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Reinlich & kleinlich?! - wie die Deutschen ticken

Titel: Reinlich & kleinlich?! - wie die Deutschen ticken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yannik Mahr
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Griechenland zum Beispiel, Portugal, Spanien und Irland vielleicht. Pro Jahr pumpt die Bundesrepublik sowieso mehr als sechs Milliarden Euro in die Europäische Union. Um Partnerländer, die noch schlechter mit Geld umgehen können als man selbst, vor der endgültigen Insolvenz zu bewahren, kommen perspektivisch 120 Milliarden Euro dazu. So viel stellt Deutschland an Garantien für den Euro-Krisenfonds zur Verfügung und damit auch zum Schutz eben der Währung, die der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl unbedingt haben wollte.
    Seiner Nach-Nachfolgerin Angela Merkel bleibt angeblich nichts anderes übrig. Die Rettung des Euro sei, wie so vieles andere, „alternativlos“, pflegt sie zu sagen, weil beispielsweise eine Trennung in einen (starken) Nord- und einen (kaum wahrnehmbaren) Süd-Euro katastrophale Folgen für die deutsche Exportwirtschaft hätte. Die Griechen, Spanier und Portugiesen könnten sich dann wahrscheinlich nicht einmal eine Packung Schrauben Made in Germany leisten.
    Deshalb zahlen wir, und weil es angesichts einer Staatsverschuldung von rund 2000 Milliarden Euro sowieso nicht drauf ankommt, hat der Bund in der Finanz- und Wirtschaftskrise 480 Milliarden Euro für das größte Hilfspaket in der Geschichte der Republik lockergemacht.
    Sie, liebe Leserinnen und Leser, wissen natürlich, dass das Geld für die Ärmsten der Armen ist, für Menschen am Rande der Gesellschaft, für die Verspotteten und Ungeliebten.
    Für die Banker eben.

Wir wollen die D-Mark zurück!

    Nach der Lektüre einiger der vorangegangenen Kapitel könnte man meinen, die Deutschen hätten ein gestörtes Verhältnis zum Geld. Doch das war nicht immer so. Es gab eine Zeit, in der die Menschen in diesem Land ihre Währung liebten, und die ist gar nicht so lange her. Was waren wir alle stolz auf die D-Mark, die härteste Währung von allen, der Beweis für das Wiedererstarken einer gerade noch am Boden liegenden Nation!
    Die D-Mark war damals, was heute das Mülltrennen ist: der kleinste gemeinsame Nenner. Und selbstverständlich war das Erste, was die Menschen aus Ostdeutschland von jenen aus dem Westen bei der Wiedervereinigung bekamen, ein Bündel nagelneuer Scheine. Das „Begrüßungsgeld“ war beinahe so wichtig wie das frische Obst, das davon gekauft wurde.
    Ja, die Deutschen lebten gut mit ihrer D-Mark, und sie herzten sie dafür. Das nicht besonders ansehnliche Zehnpfennigstück wurde zärtlich „Groschen“ genannt, die Fünfmarkmünze hieß „Heiermann“, die größeren Scheine „Zehner“, „Zwanni“ und „Hunni“. Für uns waren sie wie Freunde, je mehr, desto besser, und selbstverständlich freuten wir uns wie kleine Kinder, wenn wir einen Pfennig auf der Straße fanden. Das brachte Glück! Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert! Mit zehnmal Bücken hatte man schließlich schon einen Notgroschen zusammen.
    Schöne, alte Zeit.
    Dann kam ausgerechnet jener Bundeskanzler, dem wir die deutsche Einheit und damit eine deutliche Verbreiterung des D-Mark-Geltungsbereichs zu verdanken hatten, auf die Idee, die Erfolgswährung abzuschaffen. Die Älteren werden sich erinnern, auch an die großen Protestbewegungen gegen die Einführung des Euro. Sie nutzten alle nichts. Während andere Länder ihre Bürger darüber abstimmen ließen, ob sie ihr bisheriges, zum Teil wertloses Geld behalten oder neues haben wollten, entschieden in Deutschland einfach die Parlamente darüber. Das Ergebnis ist bekannt und gerade für die Ostdeutschen bitter: Innerhalb von neun Jahren mussten sie sich zum zweiten Mal an eine neue Währung gewöhnen.
    Was heißt hier gewöhnen? Gehören Sie nicht auch zu denen, die jahrelang, ach, seien wir ehrlich: bis heute von Euro in D-Mark umrechnen? Die sich selbst beim Kauf dieses Buches gefragt haben, ob das denn wirklich 25 D-Mark wert ist? Die es nicht fassen können, dass eine Tasse Kaffee inzwischen umgerechnet fünf Mark kostet? Und die Bild -Zeitung, sozusagen das Grundnahrungsmittel der deutschen Presseerzeugnisse, 60 Cent? War das nicht gerade noch der Preis in Pfennig gewesen?
    Nein, wir haben die D-Mark nicht vergessen, und es rührt fast zu Tränen, wenn Obdachlose in deutschen Innenstädten fragen: „Haste mal ne Mark?“, und die Supermarktkassiererin in der Brieftasche des stark sehbehinderten 90-Jährigen einen Glückspfennig findet!
    Apropos finden: Jedes Jahr entdecken Zehntausende Deutsche in Kellern, auf Dachböden und unter Matratzen versteckte oder vergessene

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