčenášek hüstelte noch einmal, schüttelte den Kopf und fuhr sich durch das graue Haar. »Also, was wollen Sie von mir, Ota?«
    »Dreierlei.« Ota zählte die Punkte an seinen Fingern ab. »Erstens möchte ich Ihre volle Rückendeckung für Ermittlungen im Fall Anděl. Zweitens will ich nicht, dass Kohout oder einer seiner Himbeerbubis irgendetwas davon erfährt. Und drittens brauche ich einen Durchsuchungsbefehl für die Wohnung von Eva Urbanová. Das ist alles. Fürs Erste.«
    Das Väterchen zog die Brauen hoch. »So. Das ist alles. Fürs Erste.« Er betrachtete nachdenklich das letzte Wespennest. Ein bezeichnendes Symbol für diesen Fall, wie er inzwischen fand. Seine Gedanken schweiften ab. Der Kohout und die Borůvková – der Polizeipräsident würde toben. Nein, er würde T-O-B-E-N. Kohout würde froh sein können, wenn er seinen Rausschmiss lebend überstehen würde, falls der stellvertretende Polizeipräsident jemals von dieser Affäre erfahren sollte. Er schmunzelte. Vize-Polizeipräsident Borůvka war trotz seines überaus zahmen Namens – Blaubeerchen –, ein großer Bewunderer der altehrwürdigen Duellkultur früherer Jahrhunderte. Und ein ebenso großer Sammler der entsprechenden Schusswaffen, die allesamt funktionsfähig waren, wie er gelegentlich am Schießstand vorzuführen pflegte. Ein guter Schütze war er auch. Der Staatsanwalt riss sich mit Mühe aus diesen verhältnismäßig angenehmen oder doch wenigstens amüsanten Gedanken. Aber dieser tragische Fall, Anděls Fall – Wespennest war ein recht schwacher Ausdruck für das, was ihnen möglicherweise bevorstand, wenn der Geheimdienst, Rechtsanwalt Kafka und irgendeine Mafia tatsächlich ihre Finger im Spiel hatten. Hineinstechen oder nicht hineinstechen, nehmen oder nicht nehmen, das war hier die Frage. Doch im Grunde beschäftigte ihn nur der Teil, der sich mit dem Wespennest befasste. Dass er alles Menschenmögliche tun würde, um den Mörder – oder den Beinahe-Mörder, wenn die drei recht hatten – von David Anděl zu

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