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Reise in die arabische Haut

Reise in die arabische Haut

Titel: Reise in die arabische Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea M Ben Habibi
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auch sein übermäßiger Arbeitseinsatz.
    »Ich habe das Soccorisha als Urlaubsadresse angegeben. Es wird irgendetwas Gravierendes passiert sein, ansonsten hätten sie nicht im Hotel angerufen.«
    »Ruf zurück, dann weißt du, was Sache ist.«
    »Hier in der Hotellobby habe ich keine Ruhe. Ich kaufe mir vom Publitel eine neue Simkarte und rufe vom Handy durch.«
    Wir werfen unsere Sweatshirts über die Schultern und suchen das nächste öffentliche Telefoncafé auf. Der Wind pfeift durch unsere Haare, während wir leicht fröstelnd durch das stille Städtchen hetzen.
    Die Kabinen des Telefonanbieters sind überbesetzt. In jeder Telefonzelle pressen sich mindestens drei bis vier junge Burschen dicht aneinander.
    »Puh, diese Beznesser«, schimpft Khalid, kauft sich eine neue Simkarte und lädt Mindestguthaben auf dieselbe.
    »Hallo, hallo«, schreit er ins Mobilnetz. »Doktor Ben Amor aus Tunesien. Haben Sie im Hotel angerufen?«
    Das Gesicht meines berufenen Arztes wird aschfahl.
    Er stottert: »Sicher! … Natürlich! … Sobald als möglich!«
    Nervös taumelt er von einer Stelle zur anderen.
    »Ist nicht zu ändern. Bis dann.« 
    Khalid drückt die Austaste, geht schweigend am Verkäufer vorbei und hebt zum Abschied die Hand.
    Ich hänge mich an seinen Arm und fordere: »Sag mir sofort, was abgeht.«
    »Wir fliegen morgen zurück. Die Knusperbaum-Anstalt zahlt alle Kosten, die uns durch die Urlaubsstornierung entstehen.«
    »Aber warum?«, frage ich hochgradig enttäuscht.
    »Auf der Schizophrenie-Station im fünften Stock hat sich eine Patientin aus dem Fenster gestürzt, weil jemand vom Personal vergessen hat, die Luke zu verriegeln. Tot. Durch den negativen Stress bekam der Chefarzt einen Herzinfarkt. Intensivstation. Nun ist kein Verantwortlicher zugegen, der dem Polizistenspuk gewachsen ist. Deshalb beordern sie mich zurück.«
    Ärgerlich zische ich: »Ist zwar tragisch mit der Frau, aber …«
    Ich kenne das Theaterstück mit den psychotischen Gedanken. Eine schlimme Zeit. Wie oft bin ich nachts auf der Straße herumgerannt und mit jedem X-beliebigen Typen mitgegangen, der ein schnelles Abenteuer gesucht hat? Wie häufig bin ich auf Bäume geklettert und habe gedacht, ich bin ein Affe? Beständig habe ich mich in Gefahr begeben. War es Glück, oder war es eher Gottes schützende Hand, die mich am Leben hielt?
    Aus dieser psychotischen Kluft hat mich Khalid geholt. Heute bin ich dankbar, dass mich eine Macht am Leben ließ.
    »… wenn man depressiv ist und nicht mehr leben will, ergreift man jede Chance zur Flucht. Diese Frau hat nun ewige Ruhe. Wer weiß, was ihr alles erspart geblieben ist. Ich sage nur Elektroschocks.«
    Khalid tippt sich an die Stirn: »Elektroschocks? Du spinnst Madam.«
    »Müssen wir unbedingt unseren Urlaub wegen einer Leiche abbrechen? Ich streike ...«
    »Du fliegst mit mir nach Hause, mein kleiner Dachschaden.«
    »Ich? Niemals. Eher werde ich erneut psychotisch und hopse vom Balkon ins nächste Blumenbeet.« Wütend stampfe ich mit dem Fuß auf.
    »Damit macht man keine Witze«, ermahnt mich Khalid in seinem Ärztejargon. Ihm schwant, dass ich wieder in ein völlig verdrehtes Denkmuster zurückfalle.
    Warum verdirbt man mir permanent die Freude? Ich habe mich nach der Tunesienreise gesehnt. Khalid sollte mir die arabische Tradition und Kultur nahe bringen. Wider Erwarten kommt ein vermaledeiter Anruf dazwischen, der mich aus jeglichen Träumen reißt und meine Planung zunichte macht.
    »Ich storniere unsere Heimreise.«
    »Tu dir keinen Zwang an«, wispere ich mit traurigem Herzen.
    Khalid cancelt unseren Rückflug.
    »Gleich buche ich unseren morgigen Flug Richtung Deutschland. Diesen organisiere ich vom Hotel aus.«
    Meine grauen Zellen arbeiten auf Hochtouren. »Warte. Ich habe eine alternative Inspiration.«
    »Ich höre, Frau Möchtegernautorin.«
    Nur weil mein Kriminalroman kein Bestseller ist, muss man mich nicht eiskalt herunterkanzeln. Alter Schwede.
    »Ich bleibe im warmen Afrika.«
    »Willst du dich hier im Hotel langweilen?«
    »Ich bleibe nicht im Hotel«, indigniere ich. »Ich will bei unserer Familie wohnen.«
    »Meine Familie ist sehr religiös und traditionell. Denke an den Spruch mit den langen Ärmeln. Außerdem streiten meine Verwandten nonstop.«
    Hört, hört, jetzt ist es wieder seine Familie.
    »Ich mag deine Blutsbande. Der Familienzoff stört mich am Wenigsten.«
    »Über solchen Unsinn brauchen wir nicht zu debattieren. Du packst deinen Koffer und

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