Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
gerade diese Behandlung ein Teil der Folter sein sollte.
Ich wollte gerade aufstehen, als die Tür kraftvoll aufgestoßen wurde. Bloomquvist stand völlig atemlos in der Tür. „Wir müssen hier so schnell wie möglich weg. Der Innenminister hat gerade eben die Präsidentin erschossen und nun will er sich selbst zum Präsidenten machen.“
Fassungslos sah ich ihn an und im ersten M oment hatte ich kein Wort verstanden.
Bis mich Bloomquvist am Arm packte und schnellstens aus dem Raum zerrte. Ich bemühte mich , einigermaßen mitzulaufen.
„Noch viel schlimmer ist, dass er dir die ganze Sache anhängen will, Serah.“
Maximilian hielt sich die Nase und dabei lief er wutentbrannt durch die Korridore. Er war auf der Suche nach einer dieser Maschinen, denn alleine hätte er sich hier nicht mehr herausgefunden.
Bis ihm plötzlich der Leiter der Anlage begegn ete. „Was ist mit ihnen passiert, Herr Innenminister?“
„Mein Begleiter, dieser Herr Gustavson, war o ffensichtlich kein Freund der Regierung. Er war ein Verräter, wenn man es genau sagen will.“
Entgeistert sah der Leiter drein. „Aber wir haben ihn doch eingehend überprüft. Alles an seiner Identität war in Ordnung.“
„Scheinbar sind ihre Überprüfungen nicht sonderlich zuverlässig“, spottete der Innenminister. Er versuchte, die Blutung seiner Nase irgendwie zu unterdrücken.
„Kommen sie, wir sollten wieder in mein Büro zurück. Ich lasse diesen Verräter dann suchen.“
Maximilian nickte. Er folgte dem kleinen Mann in sein Büro zurück. Nicht einmal den Weg zurück hätte er wieder gefunden.
„Ich weiß, du bist schwach auf den Beinen, aber wir müssen uns wirklich beeilen. Maximilian hat zwar einen Schlag von mir abbekommen, aber ich befürchte, dass ihn das nicht für lange Zeit au sschalten wird“, erklärte Bloomquvist.
Ich war überrascht, dass er zu solchen Mittel zu greifen bereit ist.
So langsam gewöhnten sich meine Beine an die Belastung, auch wenn ich noch immer sehr hungrig war. Sobald wir aus diesem Lager ausgebrochen sind, musste ich etwas essen.
Mir schien es so, als wüsste Bloomquvist sehr genau, welchen Weg wir nehmen müssten. Ich hätte mich schon nach wenigen Minuten heillos verlaufen.
Wir bewegten uns geradewegs auf einen gläsernen Korridor zu. Dies war der erste Gang, der anders aussah als der Rest.
„Bitte siehe nicht hin!“, mahnte mich Bloomq uvist noch, doch ich hatte den leblosen und aufgeschnittenen Körper bereits erblickt. Dieses grausam verzerrte Gesicht, das all den Schmerz auszudrücken vermochte, denn dieser Mann in den letzten Minuten seines Lebens erfahren haben muss.
Doch wir hatten keine wirklich Zeit, um zu tra uern. Wir mussten weiter.
Während unserer Flucht habe ich vollkommen das Gefühl für die Zeit verloren. Doch irgendwann erreichten wir schließlich eine weitere Tür, die sich von den zahllosen anderen bisher abhob.
Kraftvoll und mit der Schulter voran stieß Bloomquvist diese Tür auf. Helles Licht und der weiche Hauch des Windes kamen mir entgegen. Ein Moment verging und ich konnte mich wieder orientieren.
Wir befanden uns auf dem Dach eines großen Gebäudes und direkt vor uns lag ein merkwürdig aussehendes Gefährt. Es war lang gezogen, fast wie der Zug, den ich in der Station gesehen hatte, aber dieses Gefährt war nicht einmal halb so groß. Es war sehr viel geschwungener.
Bloomquvist zerrte mich zu diesem Gefährt hin, doch ich zögerte. Daraufhin wandte er sich zu mir um. „Keine Angst, das ist ein Gleiter. Diese Dinger fliegen durch die Luft und ich glaube, dass das Fliegen dir gefallen wird.“
Ich nickte ihm zu und folgte.
Er drückte auf eine leicht hervortretende Fläche, die sich direkt neben einer Scheibe des Gefährts befand. Es öffnete sich eine Art Tür.
„Du musst durchsteigen“, sagte Bloomquvist zu mir gewandt. Im Inneren des Fahrzeugs befanden sich zwei Sitze. Ich stieg vorsichtig ein und bemü hte mich, nicht die zahllosen Knöpfe im Inneren zu berühren.
Der Leiter des Lagers konnte es nicht glauben. Er stand nach wie vor mit einem weit offen stehe nden Mund in der Tür seines Büros. Sein fassungsloser Blick ruhte auf dem Leichnam der Präsidentin. Ihr Blazer hatte sich bereits tiefrot verfärbt.
„Schenken sie ihr nicht zu viel Beachtung“, spo ttete Maximilian, als er an dem kleinen Mann vorüber lief und direkt auf den Schreibtisch zu. Er drückte auf einen Knopf, der sich direkt
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