Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
mitansah.
Der Soldat schaute nur fragend auf den unteren Teil des Torsos. „Dann müssen wir die Beine jetzt auch noch da herausholen?“
Der Offizier neigte seinen Kopf, sah in den Wagen hinein und winkte ab. „Wird keiner bemerken, denke ich.“
Der Soldat zog den Körper schwerfällig über den Boden zu einer schwarzen Plastikplane, auf der bereits andere Leichen, zu einer Pyramide gest apelt, lagen.
„Drei Kreuze wenn wir hier fertig sind“, sagte der Offizier seufzend.
„Was wird mit denen geschehen?“, fragte der Soldat, als er sich den Schweiß von der Stirn wusch.
Der Offizier zuckte mit den Schultern. „Man sagt es uns nicht. Entweder erhalten die echt eine B eerdigung, was ich, unter uns gesagt, nicht glaube.“
„Oder man entsorgt sie einfach“, fügte der Soldat selbst hinzu.
Der Offizier nickte. „Ich denke, dass eher ihre Variante zutreffen wird.“
„Dafür kommen wir garantiert in die Hölle“, sa gte der Soldat mit ängstlicher Stimme.
Es war relativ schwer , dieses Gebäude zu umlaufen, denn es gab nirgends eine Möglichkeit sich zu tarnen. Keine Gebüsche, nicht einmal hohes Gras und der Wald war einige Kilometer vor der Anlage gerodet worden.
„Besser gesichert als jede andere Anlage, was?“, fragte ich Sam verunsichert. In meinem Kopf hatte ich diese Mission bereits abgeschlossen. Wir ha tten keine Chance.
„Wir müssen einen Weg finden“, sagte Sam mit dieser enormen Entschlossenheit. „Los, wir laufen noch eine Runde, Serah.“ Sie hatte kaum die Wo rte ausgesprochen, da ist sie auch schon losgelaufen.
Ich hatte Mühe ihr zu folgen.
Gleichzeitig musste ich auch immer darauf achten, dass mich keine Kamera oder Wache sehen konnte.
Und dann blieb Sam ganz unvermittelt stehen. Ich konnte nicht mehr so schnell stoppen und lief deswegen in sie. Doch das störte sie nicht weiter. Stattdessen zeigte sie mit einem breiten Grinsen auf die Anlage.
Ich brauchte einen kleinen Moment, um mich zu orientieren, und dann sah ich ihn auch. Einen Riss in der Mauer, der gerade einmal breit genug war für einen kindlichen Körper. Hier war nicht einmal eine Wache oder Kamera stationiert.
„Meinst du, dass wir da durch passen?“, fragte ich verunsichert.
„Lass es uns probieren.“
„Frau Bunansa?“ Maximilian stürmte in den Vo rraum seines Büros.
Seine Sekretärin saß an ihrem Schreibtisch und wälzte Akten. „Ja, Herr Präsident?“
„Wissen sie, wer dieser Mann im Parlament war?“ Maximilian wusste ganz genau, dass seine Sekretärin jede öffentliche Übertragung des Parlaments verfolgte.
„Nein, aber ich kann es gerne für sie her ausfinden.“
„Danke.“ Erst jetzt lief der Präsident weiter in sein eigenes Büro.
Er wollte unbedingt wissen, wer dieser neue Pa rlamentarier war, der ihm solche Fragen stellte. Dieser Mann könnte möglicherweise ein Problem werden.
Der Präsident nahm auf seinem Schreibtischstuhl Platz und ruhte sich kurz aus. Es war eine harte Debatte und er fürchtete wirklich ein Misstrauen svotum.
Um sich zu entspannen, schaltete er seinen Fer nseher ein und sah sich die Nachrichten an. Es waren wieder die typischen Übertragungen über die drohenden Aufstände.
Immer mehr wurde dem Präsidenten bewusst, wie kritisch die Lage der Union war. Sie drohte auseinanderzubrechen und seine einzige Möglic hkeit, sie zusammenzuhalten, war die zweitausendeinhundertfünfzigste Verordnung.
Aber wollte er die Union wirklich zu einer polize istaatähnlichen Einrichtung wandeln?
Ich presste meinen Körper in den Riss. Wah rscheinlich würden meine Klamotten hier zerreißen, aber wenigstens wäre ich dann in der Anlage gewesen.
Währenddessen deckte Sam meinen Rücken. Sie hielt Ausschau nach Wachen.
Mit einem letzten Ruck zwängte ich meinen Körper wieder aus dem Riss heraus und beinahe fiel ich dabei hin, denn ich holte zu viel Schwung. Dann drehte ich mich zu Sam herum. „Ich bin drin. Jetzt kannst du folgen.“
Sie wandte sich zu mir herum, als sie meine Stimme hörte und dann nickte sie entschlossen. Sie zwängte zuerst ihr Bein in den Riss. Sie hatte genauso viel Mühe wie ich. Um sie zu unterstü tzen, reichte ich ihr die Hand und zog sie zusätzlich. An der bröckeligen Wand fand man kaum einen Halt, an dem man sich hätte weiterziehen können. Doch letztlich schaffte sie es ebenso durch den schmalen Riss in der äußeren Mauer.
Wir fanden uns auf einem großen Platz wieder, der mit
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