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Reise in die arabische Haut

Reise in die arabische Haut

Titel: Reise in die arabische Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea M Ben Habibi
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weiten Welt gibt es nur Eimer. Also alles halb so schlimm.
    Ich bringe es nicht fertig, mich hier vor Jadda auf das Nachtgeschirr zu setzen. Ich hocke mich in die hinterste Ecke des Zimmers auf das Blechtöpfchen. Vor mir baue ich den Plastikstuhl auf, um mich aus Jaddas unmittelbarem Blickwinkel zurückzuziehen.
    Sie sieht mich nur schemenhaft, hört mich aber um so lauter. Das scheppert enorm, wenn man sich in eine blecherne Nachtvase erleichtert.
    Wenn Jadda auch muss, gibt es ein Problem. Über soviel Fassungsvermögen verfügt das Blechgeschirr nicht.
    »Erhöhe Jaddas Blasenkapazität«, bitte ich unseren großherzigen Allah.
    Jadda richtet ihr Bett für die Nacht. Sie sucht sich ein Laken und schüttelt ihr Kopfkissen auf.
    Ich bin zerschlagen, werde aber wachen. Für mich gibt es hier kein wohliges Schlafplätzchen.
    Madam liegt dicht an der Wand gezwängt im Bett und winkt mich heran. Um ihre Aufforderung zu unterstützen, haut sie mit der linken Hand auf die Matratze. Meine Müdigkeit lässt mir keine Alternative offen, sondern befiehlt mir, mich in die Horizontale zu befördern. Jadda stinkt nach Rheumasalbe, die mir die Luft raubt. Deshalb drehe ich mich auf die andere Seite, um der Ausdünstung auszuweichen. Jadda singt Koransuren und klopft mir im Takt auf die Schulter, bis wir darüber einnicken.
    Wir werden nicht vom Muadhin geweckt, sondern von einem mysteriösen Krawall, der im Hof stattfindet. Umgehend springe ich aus dem Bett und renne zum Fenster. Klopfend und schreiend bettele ich um Aufmerksamkeit. Ich sehe, dass Walda in meinem Kabuff ein- und ausgeht, auch Ali Baba wirft einen Blick in meine fensterlose Bude. Shirin und Jamila, die nicht zu sehen sind, schnüffeln wahrscheinlich in meinen Sachen herum, ob deutsches Erbgut zu finden ist. Allerhand, was sich meine Familie erlaubt. Mein Kreischen verschafft mir einen trockenen Mund.
    Ich traue mich nicht, heftiger an die Scheibe zu schlagen, aus Angst, dass sie zerspringt. Doppelglasfenster, wie sie in Europa zu Hause sind, existieren hier nicht.
    Ich boxe mit aller Kraft an die Tür. Es gibt einige Macken, als ich den Besenstiel zur Hilfe nehme. Dafür wird mich niemand verurteilen, denn Kratzer an Wänden und Türen sind für Tunesier irrelevant.
    Schließlich hört Walda mein Rumoren und versucht, die Tür von außen zu öffnen, was ihr ohne Schlüssel nicht gelingt. Im Hintergrund schreit Jadda arabische Floskeln. Walda presst ihre Augen an die Glasscheibe und beobachtet uns angestrengt durch das Fenster.
    »Spanner«, keife ich entnervt. Daraufhin sinkt sie beruhigt auf ihre Knie und ruft: »Elhamdulillah.«
    Walda ist nicht zu fassen. Sie soll den Schlüssel beibringen und nicht auf der Erde herumkriechen.
    Schritt für Schritt bequemt sich Jadda zum Fenster, zieht die Kabel aus dem Fernsehkasten und öffnet die Luken sperrangelweit. Ist das denn die Möglichkeit?
    Noch gestern Abend hat sie mit mir wegen des Fensters gestritten und heute Morgen sperrt sie die Glasscheiben ohne Sperenzien auf.
    Ich hangele mich durch die Öffnung und seile mich auf die Totenliege ab.
    Die ungelenkige Jadda wartet im Zimmer. Ich husche zum Nachbarhaus und wecke Mehdi. Er hat den Schlüssel so gut versteckt, dass er ihn nicht wiederfindet.
    Bergung naht in Form von Ali Baba. Er rauscht mit seinem wohlsortierten Werkzeugkasten an und hebelt die Tür mit einem Knacks auf, als wäre Türschlossknacken sein Hauptberuf.
    Jadda sputet auf das Klo.
    Ich trolle mich in mein Zimmer. Was für eine Nacht! Was für ein kompletter Wahnsinn!
    Der Muadhin ruft zum Gebet. Ich sinke auf die Knie und danke Allah, dass er uns einen Panzerknacker namens Ali Baba gesandt hat.

Patisserie
     
    Die Hochzeitsvorbereitungen laufen auf Hochtouren. Alle Frauen meiner Familie sind am Tratschen, am Planen und am Orakeln. Vordergründig stellen sie eine neue Patisserie auf die Beine.
     
    Baschkutu
    Fünf Eier,
    drei Päckchen Vanillezucker,
    drei Stück Hefe,
    200 ml Olivenöl,
    200 Gramm Zucker,
    100 ml Rosenwasser.
    Alles verrühren,
    dann ein Kilogramm Mehl unterkneten und den Teig 15 Minuten gehen lassen.
    Zu einer Rolle formen und Scheiben abschneiden.
    Die Taler werden mit gehobelten Mandeln verziert.
    Die Plätzchen bei 180 Grad zehn bis fünfzehn Minuten backen.
    Guten Appetit, aber Vorsicht, süß wie frische Datteln.
     
    Walda backt Chopz im offenen Feuerofen mit unterschiedlichen Zutaten, darunter Sonnenblumenkerne, Sesam, Kreuzkümmel, Paprika, Oliven und Kräuter.
    Wir

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