Reise durch die Sonnenwelt
verschwor sich, daß sein Felsen auf Formentera ihm günstigere Verhältnisse geboten hätte!
Der letzte Axthieb erfolgte am 4. Januar. Man hörte die Steintrümmer in das Innere des Centralkamines hinabrollen. Lieutenant Prokop beobachtete mit Sicherheit, daß sie nicht lothrecht hinunterstürzten, sondern mehr längs der Wände zu gleiten schienen, wobei sie da und dort gegen vorstehende Steine anstießen. Der Centralkamin mußte also geneigte Umfassungswände haben und folglich auch leichter gangbar sein.
Diese Schlußfolgerung bewahrheitete sich.
Nach Erweiterung der gewonnenen Oeffnung bis zu dem Durchmesser, daß sich ein Mensch hindurchzwängen konnte, begaben sich Lieutenant Prokop und Kapitän Servadac, ihnen voraus Ben-Zouf mit einer brennenden Fackel, in den Centralkamin. Dieser folgte, unter einem Neigungswinkel von höchstens fünfundfünfzig Grad, einer schief verlaufenden Linie. Man vermochte in demselben also, ohne einen unglücklichen Fall zu befürchten, langsam hinabzusteigen. Ueberdies zeigten die Wände zahlreiche Risse, kleine Vertiefungen und Vorsprünge, so daß die Füße unter der weichen Decke von Asche stets einen sicheren Stützpunkt fanden. Es rührte das von der nur kurzen Dauer der Eruption her, welche unzweifelhaft erst seit dem Zusammenstoße der Gallia mit der Erde bestand, wobei jene einen Theil der Erdatmosphäre mit sich riß, so daß die Wände also durch die Lavamassen noch nicht abgeschliffen waren.
»Schön, rief Ben-Zouf, hier ist also die Treppe! Entschuldigen Sie, daß sie noch nicht ganz fertig wurde!«
Kapitän Servadac und seine Gefährten begannen vorsichtig hinabzuklimmen. Es fehlten allerdings, um mit Ben-Zouf zu reden, so manche Stufen, und sie brauchten fast eine halbe Stunde Zeit, um in der Richtung nach Süden zu eine Tiefe von fünfhundert Fuß zu erreichen. Die Wände des Centralkamines zeigten da und dort wohl gewisse Ausbuchtungen; keine derselben setzte sich aber in Form einer Galerie weiter fort.
Ben-Zouf erleuchtete alle mit seiner Fackel, so daß man den Hintergrund dieser Höhlen sehen und sich überzeugen konnte, daß keine derselben, ähnlich den oberen Etagen des Nina-Baues, sich weiter in die Bergmasse hinein verzweigte.
Freilich blieb den Gallia-Bewohnern keine Wahl. Sie mußten in ihrer Lage die Hilfe annehmen, wie sie sich ihnen darbot.
Kapitän Servadac’s Hoffnung schien sich übrigens zu bestätigen. Mit jedem weiteren Eindringen in die tieferen Bergschichten nahm die Temperatur merkbar und in steigendem Maße zu. Man hatte es auch nicht mit einer einfachen Steigerung der Wärmegrade, wie in den Bergwerken der Erde, zu thun. Eine örtliche Ursache veranlaßte hier vielmehr eine schnellere Temperaturzunahme. Im tiefen Grunde verrieth sich schon die Quelle dieser Wärme. Es war ja keine Kohlengrube, sondern ein Vulkan, den sie hier untersuchten.
In der Tiefe dieses Vulkanes, der nicht erloschen war, wie man hätte befürchten können, brodelten noch die Lavamassen. Wenn sie jetzt auch aus unbekannten Gründen nicht bis zu ihrer Kratermündung aufstiegen, um nach außen abzufließen, so durchdrang ihre Wärme doch alle Grundmauern des Bergkegels. Ein Quecksilber-Thermometer, das Lieutenant Prokop mitgenommen, und ein Anerold-Barometer, welches Kapitän Servadac bei sich hatte, zeigten beide, letzteres die Tiefenlage ihres Standortes unter der Meeresfläche, jenes die progressive Zunahme der Temperatur. Sechshundert Fuß unter der Oberfläche des Kometen zeigte die Quecksilbersäule sechs Grad über Null.
»Sechs Grad, sagte Kapitän Servadac, ist noch etwas zu wenig Wärme für Leute, welche den Winter über mehrere Monate lang eingesperrt bleiben sollen. Versuchen wir, noch tiefer zu gehen, da ja überall ein hinreichender Luftwechsel stattzufinden scheint.«
Durch den geräumigen Krater des Berges und die weite Oeffnung an seiner Seite zog die Luft wirklich in vollen Strömen. Es hatte den Anschein, als würde sie von diesen Tiefen angesaugt und gleichzeitig eignete sie sich hier besser zum Athmen. Man durfte also ungestraft wagen, soweit hinabzugehen, bis man eine zusagende Temperatur antraf.
Die Wanderer gelangten noch vierhundert Fuß unter das Niveau des Nina-Baues und erreichten damit eine Tiefe von zweihundertfünfzig Metern unter dem Gallia-Meere. Hier zeigte das Thermometer zwölf Grad Celsius über Null, also eine hinreichende Temperatur, so lange sie keine Veränderung erlitt.
Die drei Männer hätten auf dem schrägen
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