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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Lavawege leicht noch weiter vordringen können. Doch, wozu sollte das dienen. Bei aufmerksamerem Lauschen vernahmen sie auch schon ein dumpfes Getöse – ein Beweis, daß sie von dem Feuerherde des Innern nicht weit entfernt waren.
    »Bleiben wir hier, sagte Ben-Zouf, wer zu frostig ist unter unseren Kolonisten, der mag noch tiefer hinunter kriechen, wenn es ihm Spaß macht! Aber alle Wetter, ich für meinen Theil finde, daß es schon hier gehörig warm ist.«
    Es handelte sich nun darum, zu wissen, ob es thunlich wäre, sich in diesem Theile des Berges wohl oder übel häuslich einzurichten.
    Hector Servadac und seine Begleiter saßen eben auf einem etwas vorspringenden Felsen, von welchem Platze aus sie die Stelle, an der sie weilten, beim Scheine der Fackel genau mustern konnten.
    Um wahr zu sein, mußte man freilich gestehen, daß sie nicht besonders einladend aussah. Der Centralkamin bildete hier durch eine locale Ausweitung nur eine Art tiefer Höhle, welche allerdings geräumig genug war, die ganze Kolonie aufzunehmen. Eine den gewohnten Bedürfnissen entsprechende Einrichtung mochte hier nur schwer durchzuführen sein. Ueber und unter der Hauptausbuchtung fanden sich zwar kleinere Höhlen von genügendem Umfange, um die Nahrungsmittel und andere Vorräthe darin unterzubringen, auf besondere Zimmer für Kapitän Servadac und Graf Timascheff mußte man aber jedenfalls verzichten. Einen kleinen, etwa für Nina zu bestimmenden Schlupfwinkel fand man noch in der Nähe. Im Uebrigen mußte man sich auf ein völlig gemeinschaftliches Leben einrichten. Die Haupthöhle bildete dabei den Speisesaal, das Wohnzimmer und den Schlafraum. Nachdem sie eine lange Zeit hingebracht, wie Kaninchen in ihrem Baue, sollten die Kolonisten sich nun in die Erde verkriechen wie Maulwürfe und so wie diese vegetiren – ohne sich der Wohlthaten des langen Winterschlafes dieser Thiere zu erfreuen.
    Es konnte jedoch nicht schwer werden, diese Höhle mittels Lampen und Laternen zu erleuchten. An Oel fehlte es nicht, da das Hauptmagazin noch mehrere Fässer desselben enthielt, ebenso wie eine gewisse Menge Weingeist, welcher zur Bereitung einiger warmer Speisen diente.
    Von einer gänzlichen, ununterbrochenen Einsperrung während des ganzen Gallia-Winters konnte ja nicht die Rede sein. Voraussichtlich würden die Kolonisten doch in möglichst warmer Kleidung entweder den Nina-Bau oder auch die Uferfelsen besuchen. Außerdem trat an sie die Nothwendigkeit heran, sich mit Eis zu versorgen, das durch Einschmelzung den ganzen Wasserbedarf der Gesellschaft zu decken bestimmt war. Einer nach dem Anderen sollte sich dieser beschwerlichen Aufgabe unterziehen, bei der es sich darum handelte, neunhundert Fuß hoch emporzuklettern und mit einer schweren Belastung ebenso tief zurückzukehren.
    Nach sorgsamster Besichtigung entschied man sich dafür, daß die kleine Kolonie in diese dunkle Höhle übersiedeln und sich daselbst wohl oder übel häuslich einrichten sollte. Die einzige Aushöhlung sollte Allen als Wohnstätte dienen. Alles in Allem waren Kapitän Servadac und seine Gefährten damit ja nicht schlechter gestellt als die Schiffer, welche in arktischen Gegenden überwintern. Man benutzt in solchen Fällen nämlich, am Bord der Wallfischfahrer ebenso wie in den Faktoreien Nordamerikas, niemals eine Mehrzahl von Zimmern und Cabinen, sondern begnügt sich mit einem einzigen geräumigen Saale, in welchen die Feuchtigkeit weniger leicht Zugang findet, und richtet dann seine Aufmerksamkeit vorzüglich auf die Ecken, an welchen die Condensation der Wasserdünste am leichtesten stattfindet. Dazu ist ein großes, hohes Zimmer leichter zu lüften und zu erwärmen, und folglich auch der Gesundheit zuträglicher. In den Forts des hohen Nordens richtet man gewöhnlich eine ganze Etage, in den Schiffen das ganze Zwischendeck in dieser Weise ein.
    Lieutenant Prokop, der mit den Gebräuchen und Lebensgewohnheiten in den Polarmeeren aus Erfahrung vertraut war, erklärte Obiges mit kurzen Worten, und seine Gefährten entschlossen sich, in dieser Weise zu überwintern, da sie zu einer Ueberwinterung gezwungen waren.
    Alle Drei stiegen wieder nach dem Nina-Bau hinaus. Die Kolonisten wurden mit den letzten Beschlüssen bekannt gemacht und stimmten ihnen ohne Widerrede bei. Nun ging es unverzüglich an die Arbeit, die erwählte Höhle von den noch warmen Aschenresten gründlich zu säubern und das Nothwendigste von dem Materiale aus dem Nina-Baue schleunigst

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