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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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einen Freund verraten, indem ich aus diesem Sanatorium abgehauen bin … Meine Freundin …« Er seufzte. Der Gedanke an Magda und was sie seinetwegen durchmachen musste, schmerzte ihn. »Ich hoffe, sie und meine Freunde werden mir das alles verzeihen können …«
    »Ich bin keine Idealistin, David, da missverstehen Sie mich«, erwiderte sie. »Ich verfüge nur über etwas mehr Lebenserfahrung als Sie – so um die fünfzig Jahre mehr, wenn ich mich nicht täusche. Glauben Sie mir, Narben – physische wie psychische – haben in der Regel die Tendenz zu heilen. – Und was die Vergebung angeht: Wer auf Vergebung spekuliert, gesteht eine Schuld ein, die er nicht hat.«
    »Das steht auch in dem Buch. Aber in meinem Fall liegen die Dinge etwas anders.« Er lächelte. Offensichtlich hatte sie das Buch weit gründlicher studiert, als sie vorhin angedeutet hatte. »Ich möchte Ihnen gerne erzählen, warum ich hier bin – was zu dieser absurden Situation geführt hat.« Es beeindruckte ihn, dass sie ihn noch nicht danach gefragt hatte. Sie nahm die ganze Sache mit einer Gelassenheit hin, um die er sie beneidete. Trotzdem hatte sie ein Recht darauf zu erfahren, in was sie sich hatte von ihm hineinziehen lassen.
    »Gerne, wenn es Ihnen hilft, Ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen. Wir haben noch ein ganzes Stück Weg vor uns.«

23
    Zbírám látku na román, který jsem už napsal.
    Ich sammle Stoff für einen Roman,
den ich schon geschrieben habe.
    Larissa stand knietief im Schnee vor einem hölzernen Gartentor und klingelte zum dritten Mal. Diesmal Sturm. Im Haus rührte sich nichts. Sie seufzte. »Tja, er ist wohl nicht da.« Das Försterhaus am Waldrand bestand aus einem hübschen Fachwerkgebäude mit geschnitzten Giebeln, weißem Putz und rot gestrichenen Holzbalken und Fensterläden, umgeben von einem großen Garten, den ein grün getünchter Holzzaun einfasste. Das ganze kleine Anwesen wirkte gepflegt, wie aus dem Bilderbuch. Auch die Lage, fand Larissa, war wunderschön. Rundherum nur Wald, Wiesen und Felder und unweit der Amerika-See.
    »Hm, sieht ganz so aus«, stimmte John Ketchum zu. »Und was wollen Sie vom Förster wegen dieser angeblichen Kinderprostitution?« Er steckte die Hände tief in seine Anoraktasche und zog fröstelnd die Schultern hoch.
    »Na, er läuft doch den lieben langen Tag und halbe Nächte durch seinen Wald«, sagte Larissa, »vielleicht hat er etwas gesehen, das mir weiterhilft. Der Inspektor war jedenfalls keine Hilfe.«
    »Wollen Sie hierbleiben und warten? Verdammt kalt hier.«
    Larissa pustete sich warme Luft in die Hände. »Nein, ich komme ein anderes Mal wieder. Fahren wir zurück. Tut mir leid, dass ich Sie hierhergelotst habe.« Sie zuckte mit den Schultern. Für einen weiteren Versuch würde sie den Bus nehmen müssen, was ihr gar nicht behagte.
    »Kein Problem, ich helfe gerne aus. Nur möchte ich jetzt gerne was Warmes trinken. Mir frieren bald die Füße ab. Wie wäre es mit einem Kaffee? Da hinten war doch ein Restaurant oder so was.«
    Zehn Minuten später saßen sie im Café Restaurant Amerika und hielten dampfende Tassen in den Händen. Sie waren die einzigen Gäste. John hatte Larissa unterwegs erzählt, dass er schon seit zwei Wochen in der Gegend sei, auf den Spuren des hiesigen Bergbaus. Er schrieb für verschiedene amerikanische Blätter, aber eigentlich war er dabei, den ultimativen mitteleuropäischen Roman zu schreiben. Sein Großvater sei nach dem Zweiten Weltkrieg einige Jahre in Paris geblieben, um den Durchbruch als Maler zu schaffen, und er selbst trete nun sozusagen in dessen Fußstapfen – allerdings als Schriftsteller. Ob der Großvater denn den erhofften Durchbruch geschafft habe, wollte Larissa wissen, die sich bei Johns Erzählung an den Film Ein Amerikaner in Paris erinnert fühlte. Und an die zahllosen jungen Amerikaner, die – in der gleichen Absicht wie John – in den Neunzigerjahren die Prager Kaffeehäuser bevölkert hatten.
    »Na ja, wie man’s nimmt. In Amerika hatte er später eine kleine Galerie in Los Angeles. Das Beste, was aus seiner Zeit in Paris geblieben ist, war meine Großmutter, sie ist Französin. Aber ich werde es schaffen«, versicherte er mit einem selbstgewissen Lächeln. »Ich habe zwar erst die ersten drei Kapitel fertig, aber das Gerüst steht. Ich muss nur noch Zeit zum Schreiben finden. Zwischendurch muss man ja auch noch Geld verdienen.«
    »Um was geht es denn in Ihrem Roman?«, fragte Larissa, die sich hin und wieder

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