Reinen Herzens
finden, war selbstverständlich, darüber brauchte er keine Sekunde nachzudenken. Der Verlust eines seiner besten Ermittler schmerzte ihn nicht nur aus professioneller Sicht, er hatte den Kommissar auch als Mensch sehr geschätzt und gern gemocht. Wäre da nicht noch die eine oder andere Sache, die ihn, seit Ota angefangen hatte zu erzählen, zunehmend beschäftigte. Rote Rosen … da war doch erst kürzlich etwas gewesen …
»Nehmen Sie’s nur. Ich habe schon Magenschmerzen davon«, sagte Ota und strich sich zufrieden über den Bauch.
»Ich fürchte, die werde ich auch noch kriegen«, erwiderte das Väterchen zweideutig und schnappte sich den letzten Mohikaner der Wespennester. Er würde nachher eine ausgiebige Runde im Internet drehen. Die roten Rosen gingen ihm nicht aus dem Kopf.
»Wie sieht’s aus, Chef?«, wollte Ota wissen. Er brannte darauf, endlich mit den inoffiziellen Ermittlungen anzufangen, aber er wollte auch den Staatsanwalt im Boot wissen.
»Selbstverständlich haben Sie meine Rückendeckung, Ota, bei allem, was Sie in Anděls Fall unternehmen. Und was unseren Oberst angeht, der erfährt von mir nicht mal die Uhrzeit, falls er danach fragen sollte.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Äh, sagen Sie … Sie haben nicht zufällig … ähm … Fotos gemacht? … Sie wissen schon, von … hmm …« Er wedelte ein bisschen mit einer Hand in der Luft herum.
»Sei bereit, ist das Motto des Pfadfinders«, erwiderte Ota und grinste breit. »Meda und David haben’s übrigens auch gesehen.«
»So. Hm. Gut zu wissen … Verlieren Sie die Kamera nicht. Man kann nie wissen.« Er lächelte vielsagend. »Na, dann machen Sie sich mal an die Arbeit. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, Anruf genügt. Ich danke Ihnen, dass Sie sich für Ihren Partner so hartnäckig reinhängen. Sie sind ein guter Mann, Inspektor. Das wird nicht zu Ihrem Schaden sein, das verspreche ich Ihnen.«
»Danke, Chef. Sehr freundlich von Ihnen. Ist doch selbstverständlich …« Er schwieg einen Moment. »Chef, … äh …«
»Ja?«
»Na ja, der dritte Punkt. Ich brauche einen Durchsuchungsbefehl für Eva Urbanovás Wohnung.«
Der Staatsanwalt lehnte sich nach vorn, faltete die Hände auf dem Schreibtisch und betrachtete sie nachdenklich. Schließlich sah er wieder auf. »Ich wüsste nicht, wie ich den ausstellen soll, ohne dass Kohout irgendwie davon erfährt. Leider.«
»Ich verstehe.« Ota nickte. Das hatte er befürchtet. »Dann muss ich mir was anderes einfallen lassen. Vielleicht gibt es die Tage ja eine Telefonstörung im Haus – oder so was. Mir fällt schon was ein.« Der Gedanke amüsierte ihn. Er war ein großer Fan von Agenten- und Spionagegeschichten. Einmal richtig verdeckt arbeiten, das wäre mal was anderes.
Das Väterchen betrachtete ihn amüsiert, dann lächelte er. »Das wird nicht nötig sein, Ota. Ich werde Ihnen helfen. Ich habe einen Schlüssel zu ihrer Wohnung.«
Ota starrte den Staatsanwalt wie vom Donner gerührt an. »Sie … Sie … haben was ? … Wie … ich meine …«
»Wir haben uns im vergangenen Frühjahr näher kennengelernt … na ja, Sie ist eine hübsche, intelligente Frau in den besten Jahren, alleinstehend … und ich bin seit drei Jahren Witwer … Es kommt, wie’s kommt …« Er zuckte etwas verlegen die Achseln.
»Natürlich. Keine Frage. Wie’s halt so kommt. So kommt’s.« Otas Gehirn ratterte vor sich hin – vergangenes Frühjahr … ein Schlüssel zu ihrer Wohnung … War am Ende der Staatsanwalt auch ein Kandidat für Evas Schwangerschaft? »Aber wenn Sie Eva Urbanová so gut kennen und einen Schlüssel zu ihrer Wohnung haben, Chef, dann wissen Sie doch vielleicht, wo sie ist? Wir können sie nämlich nicht finden.«
»Nein, tut mir leid. Die ganze Sache hat sich nach zwei, drei Monaten aufgelöst … Wir sind wieder getrennte Wege gegangen. Wir hatten zu verschiedene Auffassungen von manchen nicht ganz unerheblichen … ähm … Dingen. Aber sie wollte, dass ich den Schlüssel behalte, für alle Fälle. Wir sind Freunde geblieben, wie man so schön sagt. Aber ich habe seit Wochen nichts mehr von ihr gehört. Zuletzt vor – lassen Sie mich rechnen … ja, es muss gute drei, vier Wochen her sein. Ich habe sie in der Stadt getroffen. Sie hatte ein bisschen zugenommen, aber es stand ihr ausgezeichnet.«
Er weiß es also nicht, dachte Ota. Auch gut. Er würde ihm die Sache mit Evas Schwangerschaft sicher nicht auf die Nase binden. Es hatte keinen Sinn, die Dinge
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